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Prozessauftakt am Landgericht Prozessauftakt am Landgericht: Ittig bezeichnet sich als mittellosen Mann

Von Silvia Zöller 24.02.2003, 17:12

Halle/Rollsdorf/MZ. - Ob Ittig - so wie es in der Anklage formuliert ist - wirklich einen Schaden von 8,7 Millionen Mark zu Lasten des Abwasserzweckverbandes "Süßer See" verursacht hat, indem er zwei Mitbewerber zu Scheinangeboten überredet hatte, dazu wollte der derzeit Arbeitslose vorerst nichts sagen. Hintergrund: Das Verfahren gegen einen ursprünglich mit angeklagten Architekten wurde gegen die Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 25.000 Euro eingestellt. Über eine ähnliche Lösung für Ittig wollen sich Staatsanwaltschaft und Verteidigung bis zum nächsten Prozesstag Gedanken machen. "Aber über die Höhe des Geldbetrages gibt es noch Differenzen", hieß es am Montag.

Im Falle einer solchen Einigung ist im Gegenzug ein Geständnis des Angeklagten üblich. Logischerweise standen somit auch einzig die wirtschaftlichen Verhältnisse des gelernten Maurers und späteren Chefs eines Firmen-Imperiums im Mittelpunkt seiner Aussage vor Gericht. "Bis 1994 war alles in Ordnung", spielte Ittig auf den Zeitpunkt des Baus der Kläranlage an. Ein neun Monate andauernder Prozess in Bielefeld habe jedoch sein Firmen-Pool zerstört, zu dem neben der Baufirma noch ein Aluminiumpresswerk, eine Elektronikfirma und "fünf bis sechs" Ingenieurbüros gehörten. 1997 habe er Konkurs angemeldet, 300 Mitarbeiter entlassen müssen, so der Angeklagte. Ein Haus und ein Hotel in der Schweiz, mehrere Grundstücke - auf all seinem Eigentum liegen Sicherungshypotheken oder es ist verpfändet, beteuerte Ittig. Im Vorjahr leistete er einen so genannten Offenbarungseid.

Dennoch fanden die Ermittler auf der Festplatte des Computers seiner Tochter einen Brief, den sich der Vorsitzende Richter Klaus Hermle nicht erklären konnte: "Selbst wenn dein Imperium untergeht, hast du doch noch genug Geld, um gut leben zu können", soll die junge Frau sinngemäß geschrieben haben. Der wortgewandte Unternehmer hatte jedoch eine Erklärung hierfür parat: Dies sei so gemeint, dass seine Tochter ihm finanziell helfen wolle. Die Frage nach Auslandskonten verneinte Ittig, der vor einem halben Jahr seine Lebenspartnerin geheiratet hat.