Manseld-Südharz Manseld-Südharz: Suchtklinik in Kelbra bleibt ohne neuen Besitzer
SANGERHAUSEN/KELBRA/MZ. - Bei dem Termin im Saal 216 des Sangerhäuser Amtsgerichts gab es zwar mehrere Interessenten, aber keinerlei Gebote. Dabei hätte man das erst vor wenigen Jahren errichtete Klinikgebäude und das zugehörige knapp 23 000 Quadratmeter große Grundstück unter Umständen für nur etwas mehr als 81 000 Euro ersteigern können. So hoch war am Dienstag das Mindestgebot. Laut Verkehrsgutachten ist die Klinik aber 6,5 Millionen Euro wert.
"Ich glaube auch nicht, dass die Gläubigerin bei den 81 0000 Euro mitgespielt hätte", sagte Rechtspflegerin Rohde, die die Zwangsversteigerung leitete, der MZ. Wer das Gebäude haben wolle, müsse ihrer Erfahrung nach schon mehr Geld auf den Tisch legen. Angeboten wurde das Grundstück im Auftrag der Zehnten Westend GmbH aus Frankfurt am Main. Sie tritt als Gläubigerin auf und hat Forderungen von rund 7,6 Millionen Euro an die Fachklinik am Kyffhäuser KG als jetzige Besitzerin des Grundstückes. Im Moment wird das Gebäude vom Betreiber der Suchtklinik, der Fachklinik am Kyffhäuser Kelbra GmbH, genutzt. Der Mietvertrag sei aber gekündigt, sagten die Vertreter von Westend am Dienstag.
Der Klinikbetreiber seinerseits hatte Anfang des Jahres angekündigt, aus Kelbra wegziehen zu wollen. Künftig soll die Suchtklinik mit ihren über 100 Betten im ehemaligen Gebäude des Chirurgischen Krankenhauses in Querfurt arbeiten, das gegenwärtig umgebaut wird. Dort sei man nicht mehr nur Mieter, sondern Eigentümer, so Bernd Schnitter, der Geschäftsführer des Klinikbetreibers. In Kelbra dagegen habe es immer wieder "Irritationen zu unseren Lasten" gegeben. Die Vertreter von Westend äußerten sich am Dienstag optimistisch, dass es gelingt, nach dem Auszug "einen relativ nahtlosen Übergang" in Kelbra zu finden - mit wem auch immer als neuem Besitzer. Man wolle versuchen, das Gebäude nicht lange leer stehen zu lassen.
Ein Anliegen, das naturgemäß auch Ernst Hofmann (CDU), dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Goldene Aue, am Herzen liegt. Interessehalber nahm er an der Zwangsversteigerung teil. "Es ist jammerschade, was hier mit dem Umzug passiert." Die Klinik sei einer der größten Arbeitgeber in der Gemeinde. Auch Bäcker, Fleischer, Friseure und Pensionen würden den Wegzug schnell spüren. Dabei seien die Bedingungen top: In Kelbra gebe es einen modern gestalteten und eingerichteten Gebäudekomplex und ein sehr schönes Umfeld - wesentlich besser, als es jemals in Querfurt sein werde. Hofmann setzt deshalb darauf, dass sich schnell neue Nutzer finden. Im Herbst wird es wahrscheinlich den nächsten Versteigerungstermin für die Klinik geben.