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Ganz ohne Spaten Rotha: Dorothea Süß über Alternativen in der Gartenarbeit

Von Beate Thomashausen 03.05.2020, 11:45
Dorothea Süß (links) mit Soraya (6), Darina (9), Mandy Dobers aus Wolfsberg beim Mulchen.
Dorothea Süß (links) mit Soraya (6), Darina (9), Mandy Dobers aus Wolfsberg beim Mulchen. Maik Schumann

Sangerhausen - „Ich habe noch nie in meinem Leben ein Beet umgegraben“, sagt Dorothea Süß. Wie soll das gehen? Sie hat doch ein großes Grundstück daheim in Rotha. Und in Riestedt betreut sie das Schulgartenprojekt. Da muss man doch irgendwann mal mit einem Spaten auf den Beeten arbeiten. „Nee“, lacht die Landfrau, „nur zum Bäumepflanzen. Sonst grabe ich nie.“ Ihr Geheimrezept ist das Mulchen.

Dorothea Süß (59), Mutter von sechs Kindern und Oma von acht Enkelkindern, ist im Erzgebirge aufgewachsen. Ihr Großvater hatte einen Bauernhof und musste sich tüchtig schinden, um die Äcker zu bestellen. Gleichzeitig beobachtete Dorothea Süß, dass es in den nahe gelegenen Wäldern auch blüht und gedeiht, ohne dass jemand dort groß ackern musste.

Gartenarbeit ohne umgraben

„Das hat mich zum Nachdenken gebracht und ich habe mich gefragt, warum der Wald den besten Boden hatte, ohne das man dafür etwas tun musste“, erklärt sie. Der gravierende Unterschied war die Blätterschicht, die den Waldboden bedeckt. Und diese Erkenntnis machte sie sich später zunutze, als sie als junge Frau und Mutter in Rotha vor der Aufgabe stand, einen 4.000 Quadratmeter großen Garten urbar zu machen. „Den mit dem Spaten umzugraben, darauf hatte ich weder Lust, noch hatte ich die Zeit dazu“, gesteht sie.

Und so habe sie mit dem Mulchen begonnen. Zunächst argwöhnisch beäugt von den Nachbarn, die dem gärtnerischen Treiben der Zugezogenen erstmal mit Skepsis begegneten. Erst als Dorothea Süß erfolgreich erntete, wurden auch die Nachbarn neugierig und fanden es gar nicht mehr so abwegig, den Boden unter einer Packung aus Mist, Blättern und Rinde zu verstecken. Tatsächlich hält sich so die Feuchtigkeit besser im Boden.

„Da haben wir fünf Jahre lang weder hacken noch gießen müssen“

Mittlerweile hat Dorothea Süß sich eine Menge Wissen rund um das Verbessern von Bodenkultur und Landwirtschaft und Gärten angeeignet. Unter anderem lernte sie an der Universität in Wien vieles zum Thema Permakultur. Sie probiert aus und entwickelt eigene Methoden. Effektive Mikroorganismen bringt sie ins Spiel und verwendet Pflanzenkohle. Die Ergebnisse, die sie dabei erzielt, geben ihr Recht und haben schon manchen Kritiker verstummen lassen.

Das dick gemulchte Rosenbeet mitten im Rosendorf Rotha beispielsweise. „Da haben wir fünf Jahre lang weder hacken noch gießen müssen“, sagt Dorothea Süß. Und bei den immer trockener werdenden Jahren in der Region habe dies das Interesse zahlreicher Menschen geweckt, die mittlerweile zu Dorothea Süß kommen, um von und mit ihr zu lernen. So wie jetzt Sandy Dobers aus Wolfsberg, die mit ihren Töchtern Soraya und Darina zur Gartenakademie nach Riestedt kam. Im Garten der Grundschule Riestedt zeigte Dorothea Süß wie man richtig mulcht, welche Stoffe man dabei verwenden kann und auch welche Effekte das hat.

„Unter dem Mulch ist es auch jetzt noch feucht“, erklärt sie, „so dass man problemlos pflanzen kann.“ Der Schulgarten mitten im Dorf macht so tatsächlich Schule, denn einige Riestedter haben sich das Mulchen bereits „abgeguckt“. Dorothea Süß: „Es ist mittlerweile schon richtig kompliziert geworden, im Ort noch Mulchmaterial zu finden, weil schon so viele Gefallen daran gefunden haben.“ Und auch Landwirte habe sie bereits beraten, sagt sie. (mz)