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MZ-Serie "Die Weihnachtsmacher" MZ-Serie "Die Weihnachtsmacher": Hier werden die Weihnachtsbäume gezüchtet

Von Grit Pommer 13.12.2016, 15:00
Thomas Probst steht in seiner Nordmanntannen-Plantage. Diese Weihnachtsbaumsorte braucht acht Jahre, bis man erste Bäume schlagen kann.
Thomas Probst steht in seiner Nordmanntannen-Plantage. Diese Weihnachtsbaumsorte braucht acht Jahre, bis man erste Bäume schlagen kann. Schumann

Wallhausen - Still liegt das waldumsäumte Kälbertal, nur aus der Ferne klingt Maschinenrattern herüber. Ein Stück den Hügel hinauf ackert Thomas Probst mit einer Gartenfräse zwischen breiten Reihen, in denen kniehohe Tannenbäumchen wachsen. „Ich bearbeite hier ausschließlich mechanisch, Pestizide und Unkrautvernichtungsmittel kommen mir nicht an den Boden ran“, sagt Probst, während er die Maschine abstellt und den Golden Retriever Taros an seine Seite ruft.

Im Kälbertal bei Wallhausen gibt es verschiedene Weihnachtsbäume auf knapp 14 Hektar

Im Frühjahr, wenn Fasane und Hasen zwischen den Baumreihen ihren Nachwuchs großziehen, lässt er die Plantage ganz liegen. Im Herbst aber ist es Zeit, das hochgewachsene Kraut zu beseitigen. Tannenbäume brauchen Platz und Licht, um sich schön gleichmäßig zu entwickeln.

Weihnachten ist für jeden Menschen etwas Besonderes. In unserer Adventsserie „Die Weihnachtsmacher“ stellen wir bis Heiligabend all jene heimlichen Helfer und Organisatoren in den Mittelpunkt, die das Fest für andere zu dem machen, was es ist.

Seit neun Jahren betreibt Thomas Probst den Tannengarten Kälbertal. Wer dort hin will, muss von Hohlstedt aus den Hinweisschildern folgen, auf denen ein grünes Tannenbäumchen als Dreieck den Weg weist. Auf knapp 14 Hektar Fläche wachsen die Weihnachtsbäume heran. „Meine Vorgängerin hatte 80.000 Stück gesetzt“, erzählt Probst. Er pflanzt jedes Jahr 500 bis 1.000 Stück nach, für kommende Feste.

Die größten Feinde der jungen Setzlinge sind die Trockenheit in der hiesigen Region und das Rehwild. Obwohl Probst ständig gießt, gehen immer mal Bäume ein, erzählt der Tannengärtner. Und auch naschhafte Rehböcke haben schon manchen zarten Nachwuchs auf dem Gewissen.

Ersten Weihnachtsbäume wurden schon Mitte November ausgeliefert

Für dieses Weihnachten hat Thomas Probst die ersten Exemplare schon Mitte November ausgeliefert. Jetzt, im Advent, herrscht im Tannengarten Hochsaison. Jeden Tag ist ab 11 Uhr geöffnet, auch Samstag und Sonntag. Denn gerade an den Adventswochenenden kommen besonders viele, um den Baum auszusuchen.

Den kann man im Kälbertal auch selbst schlagen. Und dieses kleine Abenteuer, erzählt Thomas Probst, gönnen sich durchaus nicht nur Familien mit Kindern. „Da kommen auch Rentnerpaare aus Wallhausen oder Hohlstedt hier rausgewandert. Entweder bringen sie ihre Säge mit oder sie bekommen hier eine. Dann wird der richtige Baum ausgewählt, gefällt und danach gibt’s noch gemütlich einen Glühwein.“ Manche Runden am bullernden Kaminofen in der Holzhütte lösen sich erst spät am Abend auf.

