MZ-Rätselfoto aus Sangerhausen MZ-Rätselfoto aus Sangerhausen: Von Treuen und Neuen

Sangerhausen - Durch über 50 Zuschriften zum Rätselfoto galt es sich diese Woche zu arbeiten. Nachdem das zu erratende Motiv auch bei Facebook gepostet war, ging das - wie man so schön sagt - durch die Decke. Vielen, vielen Dank an all die treuen und die neuen Fans vom Rätselfoto. Besonders erfreulich: Obwohl es sich um eine sehr alte Aufnahme - natürlich aus Emseloh - handelte, die uns übrigens Andreas Gärtner zur Verfügung gestellt hat, meldeten sich auch erstaunlich viele Jüngere.
Heimat bleibt Heimat
Mario Kemnitz zum Beispiel. Er schickt „Beste Grüße aus Havelse“ in Niedersachsen und schreibt: „Auf dem Bild ist die Gaststätte ,Zum Mohr‘ in Emseloh zu sehen. Die Aufnahme ist an der Hauptstraße in Blickrichtung Blankenheim aufgenommen, lässt rechter Hand den Emseloher Park erahnen und links befindet sich die Einfahrt zur Dorfstraße. Ganz früher einmal als Post-/Pferdestation und dann auch zu DDR-Zeiten als gutes Gasthaus mit Saal zum Feiern, Disco etc. bekannt, gibt es dort heute immer noch sehr leckeres Essen und in der Destille habe ich in meiner Jugend einige feuchtfröhliche Stunden verbracht. Wenn ich das Bild sehe, verbinde ich damit viele schöne Erinnerungen und ein unglaublich starkes Heimatgefühl erwärmt mein Herz. Ich komme immer noch sehr gern dorthin zurück. Meine Familie wohnt gleich hinter dem Gasthaus im ,Alten Graben‘. Nun hat es mich aufgrund meiner Arbeit nach Niedersachsen gezogen und die Liebe dortbehalten. Aber Emseloh bleibt für immer meine Heimat.“ Wenn das keine Liebeserklärung ist.
Geschrieben hat auch Michaela Hara . Ihre Post kommt aus Berlin. Sie wusste, dass man zum „Mohr“ auch „bei Köhlers“ sagte. Thomas Ermisch aus Quenstedt verrät, dass „unsere Mutti bzw. Schwiegermutti dort groß geworden ist“. Auch bei Familie Volkland in Holdenstedt hat die alte Aufnahme aus Emseloh für Gesprächsstoff gesorgt. Margitt Volkland schreibt, dass ihr Mann Rudi Volkland die Gaststätte „Zum Mohr“ in Emseloh gleich erkannt hat. „Er hatte in den Jahren von 1952 bis 1955 bei dem damaligen Malermeister Robert Heidenreich in Riestedt den Malerberuf erlernt. Im zweiten Lehrjahr musste er den gesamten Giebel des Gaststätte streichen. Mit zwei langen Leitern, die miteinander verbunden wurden, um somit in die oberste Spitze des Giebels zu gelangen, war sehr, sehr riskant.“
Selbstverständlich waren auch wieder all jene am Werk, die stets emsig recherchieren und dafür auch immer wieder tief in die Geschichte eintauchen. Horst Ramm aus Riestedt tat das wieder für die MZ und fand unter anderem dies heraus: „Die Gaststätte wurde im Jahr 1475 erbaut und über die gesamten Jahrhunderte bis heute gastronomisch genutzt. Die Besitzer wechselten öfter. Die Hauschronik verweist darauf, dass sich 1824 im Haus eine Brennerei befand. Zu DDR-Zeiten war es eine HO-Gaststätte. Seit 1994 betreibt die Familie auch die Destille. Es ist eine Partykneipe… Teilweise soll die heutige Fläche der Destille früher als Tierunterkunft beziehungsweise als Kohlenstall genutzt worden sein.“
Ausflug in die Geschichte
Wenn es um Geschichte geht, ist auch Walter Strauch immer eine gute Adresse. Der Sangerhäuser hat sich mit dem Ort Emseloh beschäftigt: „Mit seinen etwa 640 Einwohnern liegt der Ort im Osten des ehemaligen Landkreises Sangerhausen. Erst nach der Völkerwanderung werden auch die Orte mit der Endung ,loh‘ nachgewiesen. Heute ist Emseloh 1165 Jahre alt. Der Sangerhäuser Stadtchronist Friedrich Schmidt hat nachgewiesen, dass der Ortsname im Laufe der Jahrhunderte über 14 Abänderungen erfahren hat. Das älteste Bauwerk ist die Kirche, die heute noch über einen sehr schönen Altarschrein verfügt, welcher aus dem Kloster Kaltenborn stammt. “ Walter Strauch ist sich zudem sicher, dass die Gaststätte „Zum Mohr “ zu den ältesten in Sachsen-Anhalt gehört. Er erwähnt außerdem den Park und das Rittergut. Und er schreibt weiter: „Der Bau des Röhrgrabens im Jahr 1532 von der Affenfahrt bis nach Sangerhausen mit einer Länge von 7 308 Meter brachte dann auch Entspannung in die prekäre Wassersituation der Stadt.“
Die Oberröblingerin Karin Tobihn verbindet Jugenderinnerungen mit dem Foto. „Ich persönlich habe das Gasthaus in den 70er Jahren kennengelernt, das war die Zeit der Discobesuche, und da hat es uns junge Mädchen auch ab und zu aufs Land gezogen. In der Tanzpause gab es eine Vita-Cola und Bockwurst mit Salat - damit waren wir zufrieden und das Taschengeld reichte aus. Die Eintrittspreise waren sehr gering - zwischen 80 Pfennig und 1,50 DDR-Mark war man schon dabei, nur wenn eine Kapelle spielte, konnte es teurer werden. Heimwärts suchten wir uns eine Mitfahrgelegenheit auf dem Motorrad.“ Auch Käte Moritz schwärmt vom Gasthaus und lobt die aktuelle Küche. Und sie verrät, dass in einem größeren Raum eine Eisenbahn steht, die man für kleines Geld fahren lassen kann.
Unter allen richtigen Einsendungen wurde Heidelies Ecke als Gewinnerin ermittelt. Herzlichen Glückwunsch. Unser neues Foto stammt wieder von einem Leser. Es entstand in einem Ort der Goldenen Aue - so viel sei verraten. Einsendeschluss ist der 28. Oktober. (mz)