Lärm und Gefahren Mit Video: Autoposer und Raser sorgen für Unruhe in Sangerhausen
Der neue Kreisverkehr in der Erfurter Straße in Sangerhausen ist nachts ein Anziehungspunkt für sogenannte Autoposer. Mit quietschenden Reifen rauben sie Anwohnern den Schlaf. Mehr dazu auch im Video.

Sangerhausen/MZ. - Es ist ein Phänomen, das mittlerweile vielerorts in Deutschland existiert. Vor allem in größeren Städten wie Berlin oder Hamburg sorgen so genannte Autoposer für Aufsehen. Mit aufheulenden Motoren ihrer oftmals getunten Pkw sind sie auf öffentlichen Straßen unterwegs und verursachen Lärm und Belästigungen. Jetzt gibt es ähnliche Beschwerden auch aus Sangerhausen – und zwar von Anwohnern des Hochhauses im Stadtteil Süd.
Ihnen machen in letzter Zeit immer wieder Raser zu schaffen, die zu nachtschlafender Zeit mit laut quietschenden Reifen im neuen Kreisverkehr in der Erfurter Straße unterwegs sind. Der ist im vergangenen Jahr für über eine Million Euro an der Westseite des 30 Meter hohen Gebäudes entstanden.
Lärmbelästigung durch Autoposer im Kreisverkehr von Sangerhausen
„Es ist einfach nur schlimm“, sagt eine Bewohnerin, die das Geschehen gut von ihrem Balkon aus beobachten kann, aber mit Namen nicht in der Zeitung erscheinen will. Sie werde immer wieder aus dem Schlaf gerissen, weil spätabends und nachts Autofahrer mit hohem Tempo Runden in dem Kreisel drehen und dann dort Bremsversuche unternehmen.
Video: "Autodrifter" rauben Anwohnern des Hochhauses den Schlaf.
(Video: Privat)Die Autos sollen so offenbar zum Übersteuern und ins sogenannte Driften gebracht werden, bei dem sich das Fahrzeug dann seitlich zu seiner eigentlichen Längsachse bewegt.
Raser nutzen nasse Straße für Driftsport
Zumeist seien die Drifter zwischen 22 Uhr am Abend und drei Uhr in der Nacht unterwegs, oft nur donnerstags, freitags oder samstags und vor allem dann, wenn es geregnet habe und die Straße nass und damit rutschig sei, sagt die Frau.
Sie fügt hinzu: Die Raser drehten mitunter fünf, sechs Runden am Stück, bevor sie dann stadteinwärts wieder verschwänden. Manchmal würden sie nach einer Runde durch die Stadt aber einige Minuten später sogar erneut zum Driften in dem Kreisel erscheinen.
Verkehrsrowdys sorgen für Unfälle im Kreisverkehr
„Man erschreckt sich jedes Mal, wenn das Bremsgeräusch kommt“, sagt die Anwohnerin. Sie schätzt, dass die Fahrer zwischen 25 und 35 Jahre alt sind. Genau könne man das in der Dunkelheit nicht sehen. Manchmal habe der Beifahrer das Fenster geöffnet und halte eine Bierflasche in der Hand.
Die Unfallgefahr sei jedenfalls hoch, besonders wenn noch jemand anders in dem Kreisel unterwegs ist. Nach Berichten von Augenzeugen sind die Drifter bereits mitten auf der Blumenrabatte des Kreisverkehrs gelandet und dort stecken geblieben. Ihr Auto habe deshalb mit vereinten Kräften dort wieder hinausgehoben werden müssen.
Andere Bewohner des Hochhauses bestätigen die Angaben. „Wir warten immer, dass sie irgendwann die Stele mit dem Rosenornament treffen“, sagt eine Frau, die auch in dem Mehrfamilienhaus wohnt. Die vom Künstler Gregor Doc Davids geschaffene 4,50 Meter hohe Säule aus sogenanntem Cortenstahl mit der Aufschrift „Willkommen“ steht mitten auf dem Kreisel.
Ärger über mangelnde Verkehrssicherheit in Sangerhausen
Die Rentnerin fügt aber hinzu: Sie habe „durchaus Verständnis für die Fahrer. Wenn man jung ist, will man sich ausprobieren.“ Da andere Angebote fehlten, seien junge Leute mit ihren Autos halt in dem Kreisel unterwegs.
So seien die Raser auch ein Zeichen für ein gesellschaftliches Manko, das es in Sangerhausen gebe. Sie betont: Die Stadt habe jedenfalls ihr Ziel klar verfehlt, die Erfurter Straße mit dem Abriss der Fußgängerbrücke und dem Bau des Kreisverkehrs sicherer zu machen.
Polizei-Kontrollen angekündigt: Diese Strafen drohen Autofahrern
Die Polizei, von Anwohnern informiert, will nun am Kreisel verstärkt nach dem Rechten sehen. Sie sieht zumindest den Anfangsverdacht eines illegalen Autorennens. „Wir sind sehr dankbar für solche Hinweise“, sagt Polizeisprecherin Steffi Schwan. „Die Kollegen werden den Kreisverkehr nun verstärkt im Blick haben und Feststellungen ahnden“, kündigt sie an. Die Raser sollten sich deshalb offenbar nicht allzu sicher fühlen.
Allein die Teilnahme an illegalen Straßenrennen, bei denen niemand gefährdet wurde, kann mit bis zu zwei Jahren Freiheits- oder einer Geldstrafe geahndet werden. Dazu sind eine ganze Reihe Nebenstrafen, wie Fahrverbote oder Punkte in Flensburg, möglich. Den Kreisverkehr permanent zu überwachen, sei allerdings nicht möglich, appelliert Schwan aber auch an die Vernunft der Fahrer.