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Naturschutz  Naturschutz : Neue Rettungsidee für Frösche und Molche

Von Helga Koch 07.05.2019, 11:40
Mit Hilfe von Armin Hoch (hi.) und Johannes Gnehr lernen die Kinder, die Amphibien zu bestimmen.
Mit Hilfe von Armin Hoch (hi.) und Johannes Gnehr lernen die Kinder, die Amphibien zu bestimmen. Harzklub Hayn

Hayn - Die Bilanz ist beeindruckend: Über 33.000 Kröten, Molche und Frösche hat der Hayner Harzklubzweigverein in den vergangenen 25 Jahren gerettet. Sonst wären sie unweigerlich auf ihrem Weg zu den Treuen Nachbarteichen überfahren worden, krabbeln die Tiere doch seit Generationen über die viel befahrene Straße zwischen dem Auerberg und Harzgerode.

Mitglieder des örtlichen Harzklubs und Armin Hoch vom Biosphärenreservat betreuen die Krötenschutzzäune, die alljährlich im Frühjahr mehrere Wochen lang an der Straße stehen.

Sie sammeln die Tiere ein und bringen sie auf die andere Straßenseite, was angesichts der vielen Fahrzeuge durchaus gefährlich ist. Dabei gäbe es eine bessere Variante, den Tieren zu helfen, ist der Zweigvereinsvorsitzende Johannes Gnehr überzeugt.

„Wir müssen eine Lösung finden“, sagt der Tierarzt, „die Tiere nicht mehr über die Straße zu tragen. Die Krötenpopulation soll auf dieser Straßenseite bleiben.“ Dazu müsste man nur Gewässer suchen und die Population über einen Zeitraum von fünf Jahren aufbauen.

Vorteile für Waldeigentümer

Vielleicht gebe es Waldeigentümer, die das Vorhaben unterstützen und die wieder Wasser in den einstigen Bergwerksteichen anstauen. Das könnte beispielsweise eine Ausgleichsmaßnahme für forstwirtschaftlichen Wegebau sein, die auf dem Umweltplus-Konto gutgeschrieben würde, meint Gnehr. Der Waldeigentümer hätte also ebenfalls einen Vorteil davon.

Seinen Vorschlag hat Gnehr bereits der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises vorgestellt, erzählt er. „Die Idee wird jetzt auf Umsetzbarkeit geprüft“, sagt Sprecherin Michaela Heilek von der Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz. „Einzelheiten kann ich deshalb zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen.“

6.000 Kaulquappen je Frosch

Gnehr erklärt, dass Kröten vier Jahre alt sein müssten, ehe sie das erste Mal geschlechtsreif werden. Jährlich sorge ein Tier für 4.000 bis 6.000 Kaulquappen, ein Teil diene als Nahrung für Fische, Vögel, Lurche oder Gelbrandkäfer.

Die Kröten wiederum fräßen Mückenlarven und „alles, was klein ist und wackelt“ - insofern seien Kröten nützlich. Kämen die wechselwarmen Tiere nach dem Winter aus ihrer Erdhöhle, hätten sie nichts gefressen und keine Kraft.

Die Weibchen hätten den Bauch voller Eier und trügen oft huckepack die kleineren Männchen. Bei 60 Fahrzeugen pro Stunde hätten sie aber keine Chance, lebend über die Straße zu kommen.

Kröten kehren zum Laichen heim

Würde der Harzklubzweigverein also fünf Jahre lang alle Tiere entlang des Schutzzauns einsammeln und zum Laichen an ein neues Gewässer bringen würde, bliebe deren Nachkömmlingen der Weg über die Straße erspart. Denn Kröten laichen dort, wo sie zur Welt gekommen sind.

„Wir machen das gern, so lange wir das können“, sagt Gnehr, der selbst schon im Rentenalter ist. „Aber es gibt in Deutschland keinen Verein so wie unseren, der Kröten und Lurche gesammelt und bestimmt hat.“ Deshalb sei es Zeit für eine neue Lösung, zumal leider auch ein Teil der Kröten aus den Eimern am Schutzzaun von Waschbären gefressen werde.

(mz)