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Leserärger aus Sangerhausen Leserärger aus Sangerhausen: Gelbe Säcke seien zu dünn

Von Frank Schedwill 20.12.2016, 13:00
Die Gelben Säcke wären so dünn, dass sie ständig reißen.
Die Gelben Säcke wären so dünn, dass sie ständig reißen. Schumann

Sangerhausen - In Sangerhausen gibt es Beschwerden über die Qualität der Gelben Säcke, in denen Kunst- oder Verbundstoffe gesammelt werden. Leser monierten in Anrufen in der Redaktion, dass das Material der Säcke so dünn sei, dass es sehr schnell reiße. Es sei kein Wunder, wenn die Leute so viele Gelbe Säcke bräuchten. Man müsste sie immer gleich doppelt nehmen.

Sind die Gelben Säcke wirklich zu dünn?

Zuvor hatte die Stadtverwaltung mitgeteilt, dass im Neuen Rathaus und im Bürgerbüro aufgrund der großen Nachfrage vorerst nur noch eine Rolle pro Haushalt abgegeben werde. „Im Gegensatz zu 2015 haben die Menschen fast die doppelte Menge mitgenommen“, sagte Stadtsprecherin Marina Becker.

Mit der Neuregelung wolle man erreichen, dass jeder Haushalt Gelbe Säcke erhalte. Die Gelben Säcke - in die normalerweise nur Kunst- oder Verbundstoffe geworfen werden sollen - würden allzu häufig falsch benutzt, schildert Becker. Doch ist das Material der Säcke wirklich zu dünn?

Die Tönsmeier Entsorgungsdienste GmbH hat in diesem Jahr nach eigenen Angaben bereits rund 3,5 Millionen Gelbe Säcke für den gesamten Landkreis Mansfeld-Südharz herausgegeben. Das sei etwas mehr als im vergangenen Jahr. Damit komme man auf einen Verbrauch von etwa 25 Säcken pro Einwohner und habe recht großzügig kalkuliert, so Ziegler. Grundsätzlich gehe man davon aus, dass 13 Säcke pro Person im Jahr ausreichend seien.

Boris Ziegler, Sprecher der Firma Tönsmeier Entsorgungsdienste GmbH, weist die Vorwürfe zurück: Tönsmeier ist in der Region im Auftrag der sogenannten Dualen Systeme für die Entsorgung der Wertstoffe zuständig. Es gebe genaue Vorgaben, wie stark das Material der Gelben Säcke sein soll. „Vorgeschrieben sind 15 Mikrometer. Laut Prüfprotokoll haben die von uns eingekauften und verteilten Säcke eine Stärke von 17,7“, sagte er. „Man könnte die Säcke natürlich stabiler machen – dann würden sie sich sicherlich besser für einen Umzug oder andere Zweckentfremdungen eignen.“

30 bis 50 Prozent des Inhalts gehört gar nicht in die Gelben Säcke

Die Säcke sollten aber ihren eigentlichen Zweck erfüllen und zwar nach dem Minimal-Prinzip: So wenig Sack wie nötig für so viele Verpackungen wie möglich. „Sie sollen Konservendosen, Joghurtbecher, Tuben und ähnliche Verpackungen aufnehmen – mehr aber auch nicht“, sagt Ziegler. Man habe die Befürchtung, dass noch mehr Müll in den Säcken landet, wenn sie aus derberem Material bestehen würden. Denn noch immer sei die Zahl der sogenannten Fehlwürfe sehr hoch. Ziegler schätzt, dass etwa 30 bis 50 Prozent des Inhalts gar nicht in die Gelben Säcke gehöre, sondern anderer Müll sei. So finde man darin beispielsweise immer wieder Babywindeln oder zuletzt verstärkt auch Laub.

Dieser Müll müsse aufwendig aussortiert werden. Und wären die Säcke dicker, dann würde auch mehr Plastik zur Herstellung gebraucht. Abgesehen davon, dass die Produktion sich auch verteuern würde. Verbraucher erhielten die Säcke zwar kostenlos, aber irgendwann kämen steigende Produktionskosten auch beim Endverbraucher an. Allerdings will der Sprecher nicht ausschließen, dass es mitunter Chargen von Gelben Säcken gebe, deren Material schlecht sei. „Solche Ausreißer können bei Millionen hergestellter Säcke vorkommen.“ Verbraucher würden in dem Fall gebeten, die auf den Säcke aufgedruckte Telefonnummer 08000/78 56 00 zu wählen. Sie landeten dann beim Disponenten des zuständigen Entsorgungsbetriebes. Der kümmere sich um Ersatz, sagte Ziegler. (mz)