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Land ins Sicht steckt nicht auf

Von BEATE THOMASHAUSEN 23.06.2009, 16:08

HOLDENSTEDT/MZ. - Lis-Geschäftsführer Horst Dohndorf: "Wir haben uns beraten lassen. Es ist möglich in der Zeit, in der der Widerspruch noch nicht bearbeitet und noch nicht entschieden ist, die Maßnahmen fortzuführen. Man hat in dieser Zeit einstweiligen Rechtsschutz."

Das Amt begründete den Maßnahmestopp unter anderem mit mangelnder Öffentlichkeitsarbeit. Lis-Geschäftsführerin Ulrike Hesse: "Man stellte in Abrede, dass wir eine Patenschaft mit dem Kindergarten in Holdenstedt haben und auch unsere Kontakte zur Kreisvolkshochschule wurden angezweifelt." Seit 1996 gibt es die Land in Sicht gGmbH. "Wir wurden damals als gemeinnützig anerkannt.

Sind Mitglied im Diakonischen Werk", sagte Dohndorf. Die Lis wurde als Trägerin öffentlich geförderter Beschäftigungsmöglichkeiten gegründet. Sie führte seither 74 Maßnahmen mit 520 Beschäftigungsmöglichkeiten durch. Dohndorf: "Die Maßnahmen, die jetzt gestoppt werden sollen, unterscheiden sich in nichts von den anderen, die in all den Jahren vorher von uns betreut wurden."

Von dem Maßnahmestopp betroffen sind elf Männer und Frauen. Einer von ihnen ist Fred Cuck (58) aus Sangerhausen. Der ehemalige Bergmann und Zimmermann ist seit 2006 ohne Arbeit. Von der Arge wurde er im November 2008 in diese Maßnahme über das Programm "Aktiv zur Rente" vermittelt. Dabei handelt es sich um ein Demoprojekt zum Erhalt der Artenvielfalt. Es wird über das Landesprogramm "Aktiv zur Rente" gefördert, für das das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt erst jetzt zusätzliche Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds zur Verfügung gestellt hatte, weshalb die Lis auch einen Antrag auf Verlängerung und Ausweitung der Maßnahme gestellt hatte.

"Ich war heilfroh, die Arbeit in Holdenstedt bekommen zu haben", sagte Fred Cuck. In Holdenstedt war er unter anderem für den Bau von Insektenhotels und Nistkästen zuständig. Besonders gefallen hat ihm, dass er eine sinnvolle Beschäftigung hatte. "Man hat das Wachsen und Werden des Gartens miterlebt. Ich fühle mich hier wohl und finde es sehr schade, wenn hier plötzlich Schluss sein soll." Cuck hatte gehofft, dass die Maßnahme noch verlängert wird und er vielleicht noch bis zum Erreichen des Rentenalters einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen kann.

Auch Harry Großert (55) aus Allstedt kann nicht verstehen, warum jetzt in Holdenstedt Schluss sein soll für ihn: "Wir haben unseren Vertrag eingehalten, haben jeden Tag gearbeitet. Und unser Vertrag geht über ein ganzes Jahr." So wie auch Fred Cuck sieht er seine Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt als kaum vorhanden an. "In unserem Alter ist eine Maßnahme wie diese ein Geschenk", findet er. Vorsorglich melden sich die vom Stopp betroffenen Arbeitnehmer jetzt beim Arbeitsamt, damit sie nicht etwa von Kürzungen betroffen sind.

Nun wollen sich auch kommunale Politiker einschalten, weil sie die Entscheidung der Arge nicht für gut heißen. Dohndorf und Hesse äußerten, dass sie froh darüber sind, dass ihnen auf politischer Ebene Hilfe zuteil werden soll. Dohndorf: "Man kommt ja in der Öffentlichkeit schon in Erklärungsnot. Wir sind doch in der Region bekannt. Jeder will wissen, was da bei uns los ist, dass wir plötzlich solche Probleme mit unseren Projekten bekommen."