Medienprojekt "Klasse 2.0" in Sangerhausen Medienprojekt "Klasse 2.0" in Sangerhausen : Mit Redakteuren auf Ideensuche

Sangerhausen - Frühstücken und dabei die Zeitung lesen? Oder am Nachmittag nach der Schule? Höchstens einmal kurz überfliegen. Aber wirklich gelesen? Die Schüler der Klasse 8 c der Sangerhäuser Thomas-Müntzer-Schule schütteln die Köpfe. Die Mitteldeutsche Zeitung wirklich bewusst in Augenschein genommen, das haben viele von ihnen zum allerersten Mal am Montag, als hier das Medienprojekt „Klasse 2.0“ startete. Die Tageszeitung als Lehrbuch? Berichte aus Sangerhausen anstatt Goethe und Schiller? Für Deutsch-Lehrerin Silke Gonschorek ist das der richtige Weg, um die Jugendlichen zum Lesen zu bringen, um ihnen zu zeigen, was in ihrer Heimat gerade passiert.
Selbst in der Zeitung gewesen
„Ich habe schon immer mal durchgeblättert“, erzählt Max Luttert. Meist, wenn er vorher von MZ-Fotograf Maik Schumann beim „Arschbomben-Wettbewerb“ im Freibad geknipst wurde. „Das war wirklich cool, denn man rechnet ja nicht damit, auch mal selbst in der Zeitung zu sein.“ Für seinen Klassenkameraden Paul Dedeke kam dieser Moment erst vor wenigen Tagen. Im Bericht über die Berufsberatung an seiner Schule wurde der 13-Jährige nämlich kurzerhand zu einem der Hauptakteure. „Ich interessiere mich sehr für Technik und Maschinen. Darum lese ich diese Sachen immer zuerst“, sagt er. „Vielleicht versuche ich mich sogar an einem Artikel über mein Praktikum in einer Werkstatt.“ Hoffentlich, denn immerhin haben die Schüler erstmals die Möglichkeit, sich selbst als Reporter zu versuchen.
Ob sie das auch können? Da sind sich die Müntzer-Schüler noch etwas unschlüssig. „Nur Mut“, fordert Redakteurin Beate Thomashausen sie auf. „Jeder hat doch großartige Geschichten zu erzählen und über jeden lohnt es sich zu schreiben.“ Paul hakt nach: „Wird das nicht irgendwann langweilig? Gehen nicht auch mal die Ideen aus?“ Selten, erklären ihm die Zeitungsschreiber, schließlich passiert auch im kleinen Sangerhausen immer irgendetwas, das die Menschen interessiert.
Ratgeber weckt Interesse
Die 14-jährige Vanessa blättert da lieber einige Seiten weiter in ihrer MZ - meist bis zum Ratgeber-Teil. „Da gibt es wirklich interessante und nützliche Dinge zu entdecken.“ Aber wie landen all die Geschichten überhaupt in der Zeitung? Warum sieht die MZ so aus, wie sie aussieht; nämlich ziemlich groß und in einzelnen, faltbaren Teilen? „Damit Mutti den Ratgeber nehmen kann, während Vati noch den Sportteil liest“, scherzt die Redakteurin. Also praktisch und einleuchtend, wie die Achtklässler finden. Mit der Zeitung werden sie sich auf jeden Fall noch genauer befassen. Und zwar nicht nur mit Aussehen und Form, sondern auch mit den Inhalten. „Wir planen auf jeden Fall einen Besuch in der Lokalredaktion“, sagt Lehrerin Gonschorek, die ihre Schüler dazu motivieren will, eine eigene Zeitung zu gestalten. Eine Projekt-Mappe soll nicht nur die Zeitungsbegriffe klären, sondern auch eigene Reportagen beinhalten.
Momentan könnte man allerdings sagen: Die Jugendlichen stecken noch mitten in der „Findungsphase“. Vor ihnen: Die Mitteldeutsche Zeitung, deren Blätterrascheln derzeit den Klassenraum erfüllt. Noch etwas unsicher blättern Paul, Vanessa und ihre Freunde darin, noch auf der Suche nach eigenen Ideen. Aber die wird es sicher geben. Ganz bestimmt. Und die Zeitungsmacher in der Redaktion freuen sich schon auf die Beiträge der Schüler. Vielleicht ist ja ein Nachwuchsreporter unter ihnen. (mz)