1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Öffentliche Telefonzellen: Öffentliche Telefonzellen: Sangerhausen lehnt Anfragen zum Abbau ab

Öffentliche Telefonzellen Öffentliche Telefonzellen: Sangerhausen lehnt Anfragen zum Abbau ab

Von Grit Pommer 15.07.2017, 13:00
Eine der letzten ihrer Art in der Region ist die öffentliche Telefonstele vor der Filiale der Post in Sangerhausen.
Eine der letzten ihrer Art in der Region ist die öffentliche Telefonstele vor der Filiale der Post in Sangerhausen. Maik Schumann

Sangerhausen - Gibt es in Ihrem Ort eigentlich noch eine öffentliche Telefonzelle? Auf diese Frage setzt bei den meisten erst mal das große Grübeln ein. Klar, wo früher mal eine stand, das weiß man meist. Aber ob die jetzt noch da ist?

Die Frage ist berechtigt. Denn die Telekom hat in den vergangenen Jahren den allergrößten Teil ihrer öffentlichen Fernsprecher abgebaut. Fast 170.000 waren es mal bundesweit. Bis zum vergangenen Jahr schrumpfte die Zahl auf 30.000 zusammen. Aktuell sind es noch rund 20.000, erklärt Telekom-Pressesprecher Georg von Wagner auf MZ-Anfrage.

Telekom baut weiter öffentliche Telefonzellen ab

Wie viele es im Landkreis Mansfeld-Südharz sind, kann Wagner nicht sagen. „Die Telekom führt dazu keine Daten auf regionaler Ebene“, sagt er. Fest steht nur: Der Abbau geht weiter. Denn im Zeitalter des Mobiltelefons werden die öffentlichen Fernsprecher kaum noch genutzt und sind für die Telekom ein Verlustgeschäft. „Unter 50 Euro im Monat wird eine Anlage grob unwirtschaftlich“, sagt von Wagner. Spätestens dann beantragt das Unternehmen bei der Kommune die Erlaubnis, das Telefon abbauen zu dürfen. Ohne deren Einverständnis darf sie es nicht - diese Vereinbarung hat der Städte- und Gemeindebund mit dem Unternehmen getroffen.

Hintergrund ist das Telekommunikationsgesetz, das eine Versorgungspflicht mit öffentlicher Telefonie festschreibt. Wo die Telefone kaum noch genutzt werden, ist der Bedarf hinfällig, argumentiert die Telekom. Die Entscheidungshoheit liegt aber bei den Kommunen, so Wagner.

Klassische Telefonhäuschen gibt es deutschlandweit kaum noch. Die allermeisten wurden durch Telefonstelen ersetzt. Die nüchternen Apparate brauchen keine Stromversorgung, weil sie nicht beleuchtet sind, und auch die aufwändige Reinigung kann man sich sparen.

In Sangerhausen gab es seit 2015 zwei Anfragen zum Abbau von Fernsprechern, sagt Bauamtsleiter Torsten Schweiger. Die Stadt lehnte jedes Mal ab. „Wir sehen eigentlich schon, dass die öffentlichen Telefone noch ihren Zweck erfüllen“, sagt Schweiger.

Gibt es in der Gemeinde Südharz in jedem Ort ein öffentliches Telefon? „Das glaube ich nicht“, meint Bürgermeister Ralf Rettig (parteilos). Spontan falle ihm gar kein Standort mehr ein. Auch in der Einheitsgemeinde Allstedt müssten sämtliche Zellen und Stelen verschwunden sein, meint Bürgermeister Jürgen Richter (CDU). Er habe aber von niemandem gehört, dass er sie vermisst.

Ausrangierte Telefonzellen können bei der Telekom abgekauft werden

Die Zeiten haben sich eben geändert. „Die Kinder können kaum laufen, da haben sie schon das ausrangierte Smartphone der Eltern in der Hand“, sagt Ernst Hofmann (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Goldene Aue. Seit ein, zwei Jahren gab es dort keine Anfragen der Telekom mehr, ob man Telefone abbauen darf.

Es seien wohl alle weg, meint Hofmann. Aus wirtschaftlicher Sicht sei die Telekom ja auch zu verstehen: kaum Einnahmen, dafür hohe Kosten durch Vandalismus. „Und wir Deutschen halten es ja leider nicht so mit der Tradition wie die Engländer mit ihren roten Telefonzellen“, meint Hofmann ein bisschen bedauernd.

Die ausrangierten Telefonzellen kann man der Telekom übrigens abkaufen. (mz)

Kennen Sie jemanden, der eine Telefonzelle gekauft hat und diese private nutzt? MZ ist dankbar für jeden Hinweis an [email protected] oder unter Tel. 03464/54 40 61 68.