Mifa Mifa: Gläubiger entscheiden über weitere Zukunft

sangerhausen/MZ - Hoffen und Bangen in der Fahrradstadt Sangerhausen: Die Gläubiger der 25 Millionen Euro umfassenden Anleihen der finanziell angeschlagenen Mitteldeutschen Fahrradwerke AG (Mifa) entscheiden am Mittwoch über die weitere Zukunft des börsennotierten Unternehmens. Nachdem die erste Gläubigerversammlung wegen zu geringer Teilnahme nicht beschlussfähig war, wird nunmehr ein zweiter Anlauf gestartet.
Mit 546 000 verkauften Fahrrädern im Jahr 2012 ist die Mifa der absatzstärkste Fahrrad-Hersteller Deutschlands. Ende März 2014 teilten die Sangerhäuser überraschend mit, dass im Jahr 2013 ein Verlust von 15 Millionen Euro angefallen sei. Durch falsche Angaben unter anderem zu Roh- und Hilfsstoffen auch in den Vorjahren kam es zu einem Bilanzverlust von 28 Millionen Euro. Wie es zu den groben Bilanzfehlern gekommen ist, wurde von der Firma bis heute nicht mitgeteilt.
Demnach sollen sich die Inhaber der millionenschweren Anleihen auf einen gemeinsamen Interessenvertreter einigen. Dieser soll dann ermächtigt werden, einer Stundung der Mitte August fälligen Zinszahlungen der Mifa von knapp 1,9 Millionen Euro sowie einem vorübergehenden Ausschluss von Sonderkündigungsrechten jeweils bis Ende Oktober zuzustimmen. Ziel ist es, Zeit zu gewinnen, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen.
Anstatt einen Kredit bei einer Bank aufzunehmen, hatte die Mifa im August 2013 eine Anleihe in Höhe von 25 Millionen Euro aufgelegt. Das Geld liehen vor allem größere Investoren. Sollten von der Gläubigerversammlung jedoch wieder keine Beschlüsse gefasst werden, steht die weitere Zukunft des traditionsreichen Fahrradbauers außerhalb eines gerichtlichen Verfahrens offenbar auf der Kippe.
15 Millionen Euro über Tochterfirma?
Wie berichtet, hatte zuletzt der indische Fahrradhersteller Hero Cycles eine Beteiligung an der Mifa signalisiert. Über eine Tochterfirma könnten 15 Millionen Euro in den Sangerhäuser Betrieb fließen. Mifa-Großaktionär und AWD-Gründer Carsten Maschmeyer, der 2011 bei Mifa eingestiegen war, hatte das Engagement von Hero begrüßt. Auch die öffentliche Hand war dem finanziell angeschlagenen Unternehmen zur Seite gesprungen. Der Landkreis hatte Firmengrundstücke für 5,7 Millionen Euro gekauft. Im Gegenzug soll eine monatliche Miete zwischen 54 000 und 67 000 Euro gezahlt werden.
Nach Mifa-Angaben läuft das operative Geschäft, das heißt, die Produktion und der Verkauf von Fahrrädern, normal. Allerdings erwartet das Unternehmen im ersten Quartal 2014 kein ausgeglichenes Ergebnis und bleibt also vorerst in der Verlustzone. Die Mifa mit 770 Mitarbeitern hat neben der Montage günstiger Fahrräder für Handelsketten in den vergangenen Jahren das Geschäft mit hochwertigen Rädern und E-Bikes ausgebaut. Angestrebt werde eine Kooperation bei Einkauf und Produktentwicklung, besonders bei Elektrofahrrädern, teilte der Fahrradbauer bereits im März mit.