Oldtimertreffen Oldtimertreffen: Raritäten werden in Hackpfüffel präsentiert

Hackpfüffel - Im Geschwindigkeitsrausch auf einer Triumph T2 Nürnberg ohne Tacho. Jawohl, richtig gelesen! Ohne Tacho. 1927, dem Baujahr der Triumph von Sven Schröter, wurden die fahrbaren Untersätze ohne die Messanzeige gebaut. Wer restauriert, setzt auf Originaltreue. Genau die steht unter Bestandsschutz, erzählt Schröter den immer stetig neugierigen Besuchern, die sich um sein Zweirad versammelt haben. Das sind viele zum Oldtimertreffen in Hackpfüffel am Sonnabend.
85 Oldtimer werden in Hackpfüffel den Besuchern präsentiert
Seit elf Jahren wird das Oldtimermotorradtreffen von Eckhardt Wolf organisiert. Mit jedem Jahr hat sich das Teilnehmerfeld vergrößert. Seine Wunschzielstellung, die magischen 100 Oldtimer im Hackpfüffeler Park zu knacken, hat sich bislang noch nicht erfüllt. Die nächste Chance bietet sich beim nächsten Treffen am 19. August 2017 ab 11 Uhr im Park mit anschließender Ausfahrt um 13 Uhr. (sus)
Unter den Traditionsveranstaltungen in der Oldtimerszene ist die inzwischen elfte Auflage der Treffens in Hackpfüffel bereits eine Institution. 85 blank polierte Motorräder der vergangenen Jahrzehnte reflektieren das Sonnenlicht und funkeln wie Edelsteine. Genau wie eben solche werden sie von ihren Besitzern auch behandelt: liebevoll.
Nur an Sonnenscheintagen werden sie hervorgeholt. Unter den eingeschweißten Oldtimerfreunden werden die motorisierten Schätzchen als „Garagengold“ bezeichnet.
Der 36-jährige Roßlaer Sven Schröter hat im letzten dreiviertel Jahr Großes geleistet: die Maschine einmal komplett zerlegt und wieder zusammengebaut. Die schwarze Lackoberfläche und die vorn angebrachte Gaslampe spiegelt den Stand von 1927 wieder. Darüber hinaus sind an der Triumph nur Originalteile verbaut worden. „Bisher habe ich etwa 14.000 Euro investiert“, erzählt der Bäcker.
Für weniger als 20.000 Euro würde er sich niemals trennen. Seine Triumph ist heutzutage eine Seltenheit auf den Straßen. 1.003 Fahrzeuge sollen damals verkauft worden sein, hat er sich informiert. „Mir ist bekannt, dass es jetzt gerade einmal acht gibt – weltweit“, sorgt er für erstaunte Blicke.
Arbeiter mussten für Zweiräder lange sparen
Das Zweirad soll etwas für die Betuchteren gewesen sein, ergänzt er und nennt vergleichsweise Preise von durchschnittlich 1.450 Mark. Ein Arbeiter musste für solch eine Triumph mit einem Monatsgehalt von etwa 90 Mark lange sparen. Die derzeitigen Ausfahrten dienen noch der feinen Fehlersuche und -lösung. Mögliche Maximalgeschwindigkeiten bis zu 80 Stundenkilometern reize er nicht aus.
40 bis 50 Kilometer pro Stunde – das sei sein Wohlfühltempo. Im Winter will Schröter an das älteste Oldtimermotorrad im Hackpfüffeler Park noch einen Seitenwagen anbauen. Ein völlig neues Gefühl, wissen Günther Heinze aus Beyernaumburg und Axel Ortmann aus Urbach.
Ein dreiwöchiges Fahrtraining hat dem 59-jährigen Heinze geholfen, weitestgehend mit dem unberechenbareren Gespann unfallfrei zu bleiben. Auch der ein Jahr jüngere Ortmann ist „immer wieder aufgestiegen“ auf seine Zündapp KS 601 Sport. 1981 gekauft, hat der der Werkzeugmacher das Gefährt 2006 neu aufgebaut: restauriert, grün lackiert, poliert, Chromleitungen verarbeitet.
Der Seitenwagen kam später hinzu. Das Fahren damit war ungewohnt und risikoreich. Einmal, erinnert sich der Großvater, „ist der Seitenwagen hochgegangen; ich bin diagonal weg und säße heute nicht hier, wenn im Gegenverkehr jemand gekommen wäre.“ Hohe Geschwindigkeiten sind dazu unnötig. Von dem Gefährt, Baujahr 1954, das einst in der polnischen Armee eingesetzt worden sein soll, fahren nur noch etwa 500 in Deutschland, erläutert Ortmann seinen Kenntnisstand. Heute – in diesem Zustand – würde sein Gespann für rund 25.000 Euro gehandelt.
Auch für 2017 hat er sich das Treffen in Hackpfüffel vorgemerkt, um den Austausch zu suchen – auch und gerade mit anderen Gespannfahrern. „Der Todesstoß für das Gespann war, als es mehr als ein VW Käfer gekostet hat“. Die Szene, die diese Art Geschichte vor Vergänglichkeit bewahrt, werde stetig größer, ist sich Ortmann sicher. (mz)
