Wegen höherer Kosten Mansfeld-Südharz erwartet Flut von Wohngeldanträgen
Warum das Sozialamt sich auch auf mehr Leistungsberechtigte bei der Grundsicherung einstellt

Sangerhausen/MZ - Die extreme Preissteigerung bei der Energieversorgung hat im Amt für Soziales und Integration des Landkreises Mansfeld-Südharz für deutlich mehr Wohngeldanträge gesorgt. „Die Post hat sich in etwa verdoppelt“, sagte Amtsleiterin Christiane Biermann in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses.
Der Bund will zum 1. Januar eine große Wohngeldreform umsetzen, mit der deutlich mehr Haushalte mit geringem Arbeitseinkommen Anspruch auf ein höheres Wohngeld bekommen sollen.
Neue Tabelle - höhere Kosten angemessen
„Der große Hammer kommt aber erst noch“, ahnt Biermann. Wenn nämlich im nächsten Jahr Mieter die Betriebskostenabrechnungen für 2022 bekommen und die höheren Energiekosten für manchen erst dann voll durchschlagen. Der Gesetzgeber habe die Wohngeldtabelle geändert. Es gelten jetzt höhere Kosten als angemessen – das erweitert den Kreis jener, die einen Anspruch auf die Unterstützung haben. Beim Bund rechnet man damit, dass sich der durchschnittliche Wohngeldbetrag von derzeit rund 190 Euro auf dann 370 Euro im Monat erhöhen wird.
„Aktuell haben wir im Landkreis beim Wohngeld 682 Leistungsberechtigte“, sagte Biermann. Beim Bund gehe man von einer Verdreifachung aus, die Zahl in Mansfeld-Südharz könnte auf 2.000 hochschnellen. Das bringt einen erheblichen Mehraufwand bei der Bearbeitung mit sich. „Im Moment haben wir schon einen Mitarbeiter, der ausschließlich für Pro-Forma-Anfragen von Menschen bereitsteht, die sich erkundigen wollen, ob für sie ein Antrag überhaupt in Frage kommt“, berichtete Biermann.
Zusätzliches Personal für die Wohngeldstelle sei aber nicht so einfach zu finden. „Wohngeldbearbeiter sitzen nicht auf der Straße“, so Biermann. Es werde aber Personal zugeführt, kündigte Sven Vogler, Fachbereichsleiter für Bildung, Soziales, Jugend und Kreisplanung, an.
Auch bei Grundsicherung steigt Zahl der Fälle
Für das kommende Jahr rechnet Christiane Biermann außerdem mit einem weiteren Ansteigen der Fallzahlen bei der Grundsicherung. Zu der gehören auch die Kosten der Unterkunft (KdU) – also Miete und Heizung.
„Wir werden sehr viele Bürger als Antragsteller haben, die zurzeit nicht im Leistungsbezug sind“, sagte Biermann. Das könnte beispielsweise Rentner betreffen, die die hohen Betriebskostenvorauszahlungen aus ihrer Rente allein nicht mehr stemmen können.
In Mansfeld-Südharz gibt es knapp 12.000 Menschen in rund 6.700 Bedarfsgemeinschaften, die Grundsicherung beziehen. Das Jobcenter übernimmt für sie die Kosten der Unterkunft – der Landkreis trägt rund 30 Prozent davon.