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Mit Kanonen auf Scheiben Mit Kanonen auf Scheiben: EM der "Leichten Feldartillerie" beginnt in Sondershausen

Von Beate Thomashausen 13.06.2017, 08:54
Szene von der Europameisterschaft der Schwarzpulver-Kanoniere 2015 auf dem Bundeswehrübungsgelände in Sondershausen.
Szene von der Europameisterschaft der Schwarzpulver-Kanoniere 2015 auf dem Bundeswehrübungsgelände in Sondershausen. imago stock&people

Allstedt - Die dritte Europameisterschaft der „Leichten Feldartillerie“ beginnt am Donnerstag, 17 Uhr, auf dem Standortübungsplatz der Bundeswehr im thüringischen Sondershausen. Daran nehmen 130 Starter aus Deutschland, der Schweiz und England teil.

Die Wettbewerbe werden in drei Disziplinen ausgetragen und zwar wird aus 133 Schritt ohne Visiereinrichtung oder mit Visier geschossen und dann noch einmal auf die Distanz von 266 Schritt mit oder ohne Visiereinrichtung.

Es werden dabei innerhalb von 40 Minuten jeweils fünf Schuss auf eine etwa ein Quadratmeter große Zielscheibe abgegeben. Die Stahlkugeln haben ein Kaliber von 51 bis 90 Millimetern. Und von wegen, das Schießen mit Kanonen ist eine reine Männerdomäne: Es treten auch elf Teilnehmerinnen in der Damenklasse an, die auf 133 Schritt ohne Visierung auf die Zielscheibe feuern.

VDSK verbindet Brauchtum alter Büchsenmeister in mit sportlichem Wettkampfschießen

Einlader ist der Verband Deutscher Schwarzpulver Kanoniere (VDSK), der europaweit agiert und seinen Vereinssitz in Allstedt hat. Der VDSK versteht sich als ein Verband zur Pflege des Brauchtums der alten Büchsenmeister in Verbindung mit sportlichem Wettkampfschießen mit Vorderlader Kanonen bis Baujahr 1871.

Wettbewerbe im Schießen mit Kanonen auszurichten, ist keine ganz neue Erfindung des Allstedter Verbandes. „Es ist eher eine Wiederentdeckung nach ein paar Jahrhunderten“, sagt Volker Grabow, der Präsident des VDSK, der sich viel mit der Geschichte des Kanonenschießen befasst. Bereits um 1422 habe in Nürnberg ein Wettkampf zwischen den Büchsenmeistern und den Bürgern stattgefunden.

Dass die Bürger wehrhaft waren und gut schießen konnten, lag damals im Interesse der Städte, denn schließlich haben die Bürger ihre Stadt vor Feinden verteidigen sollen. Grabow: „Man kann schon sagen, dass die Büchsenmacher damals so etwas wie Prominente des Mittelalters gewesen sind.

Sie waren freie Handwerker und zogen zu ihren Auftraggebern. Berühmte Nürnberger Büchsenmeister gossen für die Grafen von Mansfeld sowie für die Grafen von Stolberg und Wernigerode Geschütze. In der Geschichtsschreibung bekannt ist zum Beispiel noch der hängende Mörser, der für die Mansfelder Grafen gefertigt wurde.“

Nicht minder interessant sind die modernen Kanonen und Geschütze, bei denen es sich um Repliken historischer Vorbilder handelt. Die Möglichkeit, die Geschütze auch einmal mit Kugeln auf ihre Treffsicherheit zu testen, bietet der Standortübungsplatz der Bundeswehr. Grabow: „Seit einigen Jahren pflegen wir mit dem Bundeswehrstandort Sondershausen eine enge und freundschaftliche Partnerschaft, ohne die der Wettbewerb überhaupt nicht möglich wäre.“ Die Sicherheitsvorkehrungen, die vor einem Wettbewerb und auch während der Meisterschaft zu treffen und einzuhalten sind, sind immens. So wird während der Wettkämpfe der Luftraum über Sondershausen gesperrt.

Wettkampfzeiten sind am Donnerstag, 15. Juni, von 17 bis 20 Uhr, am Freitag, 16. Juni, von 8 bis 14 Uhr und am Samstag, 17. Juni, von 8 bis 13 Uhr. Am Wochenende sind alle Interessenten herzlich zu einem offenen Feldlager der Kanoniere nach Sondershausen eingeladen, das am Samstag auf dem Gelände des Katastrophenschutzes stattfindet, das direkt neben dem Standortübungsplatz gelegen ist. Feierlich eröffnet wird am Samstag, 11 Uhr. Der Eintritt ist frei. (mz)