Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Modellbauer legt selbst Hand an
Riethnordhausen/MZ. - Eine riesige Vitrine begrüßt die Gäste von Günter Große aus Riethnordhausen schon im Eingangsbereich. Hinter der Glasscheibe stehen ein knappes Dutzend Modelle von Dampfmaschinen aller Art. Ganz klar: Der Rentner hat ein ganz besonderes Hobby, und das kann man gar nicht übersehen. Und eins unterscheidet ihn von den meisten anderen Modellbauern. Anstatt komplette Bausätze zu kaufen, fertigt er alle Einzelteile an der Drehbank in seiner Werkstatt selbst. "Gekaufte Teile kommen mir gar nicht in die Tüte", ist er fest überzeugt.
Der Hausherr wurde mit der Leidenschaft für den Modellbau im Jahr 2001 angesteckt. "Da war ich zum ersten Mal in Hettstedt bei den Dampf-Tagen. Vorher hatte ich damit gar nichts am Hut, aber ich war von den kleinen, sich bewegenden Maschinen so fasziniert, dass ich gleich am nächsten Tag noch mal da war." Daraufhin hat sich der Riethnordhäuser ein Buch über den Modellbau von Dampfmaschinen zugelegt. "Ich musste erst einmal versuchen, alle Abläufe zu verstehen", berichtet er. Und verstanden hat der gelernte Elektriker, der seit 2004 in Rente ist, sein Hobby wahrlich.
2004 konnte Große sein erstes Modell fertigstellen. Eine oszillierende Dampfmaschine, die bis heute sein ganzer Stolz ist. "Sie war mein allererstes Modell, das behält man immer in Erinnerung." Inzwischen ist sie eins von über zehn selbstangefertigten Modellen in Großes Sammlung. Die Dampfmaschine reiht sich ein neben Vakuummotoren, Stirlingmotoren, Wasserpumpen, Dampfmaschinen und Heißluftmotoren, die teilweise mit simplen Teelichtern angetrieben werden. Stolz ist der Rentner, dass er alle zum Laufen gebracht hat. "Die Euphorie, wenn die Motoren und Maschinen dann am Schluss funktionieren, ist unbeschreiblich und steigert sich von Mal zu Mal", erklärt Große.
Jede freie Minute verbringt er in seiner Werkstatt. "Zum Glück unterstützt mich meine Frau Rosmarie bei meinem Hobby. Schließlich ist das Ganze sehr zeitaufwändig."
So stecken zu Beispiel mehr als 1 200 Stunden in einem Dampfpflug-Modell, das er im August diesen Jahres bei den Dampf-Tagen in Hettstedt erstmalig vorstellte.
Baupläne hat Große für seine Projekte nicht, erklärte er. Er schaut sich die Technik vielmehr an den Originalen ab: Um zum Beispiel die Vorlage für den Dampfpflug zu erhalten, ist er extra bis nach Vienenburg im Landkreis Goslar gefahren. Dort hat er einen echten Pflug in Aktion fotografiert und das Modell nur anhand der Fotos nachgebaut. "Den Maßstab habe ich selbst festgelegt und alle Maße im Verhältnis umgerechnet. Danach habe ich sämtliche Kleinteile selbst entworfen und hergestellt. Am wichtigsten ist, dass alles dicht, aber leichtgängig ist. Die einzelnen Bauteile müssen genau zueinander passen, sonst funktioniert die Maschine nicht." Da sei es auch schon vorgekommen, dass er ein Modell frustriert beiseite gestellt habe, weil es nicht lief, räumt der Tüftler ein. "Aber weil es mir einfach keine Ruhe lässt und viel Herzblut darin steckt, habe ich nach Monaten weiter nach dem Fehler gesucht und am Ende noch jeden gefunden", sagt er stolz. Und jedes seiner Modelle sei individuell, ein Geheimrezept gebe es nicht. "Wenn etwas nicht funktioniert, kostet mich das viele Nerven. Modellbau ist nun mal kein Allerweltshobby." Der größte und bis jetzt unerfüllte Traum des Riethnordhäuser Rentners ist es, ein eigenes Dampfmodell zu entwerfen und zu bauen. Ganz ohne Vorlage. "Und das soll natürlich dann auch laufen", erklärt er. So wird sich die Vitrine im Flur mit Sicherheit weiter füllen.