Auch fertig geschlagen Weihnachtsbäume im Kälbertal im Angebot

Wer lieber den fertig geschlagenen Baum beäugt, findet sie auf dem Platz nahe dem Eingang aufgereiht: Rotfichte, Blaufichte, Serbische Fichte, Kiefer und Nordmanntanne. Diese fünf Sorten zieht Thomas Probst in seinem Tannengarten heran. Wobei er mit Nordmännern über zwei Meter noch nicht selbst dienen kann. „Die beziehe ich von meinem Baumschulenfreund aus Sömmerda“, sagt Probst. Die Nordmanntannen im Kälbertal wurden vor acht Jahren gepflanzt, die ersten kleineren Exemplare konnten jetzt geerntet werden.

In der Baumschule Kuhn in Liedersdorf kann man montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr seinen Weihnachtsbaum kaufen, selbst aussuchen und auch selbst schlagen. Sogar am Heiligabend kann man sich seine Last-Minute-Tanne noch in Liedersdorf holen. Zu haben sind Colorado- und Nordmanntannen, Rotfichten, Blaufichten, Kiefern und Douglasien. „Am besten gehen auch in diesem Jahr wieder die Klassiker: Blaufichte und Nordmanntanne“, sagt Inhaber Daniel Kuhn, der sehr zufrieden ist mit der bisherigen Weihnachtsbaumsaison.

Frische Weihnachtsbäume gleich mit nach Hause nehmen, das ist auch am Sonnabend, 17. Dezember, auf dem Butterberg zwischen Erdeborn und Röblingen am See möglich. Auf dem Waldgrundstück der Familie Wentzel (Teutschenthal) können die Bäume  ausgesucht und geschlagen werden. Die Aktion findet von 10 bis 16 Uhr statt. Douglasien, Fichten, Tannen und Kiefern stehen zur Auswahl. Ein Teil des Erlöses  kommt „Wir helfen“, dem Unterstützungsverein der Mitteldeutschen Zeitung, zugute.

Und welcher Baum ist nun der beste? Thomas Probst kennt alle Vorzüge genau. Die Blaufichte hat einen schönen Duft und ist kinder- und enkelsicher - weil sie auch ganz gemein stachelt. Liebhaber der Serbischen Fichte wissen ihren durchgängig schlanken Wuchs zu schätzen. Außerdem hat sie bis ganz unten schön geschwungene Zweige und trägt im Wipfel kleine Zapfen. Die Rotfichte als klassischer DDR-Weihnachtsbaum sei wieder öfter gefragt, weil auch sie mehr duftet als die Nordmanntanne. Wobei letztere wegen ihres unschlagbar schönen Wuchses nach wie vor der Spitzenreiter auf der Verkaufshitliste ist. Tipp des Fachmanns: Wenn der Baum duften soll, muss man ihn gießen. Dann atmet er und riecht auf jeden Fall stärker als ohne Wasser.

Weihnachtsbaumverkauf im Kälbertal auch noch an Heiligabend

Die Kiefer schließlich ist etwas für jene, die das Besondere lieben. „Es gibt eingefleischte Kiefernfans: einmal Kiefer, immer Kiefer“, weiß Probst. Bei ihm zu Hause steht übrigens jedes Jahr eine vier Meter hohe Serbische Fichte in der Stube, die reicht bis rauf ins offene Obergeschoss.

Apropos: Ab wann ist eigentlich im Tannengarten Weihnachtsruhe? Gute Frage, sagt Thomas Probst. Denn auch Heiligabend kommen noch Kunden. „Einmal wollten wir mittags gerade das Tor zumachen, da kam ein Auto rauf mit Kennzeichen aus Pirmasens.“ Die Kinder und Enkel waren überraschend über Weihnachten zu den Eltern in die Region gekommen. Und die älteren Herrschaften brauchten nun doch einen Weihnachtsbaum.

Wenn auch der Letzte seinen Baum bekommen hat, steht bei Familie Probst Heiligabend am Nachmittag das Krippenspiel in der Kirche in Hohlstedt auf dem Programm. Tochter Sophie, die Kirchenmusik studiert, übt es mit den Kindern aus dem Ort ein. Und danach zieht dann endgültig der Weihnachtsfrieden ein in den Tannengarten am Kälbertal. (mz)