Mansfeld-Südharz: Mansfeld-Südharz: Liebesschwüre im Rosengarten

SANGERHAUSEN/MZ. - Romantik pur im Jubiläumsgarten des Europarosariums Sangerhausen. Der betörende Duft tausender Rosen und eine Melodie aus dem Kultfilm "Drei Haselnüsse für Aschenputtel" sorgten für den rechten Rahmen einer Premiere. Die erste Open-Air-Hochzeit im größten Rosengarten der Welt.

Das Besondere: Mit Annika Gothe traute sich zum ersten Mal eine leibhaftige Sangerhäuser Rosenkönigin in aller Öffentlichkeit vor den rosengeschmückten Traualtar. Als Annika I. hatte die junge Frau von 1999 bis 2001 als Rosenkönigin regiert und an der Seite des damaligen Oberbürgermeisters Dieter Kupfernagel in ungezählten Einsätzen die Berg- und Rosenstadt repräsentiert. Das Amt einer "Botschafterin der Rosenstadt" füllte Annika I. mit ihrer ganzen Persönlichkeit aus und sorgte mit dafür, dass der "schönste und größte Rosengarten der Welt", so Annika Gothe, nicht nur in Deutschland bekannt wurde. Was in ihrer Amtszeit ein Traum war, nämlich einmal im Rosarium zu heiraten, hat die junge Frau nun Realität werden lassen.

Und wie in Deutschland fast üblich, haben die Bürokraten auch vor einer solch freudigen Angelegenheit Hürden aufgestellt. Eine offizielle Trauung war aus Sicht der zuständigen städtischen Behörde nicht so ohne weiteres möglich. Datenschutzgründe wurden vorgegeben. Nach MZ-Recherchen hätte in anderen Bundesländern eine solche - nennen wir es einmal besondere Veranstaltung - durchaus stattfinden können. Die bürokratische Hürde wurde von Annika I. bewältigt, eine Trauung im Sangerhäuser Rathaus als offizieller Akt war schnell vollzogen - und die Open-Air-Hochzeit konnte mit unbürokratischer Hilfe und Unterstützung der Rosenstadt Sangerhausen GmbH vollzogen werden. Die Verantwortlichen dort sahen in der Premiere einer Hochzeit unter freiem Himmel wohl auch ein weiteres touristisches Highlight.

Zurück zur Traumhochzeit von Annika I. Was zu einer solchen Hochzeit fehlt ist freilich ein Prinz. Den hatte die junge Frau - im richtigen Leben Mitarbeiterin der Sangerhäuser Stadtverwaltung - längst gefunden. Es ist Mario Wolff. Die beiden sind seit einigen Jahren zusammen, haben einen gemeinsamen Sohn, der Paul Lennart heißt und vier Jahre ist. "Prinz" Wolff betreibt in der Rosenstadt ein kleines Bauunternehmen und ist offenbar ebenso romantisch veranlagt wie seine jetzt Angetraute. Er hatte seiner Angebeteten nämlich vor zwei Jahren einen Heiratsantrag gemacht, so richtig mit Kniefall und allem, was dazu gehört. Und sogar der Ort des Antrages war außergewöhnlich. "Willst Du mich heiraten", fragte der junge Mann nämlich mitten auf dem berühmten Potsdamer Platz in Berlin. Am Wochenende hat der 37-Jährige sein Versprechen nun eingelöst. Viele Familienmitglieder, Freunde, Bekannte sowie einige Zaungäste waren Zeuge. Ach ja. Zu einer Trauung gehört neben Braut und Bräutigam auch eine Person, die das vollzieht. Und da gab es einen weiteren Wunsch der ehemaligen Rosenkönigin. "Das soll Oberbürgermeister Kupfernagel sein." Das allerdings ist offiziell nicht mehr möglich, weil sich der langjährige Sangerhäuser Oberbürgermeister inzwischen vom Amt zurückgezogen hatte und seinen offiziellen Titel "Standesbeamter" nur noch mit dem kleinen Zusatz "Außer Dienst" versehen ausüben kann. Kupfernagel ließ sich natürlich nicht zweimal bitten, eine solche "schöne Angelegenheit" zu erledigen. "Ich mache das gern, weil ich Annika sehr schätze."

Nach der Trauungszeremonie, und das übrigens bei schönstem Wetter, ergriff dann Annika Wolff das Wort. Ihre Liebesschwüre an die Adresse ihres Prinzen rührten die Hochzeitsgäste zu Tränen. Eine märchenhafte Hochzeit im schönsten Rosengarten der Welt, das könnte ein Renner im touristischen Angebot des Rosariums werden.