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Novelle sorgt für Aufregung

27.06.2010, 17:45

SANGERHAUSEN/MZ/SRO. - Da nutzt Eckhard Menge die Gelegenheit, im Rahmen einer Veranstaltung des Sangerhäuser Geschichtsvereins seine Novelle "Bruno" vorzustellen.

Es ist eine Geschichte aus der Schulzeit, in der das Flüchtlingskind Bruno Szillat eine Hauptrolle spielt. Der sehr stille Junge, der eines Tages in die 3. Klasse der Borngassenschule kam, hatte sich Eckhard Menge auf so beeindruckende Weise eingeprägt, dass er die Erinnerungen niederschrieb.

Die Sangerhäuserin Regina Bierwisch las den MZ-Artikel über die Veranstaltung. Der Name Bruno Szillat und die Geschichte des aus Ostpreußen stammenden Jungen passten wie Puzzle-Steine zusammen. Weil im Artikel stand, dass Eckhard Menge nichts über den Verbleib des Jungen wusste, rief sie ihn an. Die Überraschung war ihr gelungen, als sie sagte: "Ich kenne ihren Bruno. Er lebt in Leipzig."

Nicht weniger erstaunt war Bruno Szillat, als Frau Bierwisch ihn anrief und zum ihm sagte: "Bruno du bist berühmt. Eckhard Menge hat eine Geschichte über dich geschrieben." Über diesen Moment sagt Bruno Szillat: "Ich wollte es erst gar nicht glauben."

Am Samstag überreichte ihm Eckhard Menge ein Exemplar seiner reich bebilderten Novelle "Bruno". "Diese wird einmal in der Schriftenreihe des Vereins veröffentlicht", versprach der ebenfalls anwesende Vereinsvorsitzende Helmut Loth. So kam es im Garten der Familie Bierwisch zum lang ersehnten ersten Treffen.

Dabei kam Erstaunliches zutage: Auf die Frage, wann er von Sangerhausen weggegangen sei, kam heraus, dass der heute 75-jährige Bruno Szillat die Stadt erst 1952 verlassen hatte.

Dass sich die Jungen einst bald aus den Augen verloren, lag daran, weil der vier Jahre ältere Bruno seinem Alter entsprechend nach einer Eingewöhnung in der Borngassenschule die Klassenstufen schneller durchlief. Kriegsbedingt hatte er nach der Flucht aus seiner Heimat Ostpreußen drei Jahre keine Schule besucht. Erst nach der Übersiedlung von Pommern nach Sangerhausen begann wieder ein geregeltes Leben für die Familie Szillat. 1950 verließ er die Schule und begann eine Lehre als Schmied in der Jacobstraße.

Um von zu Hause wegzukommen, ging Bruno zur Kasernierten Volkspolizei. Er heiratete Christel Schulz, eine Freundin der Mutter von Manfred Bierwisch und zog nach Leipzig. So blieb der Kontakt nach Sangerhausen erhalten.

Die Stunden vergingen wie im Fluge. Eines ist sicher: Jetzt werden sie sich nicht mehr aus den Augen verlieren.