Ein Leben für Singvögel Ökologiestation in Sangerhausen: Ornithologe Rainer Gebauer liebt sein Hobby

Sangerhausen - Man möchte dem langjährigen Lehrer für Mathematik, Physik und Astronomie Rainer Gebauer die Leidenschaft für seinen Beruf nicht absprechen. Aber seine wahre Leidenschaft war und ist seit jeher außerhalb der Klassenräume zu finden. Der 77-Jährige war 1992 einer der Mitgründer der Ökologiestation in Sangerhausen. Vor allem die Ornithologie hat es dem Sangerhäuser dabei angetan.
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand im vergangenen Jahr, ist er noch aktiv. „Ich helfe immer noch aus, wenn es Veranstaltungen gibt“, sagt Gebauer. Dann zeigt er Schülern Nistkästen oder beobachtet Singvögel. Schon als kleines Kind habe er sich für Vögel interessiert.
Liebe für Vögel: „Das ist mir irgendwie in die Wiege gelegt worden“
„Das ist mir irgendwie in die Wiege gelegt worden, ich weiß nicht, warum“, sagt er. Zunächst allerdings lernte er Schlosser und arbeitete bei der Mafa, ehe er 1976 Mathe und Physik auf Lehramt studierte und an der damaligen Max-Lademann-Schule unterrichtete. Die Welt der Singvögel allerdings ließ er nie aus den Augen. „Noch heute ist es so, dass, wenn jemand anruft und eine Frage zu Singvögeln hat, ich bei Rainer anrufe“, sagt Lutz Seeber, Chef der Ökologiestation.
„Leider nehmen die Singvögel in der Feldflur rasant ab“, sagt Gebauer. Braunkehlchen habe er zum Beispiel in diesem Jahr gar keine beobachten können. „Durch das Spritzen von Insektiziden fehlt den Vögeln die Lebensgrundlage“, sagt er. Jeden dritten Freitag im Monat trifft er sich mit gleichgesinnten Ornithologen zum Fachsimpeln in der „Scharfen Ecke“. „Da tauschen wir uns aus, was wir gesehen haben“, sagt Gebauer.
Gelder fehlen in der Ökologiestation in Sangerhausen
Wenn er zum Beispiel einen Raubwürger sieht, begeistere ihn das noch heute. „Die fangen die Nahrung und spießen die dann auf“, sagt er. 16 bis 20 Arten pro Wintersaison könne er am Futterhäuschen in seinem Garten beobachten. „Am häufigsten sind Kohlmeise, Blaumeise oder auch Kleiber zu sehen.“ Einmal hatten Meisen in den Nistkästen bunte Nester gebaut. „Da mussten wir erst einmal überlegen, woran das gelegen haben könnte“, erinnert er sich. Doch dann wurde schnell klar: Die Tiere hatten herumliegenden Filz gesammelt und verwendet.
Die Ökologiestation, das weiß auch das langjährige Mitglied Gebauer, hat es derzeit ziemlich schwer mit der Finanzierung. Als freiwillige Aufgabe des Kreises eingestuft, schwebt stets das Damoklesschwert von fehlendem Geld über dem Verein. Manchmal komme das Geld fürs Jahr vom Landkreis erst im August, sagt Chef Seeber. Dennoch, sagt Gebauer, sind die materiellen Zuwendungen im Vergleich zu DDR-Zeiten besser. Damals hieß es noch Station junger Technik- und Naturforscher. Schon damals hat Gebauer in seiner Freizeit an Exkursionen teilgenommen, um etwa Vögel am Stausee zu beobachten oder die Numburg mit aufzubauen. Dokumentiert habe er allerdings davon wenig. „Ich lebe für den Augenblick. Gerade bei Exkursionen habe ich deswegen auch keine Fotoapparate mit.“ (mz)