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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Steile Karriere für Otto

Von Peter lindner 22.12.2011, 17:55

Brücken/MZ. - "Das ist unser Otto", sagt Hartmut Wolf und das nicht ohne stolz. Otto schaut mit seinen großen Kulleraugen neugierig in die heile Tierwelt und schuffelt sein rotbraunes zotteliges Fell gerade an seiner Leihmutter, die den Kleinen unter ihre Fittiche genommen hat. Otto ist ein Prachtkerl. Der kleine Jungbulle hat schon einiges erlebt in seinem kurzen Leben.

Gleich nach seiner Geburt in der Silvesternacht 2010 / 2011 war seine Mutter "Friede" gestorben. "Mit der Flasche haben wir den kleinen Kerl großgezogen", blickt Wolf auf das tragische Ereignis zurück. "Wir haben es geschafft", resümiert der Landwirt. Otto ist inzwischen zum Liebling vieler Brückner geworden. Sein Schicksal hatte sich schnell herum gesprochen im kleinen Helmeort, einige pilgern noch heute zum Mühlenhof, der "Ranch" von Wolf, und erfreuen sich daran, wie sich der Kleine entwickelt. Der kleine Bulle hat sich längst "gemausert".

Wog er bei seiner schwierigen Geburt gerade einmal 40 Kilogramm, so bringt er nach fast einem Jahr immerhin schon rund 350 Kilogramm auf die Waage. Was für Katzen und Hunde ein Leckerli ist für Jungbullen Otto eine Schnitte Brot. Damit könne man ihn richtig verwöhnen.

Und nun steht für Wolf auch fest, dass sein Otto eine steile Karriere als Zuchtbulle vor sich hat. Ehe es freilich zu einer Liaison mit einer jungen Kuhdame kommt, muss Otto, der Namensvetter von dem in Wallhausen einst geborenen Kaiser Otto dem Großen, noch ein paar Jährchen auf die Weide.

Otto gehört übrigens zur edlen und seltenen Rasse des Harzer Rotviehs. Korrekt bezeichnet wird die Rinderrasse als Harzer rotes Höhenvieh und gehört wohl zu den ältesten und ursprünglichsten Nutztierrassen. Wolf macht sich um die Zucht dieser Rinderrasse verdient und hat auf Ausstellungen schon jede Menge Preise eingeheimst. Die runden Rosetten zieren neben Urkunden und Bildern der Wolfschen Lieblingskühe das kleine Büro. Das Harzer Rotvieh entstammt den roten Rinderrassen Süd- und Mitteldeutschlands und geht wahrscheinlich auf das rote einfarbige germanisch-keltische Rind zurück. Daraus entwickelte sich unter den Bedingungen des Mittelgebirges Harz eine eigenständige Rinderrasse. Die ist heute vom Aussterben bedroht, weiß Hartmut Wolf. 1996 seien noch ganze 360 Kühe im Herdbuch aufgeführt worden. Früher sei diese Rinderrasse als so genanntes Dreinutzungsrind sehr geschätzt worden. Es diente der Milch- und Fleischproduktion und war als Zugtier gut geeignet.

In Wolfs Ställen "tummeln" sich jetzt im Winter 85 Rinder und drei Zuchtbullen sowie einige Nachzuchten. Im Sommer vergnügen sich die Rinder, zu ihnen gehört auch eine Herde Limousin (ein französisches Fleischrind), auf den Wiesen unweit des Mühlenhofes. Ganz artgerecht.