Kettensägen-Schnitzen Kettensägen-Schnitzen: Von Stamm zu Kunst in 45 Minuten

Othal - Entschlossen setzt Lukas Klaus die Motorsäge an das hüfthohe Stück Lärchenstamm. Späne fliegen, der erste schräge Keil fliegt weg und schon geht es an der gegenüberliegenden Seite weiter.
Nur zwei Minuten dauert es, da hat Klaus am oberen Teil des Stamms schon eine schöne Rundung herausgearbeitet und macht sich daran, die Bögen für zwei Augen ins Holz zu fräsen.
Speedcarving: Schnitzen unter Hochdruck
Die Eile hat einen Grund: Beim zehnten Treffen der Kettensägenkünstler auf dem Schulbauernhof in Othal findet zum ersten Mal ein sogenanntes Speedcarving statt. 45 Minuten haben die Männer an den Sägen, um aus ihren Baumstämmen Kunstwerke zu formen.
Lukas Klaus hat sowas vorher noch nie gemacht. Mit der Kettensäge hat der 23-Jährige aber schon einige Erfahrung. An die sechs Jahre könnte es her sein, meint er, dass er es zum ersten Mal ausprobiert hat.
„Ich habe das bei einem Kumpel gesehen und wollte es auch mal versuchen“, erzählt der Stolberger, der in Nordhausen Wirtschaftsingenieurwesen studiert. „Als erstes habe ich damals einen Pilz probiert.“ Später kamen kompliziertere Stücke dazu. Jetzt, bei seinem ersten Schnitzen nach Zeit, will er eine Eule zaubern.
Und damit geht es in Othal sicher und flott voran. Nach sieben Minuten sind die Körperkonturen des Waldvogels schon gut zu erkennen, mit geübten Längsschnitten arbeitet Klaus die beiden Flügel heraus und macht sich nur zwei Minuten später an die Füße mit den Krallen. Noch drei Minuten und er führt mit der lärmenden Motorsäge an den Flügeln gekonnte Bögen aus - der Federschmuck.
Inzwischen perlt dem jungen Stolberger der Schweiß auf der Stirn, aber seine Bewegungen bleiben schnell und geschmeidig und der Blick hochkonzentriert.
„Fürs Speedcarving muss man echt Kondition mitbringen“, sagt Bernd Voigt, selbst erfahrener Skulpturenschnitzer. Die 45 Minuten sind hart, man muss schnell arbeiten, aber darf sich keinen Moment der Unaufmerksamkeit leisten. Nicht zuletzt, damit es keine Verletzungen gibt.
13 Künstler schnitzen um die Wette
Lukas Klaus hat inzwischen mit geschickt gesetzten Längsschnitten die Schwanzfedern der Eule herausgearbeitet und greift zum Trennschleifer, um grobe Kanten zu glätten.
Dann kommt der Gasbrenner. Flämmchen züngeln kurz in den Ritzen und Spalten auf, verlöschen aber schnell wieder und das gebrannte Holz gibt der Eule einen rustikalen Look.
Gerade mal die Hälfte der Zeit ist rum, Klaus’ Freundin Yasmin hat die Uhr im Blick und gibt ihm beruhigende Handzeichen. Alles gut, nur kein Stress.
Wenn sie nicht gerade selbst am Wochenende arbeiten muss, begleitet sie ihren Freund zu den Schnitzer-treffen und sitzt entspannt mit Lärmschutz-Kopfhörern im Campingstuhl, während Klaus vor den Augen der Besucher an seinen Stücken arbeitet. Hat er für sie auch schon was geschnitzt? Klar, ein Herz.
Die Zeit ist um, die Eule fertig und einfach schön. 13 Speed-Schnitzer haben mitgemacht, insgesamt kamen 30 Holzkünstler zum Jubiläumstreffen. Ein Wermutstropfen war die Parkplatzfrage. Eine dafür vorgesehene Fläche war dem Heimatverein erst zu- und am Freitag kurzfristig wieder abgesagt worden. (mz)