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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Bedrohter «Meckervogel» in der Aue

30.11.2012, 08:55

KElbra/MZ/HNO. - Die Bekassine, eine vom Aussterben bedrohte Vogelart, hat im Landkreis Mansfeld-Südharz offenbar gute Brutbedingungen gefunden. Die "Meckervogel" oder auch "Himmelsziege" genannte Art hat ihr Rückzugsgebiet in der Goldenen Aue im Europäischen Vogelschutzgebiet Helmestausee Berga-Kelbra gefunden. Dort hört den Vogel der Ornithologe Stefan Herrmann vom Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz jedes Jahr im Kuhried bei Berga. "Zu sehen bekommt man das sehr scheue Tier nur aus der Ferne", sagt er. "Aber man kann ihn dabei orten. Sein Revier sind die feuchten Wiesen im Ried." Auf jährlich drei bis fünf Brutpaare schätzt der Fachmann das Vorkommen. "Mehr sind nicht übrig geblieben", meint er, "trotz der vergleichsweise guten Bedingungen im Überschwemmungsbereich der Talsperre."

Die Bekassine ist vom Naturschutzbund (Nabu) und dem Landesbund für Vogelschutz zum Vogel des Jahres 2013 erklärt worden. Der etwa amselgroße Schnepfenvogel ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Von den rund 10 000 Brutpaaren vor 20 Jahren lässt sich heute nur noch die Hälfte nachweisen. In Sachsen-Anhalt wird der Brutbestand aktuell auf nur 150 bis 300 Paare geschätzt. "Früher war er ein weit verbreiteter Wiesenvogel", sagt der Vogelkundler Herrmann. "Er lebte überall, wo feuchte Wiesen waren. Sein charakteristischer lauter Balzflug erinnert an das Meckern einer Ziege. Die Töne entstehen dabei durch Vibration der äußeren Schwanzfedern beim Sturzflug. Das hat ihm auch die Spitznamen eingebracht." Mit ihrem überlangen Schnabel stochert die Bekassine im aufgeweichten Boden nach Insekten und Würmern. Fehlen diese Bedingungen hat sie keine Nahrungsgrundlage mehr.

Einen weiteren Grund für ihren Bestandsrückgang sieht Herrmann in der Bewirtschaftungsform der Wiesen. Da es sich um einen Bodenbrüter handelt, ist die Nachzucht von vielen Gefahren bedroht. "Freilaufende Hunde, Katzen, Waschbären, Füchse, Rabenvögel und vieles mehr zerstören die Gelege", erklärt der Fachmann. "Was dabei noch übrig bleibt, vernichtet der Mensch durch eine frühe Mahd. Die Tiere haben dann keine Chance mehr." Deshalb freue es ihn besonders, dass die Wiesen im Kuhried erst Ende Juli oder Anfang August gemäht werden.