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Porträt über jungen Mann aus Guinea-Bissau Porträt über jungen Mann aus Guinea-Bissau: "Ankommen in Deutschland"

Von Helga Koch 08.10.2016, 16:00
Volker Erfurt, Samba Bah, René Brodmann und Reymond Spranger (v. l. n. r.) in der Werkstatt, in der mit Metall gearbeitet wird.
Volker Erfurt, Samba Bah, René Brodmann und Reymond Spranger (v. l. n. r.) in der Werkstatt, in der mit Metall gearbeitet wird. Ralf Kandel

Oberröblingen/Sangerhausen - „Einer von Hundert?“ René Brodmann, Geschäftsführer der Sangerhäuser Firma Kasanit, schaut zu Samba Bah und schmunzelt.

Der 20-Jährige, um den es geht, stammt aus Guinea-Bissau. Seit Ende 2014 lebt er in Deutschland, ohne Familie oder Verwandte hier zu haben: „Ist schwer.“ Er hat einen Asylantrag gestellt und wohnt in einer Gemeinschaftsunterkunft in Sangerhausen, alle zwei Monate telefoniert er mit seiner Mutter. Doch er wolle unbedingt hier bleiben „für den Rest des Lebens“.

Modellprojekt „Ankommen in Deutschland“ der Innova Pro Bildung

Samba gehört zu einer Gruppe von rund 100 Flüchtlingen, die seit einem Jahr am Modellprojekt „Ankommen in Deutschland“ bei der Innova Pro Bildung teilnehmen konnten. „In den ersten 14 Tagen haben wir die Situation erfasst“, berichtet Regionalleiter Reymond Spranger, „und sehr viele Einzelgespräche geführt.“ Denn wer in Deutschland eine Ausbildung absolvieren will, so wie Samba, braucht vor allem Sprachkenntnisse und eine Vorbildung. Jeder bringe andere Voraussetzungen mit. Sechs Flüchtlinge, freut sich Spranger, hätten Arbeit gefunden.

Die deutsche Sprache ist kompliziert, Samba lernt eifrig. Im Unterricht, den Heidi Wicht bei der Innova gibt. Er übt schreiben. Und Mathematik. In der Werkstatt, in der er sich in verschiedenen Bereichen ausprobieren konnte, sind Vokabeln und Redewendungen hinzugekommen. Er hat einen imposanten Kleiderständer aus Holz und Metall gebaut, den Gabelstaplerschein gemacht und schweißen gelernt - angeleitet durch Volker Erfurt, der Samba längst auch in die Basketballmannschaft gelotst hat.

Wenn alles weiter so läuft wie bisher, wird der 20-Jährige nächstes Jahr eine Ausbildung bei Kasanit als Konstruktionsmechaniker beginnen. Denn dort werden dringend junge Leute gesucht. „Drei Komma fünf Jahre“, sagt Samba, Brodmann lacht. Der Kontakt zu den insgesamt 20 Mitarbeitern in der Firma sei gut und Samba ein klassisches Beispiel: Trotz seiner schlechten Deutschkenntnisse habe er „den absoluten Willen, hier was zu reißen und vorwärts zu kommen. Er sieht die Firma, er geht mit Freude an die Arbeit. Es macht Spaß, ihn mit ins Boot zu holen, er rudert mit.“

Gute Zusammenarbeit zwsichen Agentur, Firma und Kreis

Dass der Neu-Sangerhäuser diesen Weg einschlagen konnte, dazu trügen viele Stellen bei, sagt Spranger. Es gebe eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz, der Firma Kasanit und der Sangerhäuser Agentur für Arbeit. Samba erhalte eine Einstiegsqualifizierung und besuche jede Woche einen Tag die Berufsschule in Eisleben. Dank der spezifischen Vorbereitung auf den Beruf sei er sicher, knüpft Brodmann an, „dass er’s schafft“. Zumal Politik und Agentur für Arbeit einen Schritt nach vorn getan hätten. „Wir brauchen politische Entscheidungen, um was zu ändern. Und Erfolgserlebnisse.“ Nicht nur bei der Integration von Flüchtlingen, sondern genauso für Deutsche, die von Hartz IV leben.

Heide Jüttner von der Innova weiß, dass man nicht jeden Flüchtling in eine Firma schicken kann. Oft fehlten Sprachkenntnisse oder soziale Kompetenzen. Unentschuldigte Fehlzeiten akzeptiere kein Chef. „So sehr wir uns bemühen - wichtig ist, dass die Leute mitziehen.“ Samba macht es ja vor. Brodmann und Spranger nicken sich zu. So, wie sich Samba ins Zeug legt, sei er wohl einer von Tausend. (mz)

Aus Holz und Metall hat Samba Bah (li.) den Kleiderständer gebaut.
Aus Holz und Metall hat Samba Bah (li.) den Kleiderständer gebaut.
Kandel