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Landwirtschaft Sangerhausen Landwirtschaft Sangerhausen: Böden sind staubtrocken und gefährden Getreide-Ernte

Von Heinz Noack Und Beate Thomashausen 15.06.2015, 17:15
Tiefe Risse durchziehen den Boden. Es ist so trocken wie lange nicht mehr.
Tiefe Risse durchziehen den Boden. Es ist so trocken wie lange nicht mehr. Heinz Noack Lizenz

Riestedt - Risse im Boden. Gelb-grün gefleckte Gerstenfelder. Hellfarbene statt kräftig dunkelgrüner Weizenschläge. Die anhaltende Trockenheit hinterlässt ihre Spuren auf den Äckern rund um Riestedt. Bei den Rundfahrten zum Tag des offenen Hofes hätten Steffen Engelmann und Ronald Nachtweide den Besuchern lieber ein positiveres Bild vermittelt. Aber die Agrargesellschaft Riestedt rechnet schon jetzt mit Einbußen bei der Getreideernte. „In diesem Jahr fehlt uns bis jetzt ein Drittel der durchschnittlichen Niederschläge“, erklärte Steffen Engelmann. Er ist in der Riestedter Agrargesellschaft für die Pflanzenproduktion verantwortlich.

Zu wenig Regen im Winter, zu viel Sonne im Mai und Juni

„Der Winter war viel zu niederschlagsarm, der Bodenwasserstand ist sehr niedrig. Dazu kommt, dass der Mai und bisherige Juni viel zu trocken waren.“ Das sei jetzt besonders prekär, weil momentan die Ähren ausgebildet werden. Besonders schlimm ist die Situation auf den sogenannten Grenzstandorten, den mageren Böden. Ronald Nachtweide erklärt an einem elf Hektar großen Weizenschlag: „Hier ist die bewährte Sorte Aasano angebaut. Die Wuchshöhe ist zu gering, der Bestand zu dünn.“ Dass stellenweise sogar der Klatschmohn durchkomme, liege nicht am mangelhaften Pflanzenschutz, so Engelmann. „Der Weizen hat zu geringe Konkurrenzkraft, deshalb der Klatschmohn“. Ronald Nachtweide zieht eine Wildhaferpflanze aus dem Boden und zerkrümelt mit den Fingern die an den Wurzeln anhaftende Erde: „Die Erde ist viel zu trocken, alles ist wie Staub.“

Die Agrargesellschaft Riestedt hat 17 Beschäftigte und vier Auszubildende. Zum Unternehmensverbund gehören das Milchgut Riestedt mit 600 Milchkühen und die Landwirtschaftliche Dienstleistungsgesellschaft Riestedt mit der Bodenbearbeitungstechnik.

Die bewirtschaftete Nutzfläche beträgt rund 1760 Hektar mit einem Grünlandanteil von sieben Prozent. Der Anbauschwerpunkt in diesem Jahr liegt mit knapp 900 Hektar im Winterweizen, gefolgt von 367 Hektar Winterraps und 171 Hektar Silomais. 47 Hektar sind Stilllegungsflächen. Die durchschnittliche tägliche Milchleistung liegt bei 29 Kilogramm pro Milchkuh. Das entspricht einer Jahresleistung von 9500 Kilogramm. (hno)

Das fehlende Drittel an Niederschlägen beschreibt die Situation nur ungenau, erklärten die beiden Pflanzenbauexperten. „Was bisher fehlt ist der in den Boden eindringende Regen“, so ihre Meinung. Auch wenn am Wochenende mehrfach die Zeichen auf „Niederschläge“ standen, erfüllten sich die Hoffnungen der Bauern nicht.

Auf eine Rekordernte wie im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 90 Dezitonnen pro Hektar rechnet niemand mehr. „Aber natürlich hoffen wir dennoch noch auf einen guten Ertrag, wenn nicht mengenmäßig, dann qualitativ“, so der Riestedter Geschäftsführer Torsten Wagner.

Ähnliche Probleme haben die Landwirte im Harz

Im Harz zeigt sich ein ähnliches Bild wie im Flachland. Liane Franke von der Versuchsstation der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau Sachsen-Anhalt in Hayn registriert genau jeden Tropfen Niederschlag, der auf die Versuchsäcker fällt. Und das war in diesem Jahr noch nicht allzu viel. Im Februar waren es nur 8,5 Millimeter, im März 60 Millimeter, im April 33 Millimeter, im Mai 51 Millimeter und im Juni bisher nur 7,5 Millimeter. Zum Vergleich: Im Mai des vergangenen Jahres regnete es in Hayn 115 Millimeter.

Wintergerste hat gelitten

„Jetzt wird es langsam kritisch“, sagt die Pflanzenexpertin. Während der Weizen auf den Versuchsfeldern in Hayn noch recht gut aussehe, habe die Wintergerste stark gelitten. „Ich hoffe ja, dass die Prognose zutrifft und wir am Donnerstag Regen abbekommen. Vielleicht bringt das der Wintergerste noch was. In den Tälern dürfte der Regen für die Gerste aber schon zu spät kommen, die Versuchsstation in Walbeck verzeichnet schon einsetzende Notreife.“ Ganz besonders mache sich der Niederschlagsmangel beim Grünschnitt bemerkbar. Es sei sowohl im ersten als auch im zweiten Schnitt erheblich weniger Grünfutter geerntet worden als in den vergangenen Jahren „Und von einem dritten Aufwuchs kann gar keine Rede mehr sein“, so Liane Franke. (mz)