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Modelleisenbahn Modelleisenbahn: Hobby-Eisenbahner bauen Kyffhäuser-Kleinbahn nach

Von Lucas Wölbing 21.10.2015, 19:55
Uwe Franke, Mario Knoche und Jürgen Reinhardt haben immer zu tun. Ihre Strecken und Landschaften vergrößern sich ständig.
Uwe Franke, Mario Knoche und Jürgen Reinhardt haben immer zu tun. Ihre Strecken und Landschaften vergrößern sich ständig. Maik SCHUMANN Lizenz

Artern/KELBRA - Ja, sie fährt wieder, schlängelt sich durch Wiesen und Wälder, vorbei an Badeseen und Bauernhöfen, mitten durch die Goldene Aue. Genau 100 Jahre, nachdem der erste Güterzug den Bahnhof Kelbra-Berga verlassen hat, dreht die Kyffhäuser-Kleinbahn noch immer ihre Runden, doch die Menschen am Schienenrand scheint das kaum zu berühren. Regungslos stehen sie da, wirken fast wie versteinert, wenn der Zug vorüber fährt. Gut, eigentlich sind sie das auch. Fast jedenfalls, denn sie leben ja in einem Kyffhäuserland im Kleinformat, in einem Modell. Die Herren am Rand freuen sich da schon etwas mehr, wenn endlich wieder ihre Bahn durchfährt. Leuchtende Augen, verschmitztes Grinsen, stolze Blicke. Für Uwe Franke aus Kelbra und seine Freunde wie ein Kindheitstraum, den sie sich erfüllen.

Blühende Landschaften so weit das Auge reicht. Zumindest im thüringischen Artern kein Ding der Unmöglichkeit. Hier treffen sich nämlich die Leute vom Modelleisenbahn-Club (MEC) „Kyffhäuserland“, um ihr Schienennetz wachsen zu lassen. Fast schon kann die muntere Bastelrunde von sich behaupten, eine ähnliche Reise hinter sich zu haben wie die Kyffhäuser-Kleinbahn selbst. Startbahnhof: Kelbra. Doch als die Vereinsräume zur Grundschule wurden, mussten die Züge ausfahren. Zwischenstopp: Ein Dachboden. Endstation: Bahnhof Artern.

Hier fühlen sich die Hobby-Tüftler wohl, wollen nicht weiterziehen. Ja, können es vielleicht gar nicht. Mehr als 50 Module sind längst fest verschraubt, Durchbrüche in den Wänden simulieren Tunnel, die Hügel des Kyffhäusergebirges erheben sich. Hunderte Meter Gleisnetz füllen einen ganzen Raum.

„Gut, die Abstände zwischen den Orten stimmen nicht ganz“, muss Bastler Uwe Franke zugeben, als sein Blick von Mini-Stolberg nach Sittendorf schweift. „Sonst hätten wir ja noch weniger Platz.“ Doch ein geübtes Auge erkennt genau, wo es sich gerade befindet. Akribisch wurden die Bahnhöfe der Goldenen Aue nachgebaut. Jedes Fenster ist an der richtigen Stelle, jeder Ziegel wurde von Hand aufgesetzt. Diese Gebäude sind Einzelstücke, wie es sie in keinem Fachgeschäft gibt. Kleine Kunstwerke nur aus Papier. „Die perfekte Beschäftigung für lange Winterabende“, meint Modellbauer Hans-Joachim Schreiber, der gern Fantasie und Realität verknüpft.

In seiner kleinen Welt scheint ganzjährig die Sonne, die Stolberger feiern von früh bis spät ihr Volksfest, während die Arterner in der Unstrut baden. Da tun sich aber auch immer neue Baustellen auf. In Kelbra zum Beispiel. Hier soll bald ein Hühnerhof entstehen, und ein Fallschirmspringer müsste auch irgendwann Besuch vom Notarzt bekommen. Dann sollte auch noch einmal aufgeforstet werden.

Viel zu tun also in dem gar nicht mehr so winzigen Modellland, das gleich zwei Bundesländer, zwei Landkreise und ein Dutzend Gemeinden darstellt. Darunter sind auch die Heimatorte der Bastler, die sich vor allem aus dem Altkreis Sangerhausen rekrutieren. Nur ihre eigenen Häuser haben sie noch nie nachgebaut. „Da fährt ja auch kein Zug vorbei“, erklärt Mario Knoche, der ansonsten Holzhäuschen herstellt. So winzig klein sind die, dass jedes Detail eine „Fummel-Arbeit“ für sich darstellt.

Pinzetten und noch filigranere Werkzeuge helfen da ungemein, denn die Modellbauer setzen auf Treue zum Original. Jeder Pinselstrich muss sitzen, jede Bewegung will gelernt sein. „Für dieses Hobby benötigst du vor allem eines“, sagt Uwe Franke mit einem Lächeln: „Gute Augen oder dicke Brillengläser.“ (mz)

Der MEC „Kyffhäuserland“ öffnet seine Türen im Arterner Bahnhof am 7. und 8. November für Gäste.

Zug-Pannen gibt es auch im Mini-Land. Rainer Zeitler auf Fehlersuche.
Zug-Pannen gibt es auch im Mini-Land. Rainer Zeitler auf Fehlersuche.
Maik Schumann Lizenz
Endstation: Berga-Kelbra.
Endstation: Berga-Kelbra.
Maik Schumann Lizenz
Die Kleinbahn fährt wieder.
Die Kleinbahn fährt wieder.
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