Lions Club Hettstedt Lions Club Hettstedt: Arbeit bis ins hohe Alter?
Hettstedt/MZ - Dass der Lions Club Hettstedt sich auch für ältere Menschen und deren Zukunft interessiert, wurde bei der jüngsten Zusammenkunft im Ratskeller deutlich: Dr. Eberhard Jüttner, Gerontologe und Landes-Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, war geladen worden und referierte über Erfordernisse für eine künftige Generationspolitik. Angesichts der Bevölkerungsentwicklung und der veränderten Familienstrukturen sei es erforderlich, nicht mehr nur über das Rentenalter zu diskutieren.
Es gehe darum, Individualität in der Betreuung älterer Menschen herzustellen. Jüttner führte eindrucksvoll die Bevölkerungspyramide vor Augen: Gibt es heute bundesweit 650 000 Pflegeheimplätze und 270 000 Mitarbeiter in der Altenpflege, so würden analog der Entwicklung im Jahr 2050 rund 500 000 Altenpfleger gebraucht. Allerdings sei das utopisch angesichts weiter rückläufiger Geburtenraten.
Spätestens 2037 werde die Alzheimer-Krankheit voraussichtlich behandelbar sein, so dass davon auszugehen sei, dass noch mehr Menschen bis ins hohe Alter geistig leistungsfähig bleiben.
Pflegeheime halte er, so Jüttner, für einen "Versagenszustand der Gesellschaft". Die Alternative seien Lebensgemeinschaften älterer Menschen und Betreutes Wohnen. Bei entsprechenden Angeboten im Dienstleistungsbereich seien auch Lebensgemeinschaften dementer Menschen durchaus denkbar. Ändern müsse sich die gesellschaftliche Wertschätzung.
So gelte es, schon zeitig dafür zu sorgen, dass Menschen berufliche Alternativen geboten werden, die sie in höherem Lebensalter kompetent wahrnehmen könnten. "Je mehr Menschen arbeiten, um so mehr Dienstleistung brauche ich", meinte er und ging davon aus, dass in diesem Bereich auch die Zukunft der Arbeit liege.
Die sei natürlich primär eine wirtschaftliche Frage: "Ist die Gesellschaft in der Lage, die hohen Ausgaben zu gewährleisten?" Es sei richtig, derzeit zunächst die Wirtschaft zu fördern, aber es müsse dann auch so sein, dass das erwirtschaftete Kapital in die Gesellschaft zurückfließe, um innovatives Potential für die Zukunft älterer Menschen zu schaffen.
Die heutige Rentenalter-Grenze sei von Bismarck festgelegt worden, als die durchschnittliche Lebenserwartung um Jahrzehnte niedriger lag als heute. Gehe man davon aus, dass heute (bei steigender Tendenz) Menschen etwa 80 Jahre alt werden, so sei nicht einzusehen, dass man sie 20 Jahre ihres Lebens nicht beschäftige.
Jüttners Ausführungen sorgten für eine intensive Diskussion unter den Lions-Mitgliedern, die zum großen Teil selbst verantwortliche Positionen in der Wirtschaft einnehmen.