Leute von nebenan Leute von nebenan: Geschminkt wird wie in Hollywood
Eisleben/MZ. - Wenn das Publikum an der Landesbühne Sachsen-Anhalt applaudiert, gilt der Beifall in erster Linie den Schauspielern. Denn die Akteure hinter der Bühne sehen die Zuschauer nicht. Doch ohne deren Arbeit wäre selbst der beste Schauspieler zur Untätigkeit verdammt. Deshalb stellt die Mitteldeutsche Zeitung weiterhin in loser Folge Bühnentechniker, Maskenbildnerin oder Souffleusen vor.
"Für Theater und Verwandlung habe ich mich schon immer interessiert", erzählt Freya Hofmann, Chef-Maskenbildnerin an der Landesbühne. Kein Wunder. Hat die 42-Jährige doch durch ihre Mutter eine besondere Beziehung zum Eisleber Theater. Diese war dort ökonomische Direktorin. Und so vermittelte das Theater einst, in der DDR war das nicht selten, für Freya Hofmann, die damals noch Brade hieß, eine Lehrstelle als Friseuse. So war nach der Ausbildung auch gleich der Arbeitsplatz bestimmt. Weil nur Frisieren noch nicht ausreicht, um einen Menschen zu verwandeln, schloss sich später noch ein Studium an der Dresdner Hochschule für bildende Kunst an. "Das Studium musste ich aber abbrechen, weil unsere Tochter Friederike zur Welt kam", erzählt Freya Hofmann.
So vertiefte Freya Hofmann später das in Dresden Gelernte bei ihrer Chefin Renate Christiansen. Da wusste sie aber schon längst, dass zur Arbeit einer Maskenbildnerin mehr gehört als Schauspieler vor ihrem Auftritt zu schminken und frisieren. Masken anfertigen zum Beispiel. Aus Papier, Leder, Tüll, Gaze und Leim. "So eine Maske dauert gut eine Stunde", weiß Freya Hofmann. Angefertigt werden sie aber nicht mehr so oft. Die letzten echten Masken wurden in den Stücken "Antigone" und "Effi Briest" benötigt. Aber Freya Hofmann bedient natürlich auch das allgemein bekannte Bild: Schauspieler vor dem Auftritt schminken und frisieren. Schon zur Konzeptionsprobe ist die Maskenbildnerin mit dabei, weiß, was das Stück aussagen soll, macht sich Gedanken, wie Maske und Frisur diese Aussage unterstützen können. Denn: "Die Maske muss den Schauspieler
bedienen und der Schauspieler das Publikum", beschreibt Freya Hofmann den Leitfaden. Und damit sich beim Schminken und Frisieren die Schauspieler nicht ins Gehege kommen, gibt es zu jedem Stück einen Schminkplan. Gearbeitet wird am Eisleber Theater übrigens mit Filmschminke der Berliner Firma Kryolan, wie sie auch im fernen Hollywood verwendet wird.
"Die ist auf Cremebasis hergestellt, belastet die Haut weniger und hält auch hohen Temperaturen stand", erläutert Freya Hofmann die Vorzüge. Die Frisuren der Schauspieler werden übrigens aus den eigenen Haaren gefertigt, es sei denn, Perücken kommen zum Einsatz. Womit ein weiteres Betätigungsfeld genannt ist. Denn die verwendeten Perücken werden fast ausschließlich von Freya Hofmann und ihrer Kollegin Monika Kinne aus Echthaar selbst geknüpft. Das Haar kommt aus Asien und wird weltweit verarbeitet. Doch wenn bei einem Gastspiel mal eine Perücke in Eisleben vergessen wird, muss der Schauspieler unter Umständen mit einer Glatze weiterspielen. So erging es vor vielen Jahren Andreas Beck im Stück "Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch". "Das ist aber das einzige Missgeschick, was mir passiert ist", erinnert sich Freya Hofmann. Denn ihre Arbeit beginnt meist eine Stunde vor der Vorstellung. Dann bereitet sie ihren Platz vor, schaut, ob alles bereit liegt. Dann kann es auch schon losgehen. Und wenn die Schminke der Schauspieler unter der Scheinwerferhitze doch mal die Konsistenz verliert, gibt es auch während des Stückes Arbeit für Freya Hofmann.