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Müntzer zum Entdecken Müntzer zum Entdecken: Burg und Schloss Allstedt soll kultureller Lernort werden

Von Grit Pommer 22.01.2018, 16:29
Siegfried Eisenmann (l.) und Heike Hinke vom Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung mit Museumsleiter Adrian Harkte in der Ausstellung
Siegfried Eisenmann (l.) und Heike Hinke vom Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung mit Museumsleiter Adrian Harkte in der Ausstellung Pommer

Allstedt - Reformation, Luther, Müntzer - in einem Schulbuch und im Unterricht kann man das mit Worten und Bildern beschreiben. Etwas ganz anderes ist es aber, durch eine alte Burg zu streifen, eine Ablasstruhe zu entdecken, in die man im Mittelalter Geld warf, um sein Seelenheil zu retten, oder genau jene Stelle zu sehen, an der Müntzer 1524 den Fürsten mit der Entmachtung durch Gott drohte.

Seit 15 Jahren hilft das Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung (Lisa) Museen in Sachsen-Anhalt, sich als kulturelle Lernorte zu profilieren. Als mittlerweile 14. Museum wurde jetzt auch Burg und Schloss Allstedt in diesen Kreis aufgenommen. Am Donnerstag unterzeichneten Allstedts Bürgermeister Jürgen Richter (CDU) und Lisa-Direktor Siegfried Eisenmann eine entsprechende Zielvereinbarung. Bis 2021 wird das Institut dem Museum in Allstedt helfen, sein Lernangebot auf eine neue Qualitätsstufe zu heben.

Tour durch Burg und Schloss Allstedt soll so ausgebaut werden, dass sie besser Schüler anspricht

In den vergangenen Monaten waren Mitarbeiter bereits mehrfach in Allstedt, haben sich das Vorhandene angesehen und erste Ideen entwickelt, wie man die Tour durch Burg und Schloss so ausbauen kann, dass sie Schüler noch mehr anspricht und Inhalte aus dem Lehrplan vermittelt.

Mit der 2014 eröffneten Dauerausstellung „Thomas Müntzer - Ein Knecht Gottes“ kann man dabei bereits auf eine solide Basis aufbauen. Müntzer wird dort beispielsweise als „Mann ohne Gesicht“ gezeigt, denn authentische Darstellungen aus seiner Zeit gibt es nicht. Die Schüler sollen sich in der Ausstellung ein eigenes Bild machen und es am Ende in einer Art Comic zu Papier bringen, beschreibt Heike Hinke vom Lisa eine der Ideen.

Das Institut wird Lehrer zur Fortbildung nach Allstedt bringen, die Museumsmitarbeiter schulen, zusätzliche Materialien bereitstellen und auch Test-Schülergruppen durch das Museum schicken, um zu sehen, ob das Programm funktioniert.

Nach einem ersten Baustein mit dem Arbeitstitel „Müntzer in Allstedt“ in diesem Jahr soll im nächsten Jahr ein weiterer Baustein folgen, der die Baugeschichte der Burg und die einzigartige schwarze Küche in den Mittelpunkt stellt.

Burg und Schloss Allstedt ist bereits ein beliebtes Ziel für Schülerexkursionen und Klassenfahrten

Ein Pfund, mit dem man wuchern möchte, sind auch Teile der Müntzer-Ausstellung aus DDR-Zeiten, die das Museum nach der Wende gerettet und aufbewahrt hat. Damit will man älteren Schülern der Sekundarstufe II veranschaulichen, wie Müntzer in verschiedenen Zeiten ganz unterschiedlich dargestellt und auch für ideologische Zwecke missbraucht wurde.

Bereits jetzt ist Allstedt ein beliebtes Ziel für Schülerexkursionen und Klassenfahrten. Im vergangenen Jahr wurden bei solchen rund 1.500 Kinder und Jugendliche begrüßt, etwa 350 mehr als im Jahr davor, sagt Museumsleiter Adrian Hartke. Dass es demnächst einen regelrechten Massentourismus geben wird, darauf sollte man nicht hoffen, erklärt Siegfried Eisenmann. Bei der Zusammenarbeit gehe es vor allem darum, außerschulische Lernorte zu schaffen, die Unterrichtsstoff so vermitteln, dass etwas hängen bleibt.

Susanne Kopp-Sievers vom Museumsverband lobt unterdessen, dass sich Allstedt zur dauerhaften Entwicklung seines Museums bekennt. „Ein Museum, das nicht gewollt ist, stirbt“, sagt sie. (mz)