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MZ-Weihnachtsserie MZ-Weihnachtsserie: Tischler aus Sangerhausen baut Schaukelpferde

Von Steffi Rohland 20.12.2015, 16:43
Der Tischler Frank Schmidt baut nach einem 30 Jahre alten Vorbild ein Schaukelpferd.
Der Tischler Frank Schmidt baut nach einem 30 Jahre alten Vorbild ein Schaukelpferd. Steffi ROhland Lizenz

Dietersdorf - Zufrieden streicht Frank Schmidt (54) mit der Hand über den Pferdekopf. Mit feinkörnigem Schleifpapier hat er das Buchenholz geglättet. In den nächsten Tagen muss der Tischler noch das Untergestell, die Schwingen, für das Schaukelpferd herstellen. Dazu nimmt er die Maße von einem Schaukelpferd, das sozusagen vor 30 Jahren das Licht der Welt erblickt hat. Die letzten Jahre hatte es bei Familie Hille in Dietersdorf ein Dach über dem Kopf oder Rasen unter den Kufen.

Schaukelpferde erfreuten sich schon immer großer Beliebtheit in Kinderzimmern. Denn die lebenden Vorbilder, die Pferde, sind ein treuer Begleiter der Menschen. Seit Jahrtausenden nutzt er sie als Kutschpferde oder Reittiere.

Bis zur Mechanisierung der Landwirtschaft wurden die schweren Pferderassen vor den Pflug gespannt. In unwegsamem Gelände wurden Kaltblutpferde auch zum Holztransport im Wald verwendet. Heutzutage werden Pferde hauptsächlich im Sport oder als Therapiepferde genutzt.

Reitsport ist besonders bei Mädchen beliebt. Pferdesport deckt die Palette vom Galopp,- und Trabrennen, Springreiten, Dressur bis hin zum Ballspiel zu Pferde, wie Polo, ab.

Nachwuchs in Aussicht

Das Pferdchen hat Frank Schmidt einst für seinen Sohn Holger (33) hergestellt. Es soll nun einen Zwilling bekommen. Das ist nötig, weil Frank Schmidt Opa von Zwillingen wird. Seine Tochter Franziska, die Schwester von Holger, erwartet einen Jungen und ein Mädchen. Eigentlich hätte er noch Zeit. Aber die Weihnachtszeit lässt bei den Menschen manchmal Erinnerungen aufkommen und dann will man sie irgendwie festhalten. Bei Frank Schmidt ist es nun das Schaukelpferd. Als sein Junge klein war, arbeitete Schmidt im Forstamt Ballenstedt in einer Tischlerei. Die Handwerker waren dort mit der Reparatur von Bauwagen und der Instandhaltung der Forsthäuser beschäftigt. Dann kam jemand auf die Idee der Konsumgüterproduktion im Forstamt.

Robuste Pferdchen

Dass es etwas aus Holz sein solle, war ja naheliegend. Schließlich schlug jemand vor: Wir bauen Schaukelpferde. Kunststudenten der Burg Giebichenstein in Halle/Saale machten sich Gedanken über das Aussehen. Schließlich baute man die Pferde aus Rotbuche. Dazu mussten viele Teile wie ein Puzzle zusammengesetzt werden. Für die Frauen im Forstamt sollte es außerdem die „Schlechtwetterproduktion“ werden. Wenn das Wetter nicht mitspielte und sie draußen die Flächen nicht beräumen oder Stecklinge pflanzen konnten, dann sollten sie die Pferde farblich gestalten. Es stellte sich aber schnell heraus, dass die erste Variante zu aufwendig gestaltet war. So wurden von diesem Modell nur wenige Exemplare, vielleicht 20 Stück, hergestellt. Es wurde dann durch ein einfacheres Modell ersetzt.

„Das Schaukelpferd ist sehr robust“, sagt Frank Schmidt lachend. Zum Beweis setzt sich der Hüne darauf. „Es hat auch schon schwerere Männer ausgehalten.“ Dazu natürlich einige Kinder der Familie Schmidt und Hille, die in der Zwischenzeit groß geworden sind. Darunter ist auch der Enkel Emil, der fünfjährige Sohn des ersten Besitzers, Holger Schmidt.

Übrigens: Vielleicht wird es doch mehr als ein Zwillingspferdchen werden, denn auch Uwe und Simone Hille werden zum fünften Mal Oma und Opa, da brauchen sie natürlich auch ein Schaukelpferd. Und irgendwann werden die Kinder dann im Garten der Familie Hille in Dietersdorf um die Wette reiten. Wetten? (mz)

Ein weiteres Schaukelpferd-Exemplar.
Ein weiteres Schaukelpferd-Exemplar.
Steffi Rohland Lizenz