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Kritik an Pilzsammler im Ziegelrodaer Forst Kritik an Pilzsammler im Ziegelrodaer Forst: Kreisverwaltung lässt Nachsicht walten

Von Lucas Wölbing und Frank Schedwill 22.09.2015, 19:40
Daniel Szor mit einem kleinen Teil seiner „Pilz-Ernte“. An einem einzigen Tag hat er rund 15 Kilogramm Pilze im Ziegelrodaer Forst gesammelt.
Daniel Szor mit einem kleinen Teil seiner „Pilz-Ernte“. An einem einzigen Tag hat er rund 15 Kilogramm Pilze im Ziegelrodaer Forst gesammelt. Lucas Wölbing Lizenz

Winkel/Sangerhausen - Keine Pilze im Ziegelrodaer Forst? Lange Trockenheit und dann plötzlich zu viel Regen. Das soll den kleinen Gesellen nicht gut getan haben. Oder? Daniel Szor aus Winkel würde diese Vermutung sofort widerlegen.

Über Pilzmangel kann er sich nämlich nicht beschweren. Im Gegenteil: Erst kürzlich war er wieder im Wald unterwegs und was er körbeweise nach Hause schleppte, kann sich sehen lassen, wie er stolz der MZ berichtete: Fast 15 Kilogramm an einem einzigen Tag. Allerdings sorgt sein Riesenfund nun für reichlich Kritik.

Daniel Szor kennt sich aus

Immer wieder hatte Szor in diesem Jahr von Bekannten gehört, dass es mau aussieht mit den Pilzen in diesem Herbst. „Sogar in der Zeitung und im Fernsehen war das schon Thema“, sagt er. Vielleicht hat er ja gerade Erfolg, weil er dort sucht, wo andere nicht hingehen; in Ecken des Waldes, die er schon seit seiner Kindheit kennt. Aber was tut ein eifriger Sammler mit diesen Massen? „Erst einmal putzen, aber danach wird Pilzpfanne gemacht“, sagt er. Was übrig bleibe, werde später zu Gulasch. Den Rest will er an seine Verwandten verschenken. Geht es um Pilze, ist Daniel Szor offenbar der perfekte Ansprechpartner in seinem Bekanntenkreis. „Ich war einfach schon immer gern im Wald und kenne mich darum aus“, erklärt er seine Funde.

Reichlich Kritik für den Sammler

Damit stößt er nun zum Teil auf Unverständnis: Denn der Text über den Fund im Ziegelrodaer Forst hat nicht nur auf Internetseite der MZ, sondern auch in den sozialen Netzwerken für Furore gesorgt. Dort hagelte es reichlich Kritik: „Ist ja toll, dass er so viel gefunden hat, aber es gibt Richtlinien“, heißt es in einem Kommentar auf Facebook. Ein anderer Nutzer schreibt: Es dürfe nur das gesammelt werden, was für ein bis zwei Mahlzeiten ausreicht, sonst drohten hohe Strafen. Weiter heißt es in einem Facebook-Kommentar: „Was will ich mit 15 Kilogramm Pilzen? Ich würde an meine Mitmenschen denken, die auch Pilze suchen wollen und Erfolg dabei haben möchten.“

Erlaubte Menge hängt von Regionen eines Landes ab

Auch Alexander Zeihe, der Geschäftsführer des deutschen Waldbesitzerverbandes, sagt, Pilze dürfen für den Eigengebrauch gesammelt werden. Die erlaubten Mengen könnten nicht nur von Bundesland zu Bundesland, sondern auch zwischen den einzelnen Regionen eines Landes unterschiedlich sein.

Im MZ-Archiv ist zu finden, dass geschützte Arten wie heimische Rotkappen, Morcheln, Pfifferlinge und Steinpilze laut Bundesartenschutzgesetz „nur in geringen Mengen zum eigenen Bedarf gepflückt“ werden dürfen. Dieser Eigenbedarf werde von den örtlichen Behörden unterschiedlich ausgelegt: In Brandenburg werde vielerorts bis zu ein Kilo Pilze pro Sammler und Tag akzeptiert. Ähnliches gelte in Sachsen-Anhalt, heißt es. Im Zweifel sollte man sich an das zuständige Forstamt oder den jeweiligen Landkreis wenden.

Typische Pilzarten sind Marone, Herbsttrompete, Schopftintling und natürlich Steinpilz und Pfifferling. Der Rauchblättrige Schwefelkopf, Hallimasch und Stockschwämmchen gehören ebenso zum breiten Spektrum der essbaren Pilze im Wald. Aber Vorsicht: Viele Pilze sind im rohen Zustand giftig und daher nur gekocht oder gedünstet genießbar. Vor manchen Sorten, die früher selbstverständlich auf der Speisekarte zu finden waren, wird heutzutage sogar gewarnt. So zum Beispiel beim Grünling, der in größeren Mengen zu Muskelschädigungen führen kann.

Am Samstag, 10. Oktober, laden das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz und der Pilzberater Jürgen Peitzsch auch wieder zu einer Pilzausstellung ein. Veranstaltungsort ist der Vortragsraum in der Verwaltung in Roßla.

Laut Kreissprecherin Michaela Heilek gibt es für Mansfeld-Südharz aber keine derartige Regelung. Man halte sich an das Feld- und Forstordnungsgesetz des Landes. Dort ist auch von „geringen Mengen“ und „eigenem Bedarf“ die Rede.

Das heißt im Klartext offenbar: Man sollte wohl lieber nicht zu viele Pilze aus dem Wald holen. Im Falle des Winkelers werde die Kreisverwaltung aber nichts unternehmen. (mz)