Pausenbrote und kuriose Fundstücke Pausenbrote und kuriose Fundstücke: Putzen XXL bei der Verkehrsgesellschaft Südharz

Sangerhausen - Langsam rollt der Bus an das große Tor heran. Das öffnet sich nach oben, der Bus fährt in die Halle hinein, bis das Stop-Zeichen rot aufleuchtet. Ein Summen, dann setzen sich die riesigen Bürstenwalzen in Bewegung, winzige Düsen sprühen Wasser auf den Lack und die großen Scheiben. Rotierend bewegen sich die Walzen an den Seiten entlang und über das Dach hinweg. Schmutz und Schlamm laufen als braune Brühe in den Ausguss, Stück für Stück kommt unter dem Winterdreck wieder leuchtendes Blau und Weiß zum Vorschein.
Bus werden witterungsbedingt teilweise täglich gewaschen
Eine Waschanlage für Busse funktioniert im Grunde nicht anders als eine für Pkw, in der Otto Normalfahrer sein Auto putzen lässt. Es ist halt alles ein paar Nummern größer. Und so ein Bus wird auch öfter gewaschen als die meisten Privatautos. „Bei dem Schmuddelwetter, wie wir es jetzt haben, eigentlich täglich“, sagt Ute Kraft, die Pressesprecherin der Verkehrsgesellschaft Südharz.
Für die 32 Busse, die im Raum Sangerhausen im Einsatz sind, betreibt die VGS auf ihrem Betriebshof in der Rosenstadt eine eigene Waschanlage. Ab minus fünf Grad bleibt die allerdings geschlossen - sonst würden schon nach wenigen Metern im Freien die Türgummis zufrieren.
Auch innen werden die Busse nahezu täglich gereinigt, sagt Ute Kraft. Der Müll wird eingesammelt, die Flure durchgewischt. Einmal die Woche ist zusätzlich das große Programm dran, inklusiv Polster reinigen und Armaturenbretter wienern. All das erledigen Mitarbeiter einer externen Reinigungsfirma nach einem festgelegten Putzplan, den Auftrag vergibt die VGS alle paar Jahre neu.
Busse im Schülerverkehr müssen teilweise auch zwischen den Touren gereinigt werden
Nicht immer klappt das Ganze als späte Schlussreinigung am Ende des Tages, oft wird auch ein Stopp zwischen den Touren eingelegt. Dann kann es passieren, dass sich schon am Nachmittag wieder Müll im Bus ansammelt, erzählt Gerhard Schmidt, der Dienststellenleiter des VGS-Betriebshofs in Sangerhausen. Denn im Schülerverkehr werden die nicht aufgegessenen Schnitten vorzugsweise am Nachmittag auf der Heimfahrt im Bus „entsorgt“. Damit zu Hause die volle Brotbüchse nicht auffällt.
Überhaupt, der Schülerverkehr. Der zählt für die Busse zu den härtesten Belastungsproben. Da werden die Rücklehnen der Sitze bemalt oder angekokelt, die Polster aufgeschlitzt. „Das passiert eigentlich jede Woche“, sagt Ute Kraft und ärgert sich. „So ein Bus hat ja den Wert eines Hauses.“ Wie mancher damit umgeht, ist für sie kaum zu begreifen. Aber natürlich seien nicht alle Schüler so. Wie immer ist es die Handvoll, die sich nicht benehmen kann und für den allgemeinen Ärger sorgt.
Manche Verschmutzung passiert aber auch nicht mutwillig. Busfahren und Übelkeit - das klassische Duo. Wenn es zum Schlimmsten kommt und sich tatsächlich jemand übergeben hat, wird der Bus sofort aus dem Verkehr gezogen und ein Austauschfahrzeug übernimmt die Tour.
Allzu oft passiere das zum Glück aber nicht, sagt Gerhard Schmidt. So gut wie jedes Mal bleiben jedoch Sachen im Bus liegen. Die Klassiker: Turnbeutel, Regenschirme, Fahrausweise. Und jetzt im Winter natürlich Schals, Mützen und Handschuhe, wobei auch hier der Schülerverkehr ein Schwerpunkt ist. „Nur auf ihre Smartphones passen sie zu hundert Prozent auf“, sagt Gerhard Schmidt und schmunzelt.
Kuriose Fundstücke in den Bussen
Mitunter gibt es auch kuriose Fundstücke. So blieb in Hettstedt schon mal ein verwaistes Gebiss im Bus zurück. In der Regel sammelt der Fahrer in der so genannten Wendezeit zwischen zwei Touren die Fundstücke ein. Wenn ein Ausweis dabei ist, versucht man, die Leute zu erreichen. Ansonsten werden die Fundsachen ein halbes Jahr lang aufbewahrt.
Der Bus in der Maxi-Waschanlage steht inzwischen sauber und tropfnass da. Zusammen mit dem Wasser haben die Düsen Entkalker und Ablauftrockner aufgesprüht. Das soll dafür sorgen, dass keine Tropfenspuren auf Lack und Scheiben zurückbleiben.
Busfahrer Ronald Sperk springt trotzdem aus seinem Führerhaus, geht nach vorn und zieht mit einem Wischer mit langem Stiel die großen Frontscheiben noch mal ab. Und dann kann der Bus blitzblank wieder starten - bis zum nächsten Putz-Stopp in Sangerhausen. (mz)