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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Die gleiche Arbeit für weniger Geld?

Von FRANK SCHEDWILL 03.06.2011, 17:54
Rettungsdienst
Rettungsdienst DPA Lizenz

ROSSLA/SANGERHAUSEN/MZ. - Gelb, rot, blau blitzt der Rettungswagen in der Sonne. Der nagelneue Mercedes wartet vor der Rettungswache am Nordring 4 in Roßla auf seinen Einsatz. "Rettungsdienst Landkreis Mansfeld-Südharz" steht auf dem Fahrzeug. Denn dort, wo bis Mittwochabend die Johanniter ihren Dienst verrichteten, ist jetzt der Landkreis selbst für das Rettungswesen zuständig. Nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes in Magdeburg hat er bis zu einer endgültigen gerichtlichen Klärung seit Donnerstag, 0 Uhr, den Dienst in den vier Rettungswachen im Sangerhäuser Raum übernommen.

Mitarbeiter kalt erwischt

Die Mitarbeiter der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) wurden davon kalt erwischt. Kurz zuvor hatte es nach einer Entscheidung der Vorinstanz nämlich noch so ausgesehen, als bliebe alles beim Alten. Vorsichtshalber hatten 38 der 40 JUH-Beschäftigten aber bereits Arbeitsverträge mit dem Landkreis geschlossen. Auch sie müssen ihre Familien ernähren.

Von den Mitarbeitern will niemand etwas zu der Übernahme sagen, schon gar nicht seinen Namen in der Zeitung lesen. Das Hin und Her hat sie aber sichtlich mitgenommen. Und: Auch der Wechsel von der JUH zum Kreis sei chaotisch verlaufen, heißt es, wenn man mit Beschäftigten der Wachen in Sangerhausen, Schwenda, Allstedt oder Roßla spricht. Zum Glück sei während des Durcheinanders kein schwerer Unfall auf der Südharz-Autobahn passiert. Es habe zum Beispiel nur eine ganz kurze Einweisung in die neuen, hochmodernen Fahrzeuge gegeben, die der Landkreis für insgesamt 1,5 Millionen Euro angeschafft hatte.

Auch wegen der Vergütung gibt es Ärger: Es ist offenbar so, dass die Beschäftigten zwar die gleiche Arbeit machen wie bisher, nun aber weniger verdienen. "Ich habe rund 200 Euro brutto weniger im Monat", sagt ein langjähriger Mitarbeiter. Noch wisse er aber nicht, wie sich die Zuschläge auswirken. Generell werde so etwas wohl immer auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen. Ebenso sorgen die Arbeitszeiten für Unmut: Gab es bei der JUH bisher 24-Stunden-Schichten, sollen die Mitarbeiter ab kommendem Montag nur noch zwölf Stunden am Stück arbeiten. Was positiv klingt, birgt vor allem für Auswärtige ein Problem, sagen Rettungsdienstleute. Sie müssen sich nun öfter an ihrem Dienstort einfinden. Für den, der lange Abfahrtswege hat, werde es teurer.

Da sich die Beschäftigten stark gemacht hätten, sei bei einer Betriebsversammlung wenigstens erreicht worden, dass die zwei JUH-Mitarbeiter, die mit dem Kreis noch keinen Arbeitsvertrag geschlossen hatten, auch weiter beim Rettungsdienst dabei sind.

Johanniter hoffen auf Urteil

Die Kreisverwaltung teilte dagegen mit, dass die Übernahme des Rettungswesens relativ problemlos verlaufen sei. Noch offene Details sollen am Montag geklärt werden. Auch würden die Mitarbeiter mit einer Wechselschichtzulage ungefähr auf das selbe Geld kommen wie bisher. "Alle werden nun nach den Vorschriften des Tarifvertrags öffentlicher Dienst bezahlt", sagte Matthias Grünewald, der Leiter der Stabsstelle beim Landkreis. Er könne aber nicht ausschließen, dass Rettungsassistenten, die nun nur noch einen Job als Rettungssanitäter haben, einige Euro fehlen würden. Das Gleiche treffe auf bisherige Wachenleiter oder Stellvertreter zu. "Große finanzielle Nachteile hat unserer Ansicht nach aber niemand", so Grünewald. Generell könne man die Rettungsleute laut Tarifvertrag nur zwölf Stunden am Stück und 48 Stunden je Woche beschäftigen. Sie würden anders als bei den Johannitern vom Kreis aber die gesamte Arbeitszeit bezahlt bekommen. Grünewald: "Ich habe großes Verständnis für die Mitarbeiter, die sich mit den 24-Stunden-Schichten und der anschließenden Freizeit eingerichtet haben. Die Gewerkschaften wollen das aber nicht." Die Johanniter teilten mit, dass ein neues Gerichtsurteil die jetzigen Verhältnisse wieder umkehren könne. Die Rettungsorganisation setze auf die Entscheidung in der Hauptsache. Wann die fallen wird, ist unklar. Johanniter-Regionalvorstand Mechthild Rödiger: "Bis dahin hoffen wir, dass die Mitarbeiter beim Kreis ebenso gute Bedingungen vorfinden wie bei uns."