Projekt in Sangerhausen Projekt in Sangerhausen: Wer ist Wilhelm Schmied?

Sangerhausen - Jetzt sind Ferien. Auch für alle Schüler, die sich sonst mit Kunst und Künstler beschäftigen. Eine Schüler des Schollgymnasiums sind aber mit der Gewissheit in die Ferien gegangen, zu wissen, wer Wilhelm Schmied war. Das wussten sie nämlich bis vor kurzem nicht.
Kunstlehrerin Kathleen Fischer hatte in verdutzte Gesichter geblickt, als sie den Namen Wilhelm Schmied an die Tafel schrieb: Wilhelm Schmied. „Wer?“, fragten ihre Zehntklässler fast einstimmig. Denn während Künstler wie Monet oder van Gogh zumindest vage Erinnerungen wecken, war dieser Mann doch ein völlig Unbekannter. Der Sangerhäuser, von dem zuvor niemand gehört hat, sollte plötzlich Thema der nächsten Zeichnungen werden.
Sie habe gewusst, dass dies eine Herausforderung werde, sagte Fischer, Lehrerin am Geschwister-Scholl-Gymnasium. Seit gut zwei Jahren versucht jetzt der Wilhelm-Schmied-Verein das Werk des 1984 verstorbenen Malers bekannter zu machen, doch bis zu den Schülern ist die Initiative noch nicht vorgedrungen. Dabei ist doch gerade das Schollgymnasium ein Ort, der fest mit dem DDR-Künstler verbunden ist: Im Treppenhaus hat er sich mit einem Wandbild verewigt.
Viele sind Schmied-Kunstwerken schon begegnet, ohne es zu wissen
Den Jugendlichen war das bisher gar nicht klar, gaben sie ausnahmslos zu, als Fischer ihre erste Stunde über Schmied begann. Was folgte, war der große Aha-Effekt: „Von dem ist doch auch das Mosaik im Bahnhof“, sagte jemand, und auch an vielen anderen Orten ist schon irgendwer aus der Klasse auf Schmied gestoßen, ohne es zu wissen.
Sein Stil, der Sozialistische Realismus, ist völlig vom Lehrplan verschwunden, DDR-Kunst werde ausgeblendet, erzählte Fischer. Als der Schmied-Verein nach einer Schule suchte, die mit ihm ein Jugendprojekt startet, entschied sie sich trotzdem, dem bekannten Sangerhäuser eine Chance zu geben. Und an dieser Stelle kam Eva-Maria Müller ins Spiel. Sie war Mitglied von Schmieds Zeichenzirkel, hat bei ihm gelernt und erzählte im Gymnasium jetzt von ihrer Zeit dort.
„Und hier war die DDR plötzlich gar nicht mehr so weit weg“, sagte Fischer. Denn Schmied habe ja stets Motive aus seiner Heimat gemalt: Schachthalden, Kupferhütten oder auch mal Fußballer. Das tat ihre Klasse dann auch. Zu Papier kamen etwa das Rosarium, die Halde „Hohe Linde“ oder auch die Thyrabrücke bei Berga – ein wenig im Stil vom Schmied, aber auch ziemlich individuell.
Das Experiment rund um Wilhelm Schmied habe ganz gut geklappt, freute sich die Lehrerin. Jetzt ist sie neugierig, wie der Maler auf jüngere Schüler wirkt. Mit der 6. Klasse will sie nämlich in der Bergwerksbahn Richtung Mansfeld fahren, um dort zu zeichnen, wo auch der Künstler oft gesessen hat.
Und der Schmied-Verein plant noch weiter: Die Schüler sollen helfen, ein altes Malbuch, das der Maler seiner Tochter anfertigte, zu bearbeiten. In der Weihnachtszeit soll es fertig sein. (mz)