Mit der "Pokémon Go"-App durch Sangerhausen Mit der "Pokémon Go"-App durch Sangerhausen: Monsteralarm im Stadtbad

Sangerhausen - Klein, ziemlich gedrungen und ganz in blau gehüllt: Hüpfend bewegt er sich in Richtung Sprungbrett. „Hier geblieben“, ruft Antonia Berger, die gerade in Richtung Beckenrand flitzt. Doch die ehemalige Rosenkönigin (2014-2015) will hier keinen dicklichen Gast vom Sprung ins Sangerhäuser Stadtbad abhalten: Sie ist auf Monsterjagd, und das blaue Wesen auf dem Brett ist ihr nächstes Ziel.
Umgebung erkunden und Monster jagen
Natürlich existiert es nur auf dem Handybildschirm der jungen Frau, denn sie ist, wie so viele Menschen weltweit, Anhängerin der App „Pokémon Go“. Nach draußen gehen, die eigene Umgebung erkunden und mit dem Spiel kleine Monster in der realen Welt einfangen - so ungefähr funktioniert das, was Berger und zahlreiche andere Sangerhäuser beinahe täglich praktizieren.
Ein vereinfachter Stadtplan, permanente Internetverbindung und GPS am Smartphone sind die Grundlagen der kostenlosen App „Pokémon Go“.
Die Wesen, die Spieler dabei einfangen müssen, stammen aus Japan, wo sie bereits 1996 vom Nintendo-Konzern genutzt worden.
Der weltweite Hype um die App hat auch einige unschöne Gesichter: Ein Schweizer, der in der Nacht Pokémon jagte, übersah das Ende einer Brücke und landete im Wasser. Ein New Yorker landete einen Volltreffer im Spiel und allerdings mit seinem Auto vor einem Baum. In den Niederlanden gelangten Spieler unwissentlich auf Bahngleise. In Halle und Leipzig sind Pokémon-Fans auch nachts in großen Gruppen gemeinsam auf der Suche. (lwö)
„Die Stadt ist voller Pokémon“, erzählt sie. „Sogar bei mir zu Hause auf der Toilette saß eines“, sagt sie. Auch das Rosarium sei eine echte Fundgrube für Anhänger der virtuellen Tierchen. Dort gibt es eine sogenannte Arena, in der Spieler ihre Pokémon trainieren können. Verwechslungen mit der realen Rosenarena sind hoffentlich ausgeschlossen.
Doch die App hat noch ganz andere Vorteile, weiß die Sangerhäuserin Lisa Menzel. Da „Pokémon Go“ nämlich mit Hilfe von Google Maps generiert wird, seien auch wichtige Sehenswürdigkeiten der Stadt verzeichnet. „Da bekomme ich doch gleich einen neuen Blick für meine Heimat“, freut sich Menzel. Wenn es nach dem Spiel geht, dann glänzt etwa Roßla durch Transmissionshäuschen in freier Natur und Sangerhausen durch Straßenlaternen an der Gonna. Beides wird in der Welt der Pokémon als „besonders sehenswert“ bezeichnet.
Auch das Friesenstadion hat seinen Platz auf der Karte der App gefunden. Doch falls jemand auf die Idee kommt, im Auto auf Pokémonjagd zu gehen, sollte er an dieser Stelle vorsichtig sein: Geht es nämlich nach dem Spielplan, dann führt eine Straße direkt über den Sportplatz, wo in Wirklichkeit ein massiver Zaun wartet.
Augen auf im Verkehr
Für Sammler gilt darum: Augen offen halten, sagt Polizeisprecher Heiko Prull. „Mansfeld-Südharz ist bisher Pokémon-unfallfrei“, lautet seine Bilanz gut zwei Wochen nach Erscheinen der App. „Spielen hinterm Steuer geht natürlich gar nicht“, sagt er. „Fußgänger sollten trotz Handy auf den Verkehr achten.“ Denn gerade in Sangerhausens Innenstadt sind vermehrt Monster-Jäger mit Smartphone unterwegs.
Hunderte Pokémon sollen sich dort eingenistet haben: Taubenähnliche am Bahnhof, ein Rattenartiges in der Kylischen Passage, doch nichts schlägt die Kreisverwaltung. Bis zu fünf Pokémon sitzen vor oder in dem Gebäude. Als Kreissprecherin Michaela Heilek davon erfährt, ist sie ziemlich perplex: „Davon wussten selbst wir nichts“, sagt sie lachend. Zumindest sei ihr noch kein Kollege auf Pokémon-Jagd begegnet. Aber wer weiß schon, wie viele Sangerhäuser nach Feierabend auf der Suche sind? (mz)
