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Kunsthandwerk Kunsthandwerk: Jeder Schwibbbogen ist ein Unikat

Von Andreas Stedtler 19.12.2003, 16:53

Hermerode/MZ. - Bei den Hühnerbeins in Hermerode ist irgendwie mehr Weihnachten als anderswo. Überall leuchten Kerzen auf gedrechselten Ständern, brennen Lichter auf Schwibbögen und prangen gemütlich schimmernde Fensterdekorationen. Und alles ist aus Holz gefertigt. Der Tischlermeister beschäftigt sich schon seit mehr als 35 Jahren mit Holz, hat vom Stuhl bis zu Schrank schon alles gebaut. "Angefangen hab ich mit großen Dingen, so beherrscht man das Handwerk am besten", weiß Hühnerbein aus Erfahrung. "Mit den Jahren habe ich dann gelernt, mit dem Stoff umzugehen, verstehe ihn, kann ihn deuten und ihm Form geben."

Der 51-Jährige hat das Tische bauen aber aufgegeben und widmet sich nun filigranen Arbeiten. In seiner Werkstatt ist schon im Oktober die Weihnachtsstimmung unübersehbar. Überall stehen Lichterbögen, liegen kleine Figuren und meterweise Weihnachtsbeleuchtung. Alle auch noch so kleinen Holzteilchen sind akribisch genau gefertigt, geschliffen und warten nur darauf, in die kunstvoll gefertigten Fensterbilder und Schwibbögen eingepasst zu werden.

Aus Sperrholzplatten entstehen kleine Kunstwerke. Tierbilder, Futterkrippen und Sterne, die oft nur so groß wie eine Streichholzschachtel sind, erzählen kleine gesägte Geschichten aus Holz. Bis April hatte er als Ausbilder für Umschüler, die den Tischlerberuf lernen wollten, gearbeitet. Dann wurde Harald Hühnerbein arbeitslos. Doch er konnte sich ganz und gar nicht daran gewöhnen, seinen Hobel einfach in die Ecke zu legen.

Seit Oktober hat er ein Gewerbe und versucht so, Geld zu verdienen. Seine Ideen findet der Familienvater im Erzgebirge. "Ich bin oft dort hingefahren, um mir anzusehen, wie man dort Weihnachtsschmuck aus Holz fertigt", sagt er. "Ich habe immer Ideen mit nach Hause gebracht und konnte es kaum erwarten, sie so schnell wie möglich auszuprobieren", räumt der Tischler unumwunden ein.

Anfänglich sägte, leimte und schmürgelte Hühnerbein nur für den Eigenbedarf. Im Haus der Familie gibt es nur wenige Plätze an denen keine hölzernen Schmuckstücke stehen. "Irgendwann war kein Platz mehr und ich hab angefangen, die Stücke an Freunde und Verwandte zu verschenken. Jedes Stück ist ein Unikat und viele wussten zu schätzen, wie viel Liebe in da drin steckt. "Das hat mir irgendwie Mut gemacht, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen."

Erst kürzlich hat er seine Stücke bei einem Weihnachtsmarkt in Gonna im Landkreis Sangerhausen erstmals feil geboten - mit großem Erfolg. Sein Stand war immer dicht umlagert. Inzwischen zieren seine leuchtenden Weihnachtsdekorationen aus Hermerode schon zahlreiche Häuser der Umgebung.