Landleben Landleben: Volks- und Brauchtumsfeste verschwinden
Schwenda/MZ. - In diesem Jahr wird es im Südharzer Ortsteil Schwenda keinen Bauernmarkt mehr geben. Das hat Ortsbürgermeisterin Edith Ungefroren (parteilos) angekündigt. Doch der einst überaus beliebte Bauernmarkt ist nur eins von mehreren Volks- und Traditionsfesten im Südharz, die nicht mehr veranstaltet werden.
Gerade in der Südharz-Gemeinde lassen sich weitere Beispiele für Feste aufzählen, die früher mal Tausende von Besuchern angelockt haben. Manches Fest gab es sogar schon zu DDR-Zeiten - und darüber hinaus - wie eben den Bauernmarkt. Doch längst kräht kaum noch ein Hahn nach dem Blasmusikfest, das Rottleberode zum Treffpunkt für alle Liebhaber dieser Musikgattung gemacht hat. Oder nach dem Lindenfest in Uftrungen, das dann mal vorübergehend als Linden- und Schützenfest gefeiert worden ist und nun gar nicht mehr im Terminkalender auftaucht; schließlich gibt es ja am Festplatz auch längst keine Linden mehr.
In Hayn stehen das Sommerfest und außerdem die Kirmes auf der Kippe, wie Ortsbürgermeister Thomas Grohnert (parteilos) sagt. "Wir haben das im vorigen Jahr noch mal zu aktivieren versucht." Doch die Resonanz blieb aus. "Zum Kirmestanz waren 33 Leute da." Das lohnt dann freilich nicht mehr.
Welche Ursache das Sterben der Volksfeste hat, darüber lässt sich trefflich spekulieren. In Hayn gebe es etliche sehr engagierte Vereine, die ihrerseits so manche Veranstaltung auf die Beine stellen, sagt Grohnert. In Uftrungen, wie gesagt, fehlen die Linden. In Rottleberode gibt es die Beschäftigungsgesellschaft Regional nicht mehr, die das Blasmusikfest in die 1990er Jahre hinein gerettet hatte.
Allerdings gibt es statt dessen andere Feste, die die Lücke füllen. Etwa die Schützenfeste, die nahezu jeder Verein und Ort mit viel Akribie vorbereitet. Oder die Tage der offenen Tür bei den örtlichen Feuerwehren, die meist auch mit einem geselligen Abend, Musik und Tanz für alle Leute aus dem Dorf und der Umgebung ausklingen. Und schließlich die Chortreffen, die anlässlich von Jubiläen veranstaltet werden und ein willkommener Anlass sind, das eigene Repertoire zu präsentieren und zu hören, welche Entwicklung andere Chöre genommen haben. Bis hin zu den Faschingsfeiern, bei denen beispielsweise die Schwendaer und Bennunger im Südharz Maßstäbe setzen. Nicht umsonst haben beide Vereine mit dem Bösenröder Heimatverein unlängst das Josephskreuz auf närrische Weise erobert und viel Publikum auf den Auerberg gelockt. Sozusagen grenzübergreifend zwischen Goldener Aue und Südharz. Und gleichermaßen publikumswirksam wie nachahmenswert.