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Rittergut Heiligenthal Rittergut Heiligenthal: In alte Mauern soll Leben einziehen

Von Frieder Fahnert 07.03.2002, 17:45

Heiligenthal/MZ. - Eine Tennis- und Schwimmhalle in Heiligenthal? Wenn es nach Christine Wildt geht, sollen die kleinen Bälle bereits im kommenden Winter in dem ehemaligen Rittergut übers Netz geschmettert werden können.

Im letzten Jahr hat Frau Wildt das alte Rittergut von der Treuhand gekauft. Und sie hat einiges vor damit. Im Rahmen der Landesinitiative "Locale" sind für das Projekt Fördergelder beantragt. Und laut Mitteilung aus dem Landwirtschaftsministerium stehen die Chancen gut für das Heiligenthaler Vorhaben.

Tennis- und Schwimmhalle sind aber nur ein Teil des geplanten Vorhabens in dem alten Rittergut. Es soll ein ländlich-kulturelles Zentrum für die Region aufgebaut werden. Dazu zählen auch ein Reiterhof sowie Übernachtungsmöglichkeiten. Außerdem, so Christine Wildt, "kann dort ein Kommunikationszentrum für die Heiligenthaler und Gäste der Gemeinde seinen Sitz finden".

Das Rittergut ist bereits 800 Jahre alt. "Es ist damit eines der ältesten Bauernwirtschaften in der Gegend und wieder aufbaufähig. Es soll wieder funktionsfähig und genutzt werden", sagt Christine Wildt.

Ein Teil des Gesamtkomplexes, das eigentliche Ritterhaus, hat Torsten Wicht gekauft. Er plant, darin auch ein historisches Museum einzurichten, in dem das Leben im 17./ 18. Jahrhundert dargestellt wird. Einige der zukünftigen Ausstellungsstücke habe er bereits. Das Rittergut steht freilich unter Denkmalschutz. Deshalb müssen alle Bauvorhaben mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt werden.

Es habe auch Überlegungen gegeben, im Rittergut eine Art Ferienlager auf dem Bauernhof für benachteiligte Kinder einzurichten. In diesem Zusammenhang habe man auch Kontakt mit dem Landkreis aufgenommen. "Aber dort hat man offenbar kein Interesse für solche Pläne", sagt Frau Wildt.

Da Christine Wildt großes Interesse an der Geschichte ihres neuen Anwesens hat, hat sie sich aus verschiedenen Quellen Auszüge aus Chroniken, die sich mit dem Rittergut beschäftigen, besorgt. Und darin ist jede Menge zu finden: Über die einzelnen Besitzer in den vergangenen Jahrhunderten wird darin berichtet. Auch Sagen ranken sich um das ehemalige Rittergut. So soll bei Vollmondnächten ein Reiter ohne Kopf mit einer Sense in der Hand dort zu sehen sein.

Eine weitere Geschichte, die mit dem Ritterhof verbunden wird, soll sich vor einigen hundert Jahren zugetragen haben. Um Mitternacht ging dort ein Sarg um, der von vier vermummten Gestalten getragen wurde. Es wagte sich um diese Zeit niemand mehr aus dem Haus. Als der Sohn des Besitzers - welcher, ist nicht überliefert - merkte, dass das Getreide auf unerklärliche Weise immer mehr abnahm und auch die Zahl der Schafe geringer wurde, passte er eines Abends den Leichenzug ab. Als nun die Gestalten mit dem Sarg erschienen, schoss er einen Schreckschuss ab. Die Träger stellten den Sarg ab. Und als er zu ihnen hin ging, erkannte er seine eigenen Arbeiter, die auf diese Weise Getreide und Schafe fortschafften.

Nach Spangenbergs Chronik sind um 1470 die Junker von Schierstedt Besitzer des Heiligenthaler Ritterhofes. Spangenberg berichtet, dass, wenn jemand von den Untertanen eine Tochter zu vermählen hatte, den Junkern von Schierstedt das Recht der ersten Nacht zustand.

Solche mittelalterlichen Bräuche will Christine Wildt als jetzige Besitzerin freilich nicht wieder einführen. Ein bisschen Leben sollte aber doch wieder in die alten Gemäuer einziehen.