Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: «Schwester Gabriele» hat ihre eigene Mannschaft aufgebaut
NIEDERRÖBLINGEN/MZ. - Wie Fernseh-Gemeindeschwester Agnes auf der Schwalbe so war auch Gabriele Vollmann mit dem kleinen Moped in Niederröblingen als Gemeindeschwester im Einsatz. Ihre Schwalbe war blau und der Helm sah genauso aus wie der im Film von Schwester Agnes. Und in der Umgebung bekannt war sie als Gemeindeschwester genauso. Bis die Wende kam und die Gemeindeschwestern ausgedient hatten.
"Die Polikliniken wurden aufgelöst. Und damit gab es auch die Schwesternstationen nicht mehr. Ich sollte als Putzfrau anfangen. Das wollte ich nicht", sagte Gabriele Vollmann. Sie wagte es, sich selbständig zu machen, um weiter Menschen zu betreuen. Das war am 1. März 1991 "Frieda Brandt aus Allstedt war meine erste Patientin. Sie ist 103 Jahre alt geworden", erinnerte sich Frau Vollmann. Wahrscheinlich hat das hohe Alter auch ein bisschen mit der guten Pflege zu tun. Weshalb sonst sollte sich Frieda Brandts Tochter, mittlerweile selbst über 80-jährig, wieder vertrauensvoll an die Ambulante Krankenpflege und Seniorenbetreuung von Gabriele Vollmann in Niederröblingen wenden?
Natürlich hat sich in den zwei Jahrzehnten eine ganze Menge geändert. Gabriele Vollmann arbeitet längst nicht mehr allein. 19 Mitarbeiter beschäftigt sie jetzt. Kerstin Wiegandt war die erste Mitarbeiterin, die in Niederröblingen mit einstieg und bis heute mit dabei ist. "Wir sind alle treue Seelen", sagt Schwester Maret Bobke, die nach Kerstin Wiegandt die zweite Mitarbeiterin des neuen Niederröblinger Pflegedienstes wurde. Und so wie die beiden zuerst angestellten Schwestern sind auch alle nachfolgenden Mitarbeiter - bis auf Ausnahmen - dieser Arbeitsstelle treu geblieben. Ein gutes Zeichen. Und so treu wie die Mitarbeiter sind auch die Patienten. In manchen Familien betreue man bereits die zweite Generation.
Von Allstedt über Sangerhausen bis Edersleben und Lengefeld reicht der Einzugsbereich, aus dem Patienten des Pflegedienstes kommen. Die Arbeit sei sehr vielschichtig, erzählen die drei Frauen. Neben der häuslichen Krankenpflege helfen die Mitarbeiter des Pflegedienstes auch bei Körperpflege und anderen täglichen Verrichtungen und beraten auch die pflegenden Angehörigen. Auch Sterbende zu begleiten, gehört zu den Hilfsangeboten des Pflegedienstes. "Wir betreuen Krebspatienten ebenso wie sehr betagte Menschen, die nur ein paar Hilfeleistungen brauchen oder Frischoperierte, bei denen ein Verbandswechsel nötig ist", so Frau Wiegandt. Was gemacht werden soll, schreibt der Arzt in seiner Verordnung fest. "Da kommt aber schnell mehr dazu", so Schwester Maret Bobka. "Ganz oft werden wir schon sehnsüchtig erwartet, weil irgendein Schreiben von der Krankenkasse eingetroffen ist, mit dem die Patienten nicht zurecht kommen." Und natürlich versuche man dann zu helfen. Denn mit "Schreibkram" kennen sich die Schwestern mittlerweile besser aus, als ihnen lieb ist.
Bei jedem Einsatz muss genau protokolliert werden, was gemacht wurde. Das müssen die Patienten oder deren Angehörige immer unterschrieben. Egal ob man nur einmal zum Verbandswechsel komme oder ob intensive Betreuung mehrmals am Tag nötig sei. Wenn es nur ein bisschen weniger Bürokratie wäre, doch auch mit Bürokratie hält Gabriele Vollmann ihre Arbeit für die Schönste, die sie sich für sich vorstellen kann.
Übrigens: Gefeiert wird das 20-jährige Bestehen des Pflegedienstes aber erst in der warmen Jahreszeit, so Gabriele Vollmann. Aber gratulieren darf man natürlich auch jetzt schon . . .