Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Auf den Spuren der Schatzsucher
RIESTEDT/MZ. - Unter ihnen waren Lina und Erik. Die beiden Jugendlichen ließen sich von Knut Rehberg in die faszinierende Sage um die so genannte Wüstenkirche einweihen. Danach soll eine äußerst betuchte Schlossbesitzerin einen Fremden, der um Unterkunft bat, kaltschnäuzig weggeschickt haben. Zur Strafe musste diese ihre Reichtümer abgeben - vermutlich an die so genannte Wüstenkirche. "Manche dachten tatsächlich, hier sei ein großer Schatz vergraben und versuchten, den zu finden", erzählte Rehberg.
"Guck mal da", rief Erik ganz erstaunt zu Freundin Lina und zeigte auf die großen Wurzeln, die sich mitten durch das Gestein der Kirchengrundmauern bohren. Um die Überreste der Wüstenkirche vom Wegesrand zu entdecken, muss man schon genau hinsehen, denn ein mächtiger Baum wächst aus der Kirche. "Hier sieht man aber noch Überreste", sagte die älteste Wanderteilnehmerin Ingeborg Raack (79). Früher habe sie häufig mit ihrem Vater Rudolf Allmann, Bodendenkmalpfleger, die so genannten Wüstungen erkundet. Das sind Dorfstätten, die im Hochmittelalter entstanden und im Spätmittelalter schon wieder verlassen waren, erklärte Bodendenkmalpfleger und Wanderleiter Frank Philippczyck. Diese Kirche gehörte einst zur Wüstung Schobisfelde, die vermutlich im 13. Jahrhundert verlassen worden war. Nahe dieser ehemaligen Stätte weist Philippczyck auf eine typische Karsterscheinung, die Bachschwinde, hin. "Der Bach floss damals an der Wüstung vorbei und einige Meter dahinter verschwand er. Die Leute konnten sich damals nicht erklären, wo der Bach bleibt", erzählte er. Das Flurstück, wo der Bach verschwand, wurde als "ungeheurer Graben" bezeichnet. Tatsächlich versickerte das Wasser im Karst.
Die 5,5 Kilometer lange Wegstrecke führte kurzzeitig auf den Spuren des ehemaligen Fernhandelsweges Magdeburg - Erfurt entlang, auf deren Weg das Schlösschen Anna liegt, von dem versteckt unter Laub und Gras noch Reste der Befestigungsmauer liegen.
Nach 1350 soll das Gemäuer als Zollstation genutzt worden sein. Vor dem Schlösschen liegt der Graben "die Landgefahr". Vermutlich liefen die Fahrspuren hier alle zusammen, damit auch jeder am Annaschlösschen vorbeikommt und Zoll bezahlte.