Nach Boeing-Tiefflug Nach Boeing-Tiefflug: Notlandung auf Flugplatz Allstedt möglich

Allstedt - Ulrich Reinicke, Berufspilot und seit 1994 mit dem ehemaligen Militärflugplatz bei Allstedt fest verwurzelt, hält eine Notlandung eines Großraumflugzeugs vom Typ Boeing 747 auf dem heutigen Sonderlandeplatz durchaus für möglich.
Die Frage war zuletzt immer wieder aufgetaucht, nachdem vor ein paar Tagen ein Jumbo der US-amerikanischen Fluggesellschaft Kalitta Air knapp über der Mindestflughöhe von 1.400 Metern den Landkreis Mansfeld-Südharz und den Saalekreis passiert und dabei für Aufregung gesorgt hatte. Zudem gab es Spekulationen, dass sie im Ziegelrodaer Forst bei Allstedt notgelandet ist.
Zwei Kilometer lange Betonpiste als Landebahn
„Die Landebahn in Allstedt würde auf jeden Fall standhalten“, ist der 63-jährige Reinicke angesichts eines Leergewichtes der 747 von knapp 180 Tonnen zuzüglich Fracht und Treibstoff (über 200 Tonnen) überzeugt. Denn für den Notfall steht eine 60 Meter breite und rund zwei Kilometer lange Betonpiste für den Landevorgang zur Verfügung.
Auf dieser ist die zurzeit zugelassene Landebahn von 1.200 Metern markiert. „Am Ende ist das jedoch immer eine Entscheidung des Piloten, die von vielen weiteren Faktoren abhängt“, sagt Reinicke.
Flughafen Halle/Leipzig bessere Option
Dem stimmt auch Janis Georg Schmitt, Pressesprecher der Pilotvereinigung Cockpit, zu. Schmitt verweist vor allem auf die Nähe zum Flughafen Halle/Leipzig, der die deutlich bessere Option für eine Notlandung sei. „Dort haben sie beispielsweise eine Feuerwehr vor Ort“, sagt Schmitt.
Auch bei defekten Landeklappen oder kaputten Bremsen am Fahrwerk stünde mit einer rund vier Kilometer langen Landebahn deutlich mehr Platz zum Ausrollen zur Verfügung. Gleichwohl könnten die Fluglotsen, unter deren Kontrolle der Jet vom Start bis zur Landung ist, die Maschine auch nach Allstedt dirigieren. Etwa dann, wenn die Situation eine schnelle Landung erfordert.
Wie berichtet war die Frachtmaschine im indischen Delhi gestartet und nach rund 6.000 Kilometern und einem ungewöhnlich tiefen Anflug und einer großen Schleife auf dem Flughafen Halle/Leipzig gelandet. An Bord des Großraumflugzeuges war es zu Problemen gekommen, hieß es.
SPD-Landtagsabgeordneter fordert Aufklärung
Inzwischen hat der aufsehenerregende Tiefflug auch die Landesregierung in Sachsen-Anhalt erreicht. So fordert der SPD-Innenexperte und Landtagsabgeordnete Rüdiger Erben Aufklärung zum Flug Nummer K 4248. Auch beschäftigt Erben die Frage nach einem Vorfall mit einer weiteren Maschine von Kalitta Air.
Vor knapp drei Jahren hatte eine Boeing 747 beim Landeanflug auf den Flughafen Halle/Leipzig eine rund 20 Kilogramm schweren Abdeckluke verloren. Das Teil krachte im Saalekreis in einen Tagebausee. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BfU) in Braunschweig hatte zwar zunächst den Fall unter die Lupe genommen, später jedoch die Ermittlungen eingestellt. Dazu hat der Abgeordnete eine Anfrage an die Landesregierung gestellt.
Bereits im vergangenen Jahr sorgte ein Großraumjet derselben Fluggesellschaft mit einem ungewöhnlich niedrigen Landeanflug für Aufregung. Die Boeing 747 befand sich ebenfalls auf dem Langstreckenflug von Delhi in die Sachsenmetropole und drehte knapp über der Mindestflughöhe über dem Landkreis Mansfeld-Südharz eine Schleife.
In Leipzig sorgen die Maschinen derweil wegen ihrer Lautstärke bei den Anwohnern regelmäßig für Frust. Allerdings sollen sie durch neue Maschinen des Typs Boeing 777 ersetzt werden, hieß es seitens des Flughafenbetreibers. (mz)