Königspfalz in Tilleda Königspfalz in Tilleda: Thomas Petrich plant seine erste Ausstellung im Freilichtmuseum

Tilleda - Der alte Kupferstich lässt der Fantasie viel Raum: Ein Mann mit Federhut wie bei den Musketieren und einem dazu passenden Schnurrbart bedient eine kleine Tonne, die qualmt und raucht.
„Stammt vermutlich aus dem Dreißigjährigen Krieg“, sagt Thomas Petrich und zeigt auf die leicht verschwommene Schwarz-Weiß-Kopie. Originale seien selten, erklärt der junge Mitarbeiter der Tilledaer Königspfalz, sowohl von den Abbildungen als auch von den echten Objekten.
Es sind schwierige Voraussetzungen für eine neue Museumsausstellung, wie er sie gerade plant. Es geht um die Geschichte der Schwarzpulvergeschütze. Doch die Jahrhunderte überlebt haben nur wenige Original-Kanonen. „Höchstens im heeresgeschichtlichen Museum Wien gibt es welche“, weiß Petrich. Weil er aber in Tilleda und nicht in Wien ist, muss er klein anfangen.
Die Pfalz auf dem Weg in die Neuzeit
Großformatige Bildtafeln in der alten Weberei sollen zumindest visuell zeigen, wie bereits vor 600 Jahren geschossen wurde. Für Thomas Petrich ist das die erste Ausstellung überhaupt. Zum ersten Mal hat der 28-Jährige selbst die Fäden in der Hand.
Er entscheidet, was der Besucher am Ende zu sehen und zu lesen bekommt. Das ist neu für den studierten Historiker, der schon immer gern ins Museum wollte. „Mit Tilleda hätte ich allerdings nie gerechnet“, gibt er lächelnd zu. „Mittelalter war nie meine Sache.“
Doch auch die Pfalz bestreitet in diesem Sommer neue Wege. Erstmals sollen die „dunklen Jahrhunderte“ in Richtung Neuzeit verlassen werden. Alles was knallt, schießt und donnert, gehört jetzt auch zum Repertoire des Museums auf dem Pfingstberg.
Imagewechsel der Königspfalz?
Wagt der frühere Reiseort der Kaiser und Könige etwa einen völligen Imagewechsel? Immerhin hatte Pfalzarchäologe Michael Dapper bereits angedeutet, dass sich Gewehrkugeln aus Napoleons Zeiten in Tilleda nachweisen lassen. Doch das Interesse an historischer Waffentechnik ist nur eine vorübergehende Neuerung.
In zwei Wochen, am 20. August, will nämlich der Verband deutscher Schwarzpulverkanoniere (VDSK) seinen zehnten Geburtstag auf der Königspfalz feiern. Erwartet werden mehr als 400 Mitwirkende in historischen Uniformen mitsamt Zeltlager und Kanonen.
„Für uns als Pfalz ist das doch eine Riesenchance“, findet Thomas Petrich, dessen Studienschwerpunkt Militärgeschichte war. „Meine Ausstellung ist darum Teil unseres eigenen Begleitprogrammes.“
Während nämlich auf der Wiese zwischen den Langhäusern geböllert wird, wie es nach 1500 üblich war, haben sich Petrich und Dapper auf die etwas früheren Anfänge der Waffen spezialisiert.
Die Ausstellung erzählt von spätmittelalterlichen Geschützen und deren Tücken, und draußen soll es gleichzeitig dampfen und glühen, damit Kinderaugen funkeln.
Es soll Überraschungen geben
Michael Dapper plant eine Geschichtsstunde zum Anfassen. Ein paar witzige Ideen hätte er, verrät er bereits mit einem Augenzwinkern. Von granatenähnlichen Tonkörpern mit Mehl ist zwischen den Zeilen die Rede, vielleicht sogar vom Bogenschießen mit Brandpfeilen, wenn denn sicherheitstechnisch alles passt. Doch eigentlich will der Archäologe die Gäste am 20. August überraschen.
Die Böllerschützen sind schließlich zum ersten Mal auf der Pfalz. So ein riesiges Fest gemeinsam zu stemmen, ist für beide Seiten Neuland.
„Das wird aber garantiert ein Erfolg“, freut sich Thomas Petrich, dessen Ausstellung noch Form annimmt. „Es wäre schön, die Schützen langfristig für die Pfalz zu begeistern.“Die Königspfalz Tilleda hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen vier, Kinder drei Euro. (mz)
