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Patienten zeigen Verständnis

Sangerhausen/Roßla/MZ. - Mit einer zerschrammten Nase kam Sascha Parsche zur Praxis von Gerald Gasse in Roßla. Der 19-jährige Lehrling hatte auf seiner Arbeitsstelle einen Arbeitsunfall. "Die Nase ist wahrscheinlich gebrochen", mutmaßte er. Trotzdem reagierte er gelassen, dass er diesmal nicht von seinem Hausarzt behandelt werden kann. "Was soll ich machen? Da werde ich wohl nach Rottleberode fahren müssen." Auch die nahe gelegene Arztpraxis von Dr. Evelyn Globig hatte geschlossen. Dort stand Ada Apel aus Wickerode an der Tür. "Eigentlich brauche ich dringend Insulin", meinte die 72-jährige Frau und registriert: "Da haben sie also doch heute zu. Na, dann müssen wir eben morgen wieder rüber fahren. Vielleicht findet sich wegen des Insulins in der Apotheke eine Lösung." Sie zeigte dennoch für die Aktion ihr Verständnis. "Wissen Sie, meine Schwiegertochter ist selbst betroffen. Sie arbeitet in einer Praxis in Sangerhausen. Vielleicht erreichen sie ein bisschen von dem, was sie sich ...

Von Manfred Deideck und Steffi Rohland 16.01.2006, 17:26

Mit einer zerschrammten Nase kam Sascha Parsche zur Praxis von Gerald Gasse in Roßla. Der 19-jährige Lehrling hatte auf seiner Arbeitsstelle einen Arbeitsunfall. "Die Nase ist wahrscheinlich gebrochen", mutmaßte er. Trotzdem reagierte er gelassen, dass er diesmal nicht von seinem Hausarzt behandelt werden kann. "Was soll ich machen? Da werde ich wohl nach Rottleberode fahren müssen." Auch die nahe gelegene Arztpraxis von Dr. Evelyn Globig hatte geschlossen. Dort stand Ada Apel aus Wickerode an der Tür. "Eigentlich brauche ich dringend Insulin", meinte die 72-jährige Frau und registriert: "Da haben sie also doch heute zu. Na, dann müssen wir eben morgen wieder rüber fahren. Vielleicht findet sich wegen des Insulins in der Apotheke eine Lösung." Sie zeigte dennoch für die Aktion ihr Verständnis. "Wissen Sie, meine Schwiegertochter ist selbst betroffen. Sie arbeitet in einer Praxis in Sangerhausen. Vielleicht erreichen sie ein bisschen von dem, was sie sich erhoffen."

"Die Ärzte brauchen wir für das Volk. Die da oben haben ihre Ärzte und Privilegien. Wenn ich für eine Routineuntersuchung etwas bezahlen muss, stimmt doch da was nicht", sagt der 70-jährige Egon Stolze aus Sangerhausen. "Es kommt sowie so nichts dabei heraus", meinte ein Passant, der seinen Namen nicht nennen will. Vor geschlossenen Türen standen die Patienten auch im Ärztehaus Südwest in Sangerhausen. Bei Notfällen sollten sich die Patienten nach Eisleben oder Nordhausen wenden, lautet der Hinweis. Grit Enke, Inhaberin der Bären-Apotheke und Pressesprecherin der Apotheker des Landkreises Sangerhausen, äußerte ihr Verständnis für den Aktionstag, obwohl am Montag weniger Rezepte eingelöst worden seien und dies den Verlust einer größeren Summe an Einnahmen bedeutete. "Es kann aber nicht sein, dass immer weniger Ärzte für immer mehr Patienten da sind", sagte sie. Ihrer Meinung nach müsste es aber möglich sein, Mediziner, die in Deutschland studieren, zu verpflichten, zunächst hier für eine bestimmte Zeit zu praktizieren, bevor sie ins Ausland oder in lukrativere Gegenden abwandern. Seite3