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Pilzart Königs-Röhrling Pilzart Königs-Röhrling: Bedrohte Art im Naturschutzgebiet Questenberg wiederentdeckt

Von Steffi Rohland 05.10.2014, 20:40
Jürgen Peitzsch ist seit über 40 Jahren Pilzberater. Sein Wissen gibt er bei Wanderungen gern weiter.
Jürgen Peitzsch ist seit über 40 Jahren Pilzberater. Sein Wissen gibt er bei Wanderungen gern weiter. Steffi Rohland Lizenz

Questenberg - Der Pilz ist winzig klein und voller Maden. Doch Jürgen Peitzsch freut sich riesig. Kein Wunder, es ist sein erster Fund dieser Art. Er hat den Königs-Röhrling wiederentdeckt. 1998 ist der Pilz im Naturschutzgebiet Questenberg letztmalig gefunden und seither vergeblich gesucht worden. Aber nicht zum Essen. Pilzberater Peitzsch sucht ihn, weil der Königs-Röhrling auf der Roten Liste steht.

Wenn andere Leute zurzeit mit Körben und Beuteln „in die Pilze gehen“, denken sie vor allem an leckere Pilzmahlzeiten. Sie unterscheiden also in essbare und giftige Arten. Den Pilzberater aus Wettelrode dagegen interessieren längst nicht nur die Speisepilze. Er geht des Öfteren auch auf Pilzsuche für die Wissenschaft.

So hat er zum Beispiel die Aufgabe übernommen, das Vorkommen an Pilzen in den Kernzonen des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz zu untersuchen. Dafür wird jeder einzelne Pilzfund ausführlich dokumentiert. Schon mehrmals haben ihn dabei hochspezialisierte Mykologen unterstützt, die von der Vielfalt der Pilzvorkommen im Südharz begeistert waren.

Jürgen Peitzsch, Jahrgang 1940, führt schon seit Jahrzehnten Aufzeichnungen zu den Pilzfunden. Viele hat er selbst gemacht, aber auch alle Pilzberatungen dokumentiert. So kann er die Entwicklung der Fundstellen verfolgen.

Kürzlich über 50 Pilzarten entdeckt

Bei einem zweistündigen Rundgang über die Obere und Untere Hirschallee in Stolberg hat er kürzlich über 50 Pilzarten entdeckt - und natürlich dokumentiert. Zu seinen Funden gehörten die sehr variantenreichen Täublinge, außerdem Schleierlinge, Reizker und Risspilze bis hin zum Düsteren Röhrling oder Leberpilz. Auch verschiedene Korallenpilze und drei Arten von Stäublingen hat Peitzsch auflisten können. Ein großes Exemplar des Strubbelkopfröhrlings nahm er bereits für die bevorstehende Pilzausstellung bei der Reservatsverwaltung mit.

Beim Sammeln sollte man nur die Pilze mitnehmen, die man als essbar erkennt. Überalterte Exemplare sollten stehen bleiben. Zum Transport eignen sich luftige Behältnisse wie Körbe oder Kartons, aber auf keinen Fall Plastiktüten, denn die Pilze dürfen nicht gequetscht werden. Auch essbare Pilze entwickeln sonst Gifte, die zu „unechten Pilzvergiftungen“ führen können. Pilze sollten aus dem Boden herausgedreht werden.

Die Basis ist ein wichtiges Bestimmungsmerkmal. Keinesfalls sollte man sich darauf verlassen, dass angefressene Pilze genießbar sind. Wildtiere und Schnecken können Giftpilze fressen, die für Menschen lebensgefährlich sind. Ein Pilzbestimmungsbuch zur Hand zu haben, ist gut. Sobald Unsicherheiten über die Genießbarkeit bestehen, sollte man Pilze stehen lassen oder einen Pilzberater fragen. Die Beratung ist kostenlos.

Von Pilzmahlzeiten sollte man etwas aufbewahren. Fühlt man sich nach dem Essen unwohl, spürt Kreislaufprobleme oder Brechreiz, ist ein Arzt aufzusuchen.

Frische Pilze werden am Samstag, 11. Oktober, 10 bis 16 Uhr, im Verwaltungsgebäude des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz in Roßla, Hallesche Straße 68 a, ausgestellt. Dort werden auch Funde bestimmt. (sro)

Wenn er beim Bestimmen allein vom Aussehen nicht weiter kommt, probiert er den Geschmack. Ein bitterer Geschmack verrät manchmal den Unterschied zwischen essbaren und ungenießbaren Pilzen. Bei der Feinbestimmung eines Becherlings kann sogar ein Papiertaschentuch helfen: Der austretende Saft färbt es gelb.

Passendes Pilzwetter in den vergangenen Wochen

„Viele Pilzarten sind allerdings nur noch unterm Mikroskop zu unterscheiden“, sagt der Experte. So füllt sich sein Behältnis zwar mit Pilzen, aber nicht für den Kochtopf, sondern für die Wissenschaft. Als Vorsitzender der Ökologiestation in Sangerhausen gibt der Wettelröder sein Wissen gern weiter, traditionell bei der alljährlichen Wanderung an den Pferdeköpfen bei Grillenberg. Das passende Pilzwetter der vergangenen Wochen hat ihm über 30 Mitwanderer beschert, die auch alle eine Pilzmahlzeit mit nach Hause nehmen konnten.

Seine eigene Ausbeute waren dagegen Neufunde für die Kartierung: nämlich der Rotschuppige Raukopf, der Flockige Faserling und der Rotknollige Schirmpilz. „Überraschenderweise gab es in diesem Gebiet keine Pantherpilze“, stellt Peitzsch fest. „Dafür aber viele Grüne Knollenblätterpilze. Vor denen muss ausdrücklich gewarnt werden.“ (mz)