DNA-Spuren am Tatort Landgericht Halle: Prozess um Brandstifter von Kelbra
Halle/Kelbra - Landgericht Halle, Saal 141. Zweiter Tag im Prozess um den Feuerteufel von Kelbra. Christian K. sucht von der Anklagebank immer wieder Blickkontakt zu seiner Mutter und den Angehörigen. Einmal legt er fast beschwörend den Zeigefinger der rechten Hand über seine Lippen. Schließlich hat Jan Stengel, Vorsitzender Richter der 5. Großen Strafkammer, bereits am ersten Prozesstag angekündigt, wer die Verhandlung stört, der wird mit einem Ordnungsgeld belegt und des Saales verwiesen.
Die stille Mahnung des mutmaßlichen Täters verfehlt ihre Wirkung nicht. Ingo H. aus Kelbra hat bei seiner Zeugenaussage die ungeteilte Aufmerksamkeit der Anwesenden. So schildert der Fahrlehrer, welche Konsequenzen ihm aus jenem verheerenden Feuer im November vergangenen Jahres erwachsen sind. Denn mit dem Schuppen waren vier Motorräder der Fahrschule ein Raub der Flammen geworden.
Brandserie von Kelbra: Schaden in Fahrschule
Der 66-jährige Kelbraer beziffert den Schaden allein durch den Verlust der Bikes auf 40.000 bis 50.000 Euro. Die Versicherung hat ihm den Zeitwert ersetzt - 7.500 Euro. „Wenn man so will, hatte ich Glück im Unglück“, sagt der Fahrlehrer mit dem Hinweis, dass die Ausbildung auf zwei Rädern Ende Oktober abgeschlossen war und er demzufolge auch keine Fahrstunden mehr geben musste.
Die Kriminaltechniker lokalisieren später in den Überresten der Baracke zwei Stellen, an denen das Feuer offenbar ausgebrochen war - und eine Zigarettenkippe mit der DNA des Angeklagten. Doch der bestreitet nach wie vor, das Feuer dort gelegt zu haben.
Brandstifter von Kelbra räumt am Landgericht Halle Straftaten ein
Statt dessen räumt er acht der neun angeklagten Straftaten ein. Darunter die versuchte Brandstiftung an einem Wochenendhaus zwischen der Stadt Kelbra und dem Kyffhäusergebirge. Zusammen mit seinem Komplizen habe er im August vergangenen Jahres versucht, die Gartenlaube abzufackeln, erklärt der 28-Jährige auf Nachfrage von Richter Stengel.
Zuvor habe man ausgekundschaftet, „ob irgendwas zu holen ist“. Die Polizei findet später eine angesengte Papprolle für Kartoffelchips, gefüllt mit verschmorten Kohlenanzünder und einer Flasche Feuerzeugbenzin. Der leicht brennbare Cocktail war unter den Holzdielen des Wochenendhauses platziert worden, hatte jedoch nicht richtig Feuer gefangen und nur einige Bretter angesengt.
„Warum haben Sie eigentlich den Kohlenanzünder mitgenommen“, sucht Staatsanwalt Hendrik Weber nach der Motivation des Angeklagten. Doch Christian K. bleibt bei seiner Version zum Auftakt des Prozesses. : „Das weiß ich nicht.“
Prozess am Landgericht in Halle: Polizei fand DNA-Spuren
Kurz darauf lenkt der Staatsanwalt die Sprache auf den zu Weihnachten 2018 abgebrannten Reisebus in Kelbra und erinnert Christian K. daran, dass dessen Mütze nur unweit des Tatortes gefunden worden war. Und Weber ist kurz davor, sich in Rage zu reden.
„Wer die Polizei so von oben herab behandelt, der kann sich auch von mir etwas anhören“, schiebt er nach. Schließlich hatte Christian K. im Zuge der Ermittlungen zu genau diesem Brand eine DNA-Probe abgelehnt und angegeben, die Mütze bereits früher verloren zu haben. Stengel ruft Weber zur Ordnung, denn dieser Fall ist gar nicht Bestandteil der Anklage.
Eine Serie von 30 Brandstiftungen hatte die Kelbraer 2017 und 2018 in Angst und Schrecken versetzt. Im Juni dieses Jahres hatte die Polizei Christian K. als mutmaßlichen Täter präsentiert und in neun Fällen Anklage erhoben. Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt. (mz)