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Konzert in Sangerhausen Konzert in Sangerhausen: Wechselbad der Gefühle beim Auftritt der "Kastelruther Spatzen"

Von Lucas Wölbing 21.08.2015, 18:40
Die Kastelruther Spatzen singen sich in die Herzen ihrer Fans. Die Sangerhäuser besuchte die Gruppe um Norbert Rier schon zum dritten Mal.
Die Kastelruther Spatzen singen sich in die Herzen ihrer Fans. Die Sangerhäuser besuchte die Gruppe um Norbert Rier schon zum dritten Mal. Schumann Lizenz

Sangerhausen - Bei diesem Lied schunkeln sie alle, klettern auf die Bänke und schwenken ihre bunten Fahnen und Schals. Sie singen, sie schunkeln und sie liegen sich in den Armen, strahlend vor Freude und mit Schweißperlen im Gesicht, wie es sich für leidenschaftliche Fans gehört. Mit ihrem Hit von der weißen Rose können die Kastelruther Spatzen vor diesem Publikum nichts verkehrt machen. Das gilt auch für ihren Auftritt auf Sangerhausens Marktplatz am Freitagabend.

Wer den Marktplatz von Sangerhausen für eine Veranstaltung mieten möchte, zahlt dafür 800 Euro. Das teilte Stadtsprecherin Marina Becker auf Anfrage der MZ mit. Hinzu kommen noch Kosten für Brandschutz, Bauhof, Feuerwache, medizinische Versorgung und Leistungen der Stadtwerke, die zur Sicherheit nötig sind.

Wer seine Idole verehrt, dem war für dieses mit „Rosen-Boulevard“ betitelte Konzert kein Weg zu weit. Reisebusse mit norddeutschen oder bayrischen Kennzeichen, Autos, die sogar aus Frankreich, Holland und Österreich kamen, gab es auf den begrenzen Parkplätzen genug. Von all diesen Besuchern hatten einige das Glück, ihren Volksmusik-Sternchen ganz nah zu kommen.

Christine Brunner war deswegen schon ganz aus dem Häuschen. Auf der gesamten Autofahrt lief bei ihr eine CD der „Spatzen“ voll Herzschmerz, Liebe und Heimatgefühl. Und mit der Stimme von Norbert Rier. Den Frontsänger zu umarmen, darauf freut sie sich schon. „Er ist einfach ein schmucker Mann“, so die gebürtige Bayerin.

Wie weit der Kult um die Gruppe geht, zeigt ein Souvenirstand, ausgestattet mit allem, was die Kastelruther Musiker hergeben.

Doch es gibt auch Fans, die an diesem Abend kaum noch Lust auf solcherlei Andenken hatten. Am Nachmittag vor dem Konzert sah sich der Veranstalter „Hohenstein Konzerte“ der Kritik einiger Gäste ausgesetzt. Eine Reisegruppe aus Norddeutschland ist enttäuscht. Sieben Stunden saßen sie im Bus; vor allem, um die Vorband „Leuchtfeuer Duo“ zu sehen. Doch unter dem groß angekündigten Rosen-Boulevard der Konzertagentur hätte sie sich mehr vorgestellt als nur fünf Stände, sagt Gudrun Loers verärgert. „Wir werden uns wohl ein Café suchen müssen, um die Wartezeit zu überbrücken“, kündigt sie an. Mit ihrem Ärger stand sie nicht allein da.

Uhrzeit sorgt für Verwirrung

Die Eintrittskarte der Sangerhäuserin Angela Schönemann war ein Geburtstagsgeschenk. Für Verwirrung sorgten allerdings die darauf angegebenen Uhrzeiten: 13.30 Uhr Einlass zum Rahmenprogramm (das nicht genauer definiert wurde), 16 Uhr zum Marktplatz, wo auch Sitzgelegenheiten standen. Dort Platz nehmen durfte allerdings vorher niemand. Und diese Entscheidung der Veranstalter kann Frau Schönemann nicht verstehen. „Schließlich haben auch einige Leute Probleme beim Laufen und müssen darum sitzen“, schimpft sie. „Ich habe zwar Rosen gekauft, aber die bekommen die Spatzen heute nicht mehr.“ Auch der Sangerhäuser Heinz Hesse fragt: „Warum ist hier alles so stark abgesperrt? Darf ich nicht einmal während der Pausen an der Bühne vorbei laufen?“

Doch bei der Frage, was so ein Boulevard bieten soll, gehen die Meinungen im Publikum auseinander. „Es ist alles super so“, meint Helma Spilker vom Fanclub Mansfeld-Südharz. „Wir kommen ja nur wegen den Spatzen. Die sind für uns ehrliche Musiker, die wir sehr schätzen, und ihr Konzert soll im Mittelpunkt stehen.“

Ähnlich lässt sich auch das Konzept der Veranstalter umreißen. Der Auftritt der Südtiroler Band entwickelte sich in den vergangenen Jahren zum zentralen Programmpunkt, der Rosen-Boulevard ist schmückendes Beiwerk, erklärt Monika Beherzig von „Hohenstein Konzerte“, die über Besucherzahlen keine Auskunft geben möchte. „Weitere Stände im nächsten Jahr aufzustellen ist aktuell nicht geplant“, erklärt sie.

Viele Fans scheinen mit dieser Lösung zufrieden. Erst spät trudelten sie ein, um die pralle Sonne auf dem Marktplatz zu meiden und um nicht zu lange auf die Gruppe zu warten. Am Abend, nach der Fan-Fragestunde im VIP-Bereich, waren zwar schon wieder einige Kritikpunkte der Besucher vergessen, andere bleiben. Doch egal, was Fans an diesem Tag erlebten, für die Stars ihrer Herzen haben sie geschunkelt und geklatscht. Wenn sie etwas mit der Band verbindet, dann eine wahnsinnig, verrückte Leidenschaft. (mz)

Christine Brunner ist stolz auf ihr VIP-Ticket
Christine Brunner ist stolz auf ihr VIP-Ticket
Maik Schumann Lizenz
Beim Konzert trafen sich Spatzen-Anhänger aller Altersklassen.
Beim Konzert trafen sich Spatzen-Anhänger aller Altersklassen.
Maik Schumann Lizenz