Krankheit Krankheit: Manchmal geschehen noch medizinische Wunder
Bennungen/MZ. - Das war zu einer Zeit, als die Launickes gerade den größten Schrecken ihres Lebens überstanden hatten. Im Oktober 1999 bekommt Kevin aus heiterem Himmel eine heimtückische Krankheit: Sepsis-Blutvergiftung. Dass der damals 15-Jährige diese Krankheit übersteht, verdankt er offensichtlich nicht nur seiner starken Natur, sondern auch dem schnellen Handeln der Ärzte. "Wir hatten das Glück, dass die Ärzte ihn sofort weitergereicht haben, als sie an ihre Grenzen stießen. Keiner wagte ein Experiment", sind Thomas und Kathrin Launicke heute noch dankbar für die richtigen Entscheidungen. "Hätte nur einer zu lange gewartet, wäre Kevin nicht mehr da." Seine Krankengeschichte ist nun Teil einer TV-Dokumentation, die Andreas Goerke für den Norddeutschen Rundfunk produziert hat. Ein Filmausschnitt lässt das Geschehen von vor vier Jahren wieder gegenwärtig sein. "Heute scheint es, als wäre nichts gewesen. Aber vergessen kann man es nicht", so Kathrin Launicke.
Über die Krankentage vom 4. Oktober bis 31. Dezember 1999 hat sie Tagebuch geführt. Man kann nur ahnen, welche Kraft es der Mutter gekostet hat, aufzuschreiben: "5. 10. gegen 20 Uhr Flug nach Halle-Uniklinik Krollwitz, Kinder-Intensivstation - künstliches Koma und künstliche Beatmung. 7. 10. gegen 11 Uhr Transport nach Leipzig in das Universitäts-Herzzentrum; gegen 20 Uhr wegen Totalausfall der Lungenfunktion Anschluss an die Lungenmaschine."
Zu hören, dass der Junge damals nur eine zehn- bis 20-prozentige Überlebenschance hatte, ist auch nach Jahren noch erschreckend. Die Ursache der Krankheit bleibt unerkannt, bis zum 24. Oktober gibt es keine Veränderungen im Krankheitsverlauf von Kevin. Erst dann beginnt die Behandlung mit Kapseln, die die Neubildung der Lungenbläschen fördern. Das Medikament schlägt an. Die Lunge, die auf dem Röntgenbild anfangs nur noch ein "weißes Gebilde" ist, belebt sich wieder. Jeder Schritt zur Genesung wirkt auf die Eltern doppelt. Angst macht sich erneut breit, als Kevin nur langsam aus dem Koma erwacht. Plötzlich steht die Frage: Hinterlassen die 50 Tage künstliches Koma eine Spur? Ein hinzugezogener Hirnspezialist sagt: "Nein".
Er behält Recht. Trotz des langen Krankenhausaufenthaltes und einer anschließenden Kur musste Kevin das neunte Schuljahr nicht wiederholen. "Wir haben viel Zuwendung erfahren durch Ärzte, Schwestern, Freunde und Verwandte", sagt Kathrin Launicke. "Seitens der Ärzte hat man uns nie etwas vorgemacht und das blaue vom Himmel versprochen."
Für das Ärzteteam war der Fall eine große Herausforderung, die mit einem ungeahnten Ergebnis endete: Die Lungenfunktion erreichte am 5. Dezember 2001 wieder eine 100-prozentige Leistung. Heute ist Kevin Launicke wieder kerngesund.
"Prisma"-Dokumentation "Sepsis - Killer im Blut", heute, 22.15 Uhr, im NDR-Fernsehen
Die Deutsche-Sepsis-Gesellschaft im Netz: www.sepsis-gesellschaft.de