Karneval Karneval: Die Hummeln kochen nach eigenen Erfolgsrezept
Pölsfeld/MZ/gr. - Während heute Abend noch einmal das Programm der letzten Session über die Bühne läuft, geht es für die 130 Mitglieder des KCP hinter den Kulissen in die heiße Phase. Bereits seit August trifft sich in gewissen Abständen der Vorstand wieder regelmäßig zu Sitzungen. Die Büttenredner, mal treten sechs, mal sieben in einer Session auf, feilen bereits an ihren Texten, an der Gestik und Mimik. Oder doch erst an der Idee? Die Pölsfelder Lausbuben, zwölf Leute, die seit Jahren für die musikalischen Einlagen im Programm des KCP sorgen, kommen sowieso nicht aus der Übung. Und die Tanzgruppen, von denen die Pölsfelder immerhin fünf zu bieten haben, haben für heute Abend noch mal die Schrittfolgen ihrer letzten Tänze aufgefrischt. Einige neue Figuren für die Session 2003 haben sich die Hobbytänzer und -tänzerinnen schon ausgedacht. Über die passende Musik und wie die Kostüme aussehen sollten wird man sich bis zum 11. Januar schon noch einigen können. Denn dann geht es wieder Knall auf Knall. Dann ist jedes Wochenende in Pölsfeld Karneval. Zehn Abendsitzungen, der Seniorenfasching am 2. Februar, der Weiberkarneval am 27. Februar, der Kinderkarneval am 2. März und die Rosenmontagsparty verlangen bis Aschermittwoch enormes Durchhaltevermögen von allen Karnevalisten. Ihr Ansporn: "Bei uns ist immer ausverkauftes Haus." "Letztes Jahr waren innerhalb von 20 Minuten alle Karten ausverkauft", erzählt Rolf-Dieter Karnstedt und meint damit die Karten aller Veranstaltungen.
Er ist der Präsident des KCP, gehörte schon 1979 zu den Gründungsmitgliedern und ist der Cheflausbub der Pölsfelder Lausbuben. Da bleibt kaum noch Zeit fürs Private, und für Veranstaltungen außerhalb von Pölsfeld auch nicht mehr. Bis 1994 / 95 war der Verein noch während der Karnevalszeit durch die Lande getingelt, gab in Sangerhausen und vielen Dörfern der Umgebung Gastspiele. Jetzt beschränken sich die Pölsfelder Narren auf Heimspiele. Die finden alle im Gemeindesaal statt, der in den letzten fünf Jahren auf Vordermann gebracht wurde. Toilettenanlagen wurden angebaut, Holzverkleidungen angebracht, eine Garderobe fürs Publikum gibt es jetzt. Gemeinde und Karnevalclub haben da Hand in Hand gearbeitet. Nicht zu vergessen die vielen Sponsoren. Von denen hat der KCP so zwischen 70 und 80. Und diese guten Verbindungen werden natürlich gepflegt. Denn wenn der Schlachtruf des Clubs "Hummel, Hummel - summ, summ" ertönt, wollen die Karnevalisten ja nicht wie die Bettler auf der Bühne stehen. Nähte man anfangs noch die Kostüme selber, kann man das inzwischen bei professionellen Schneidern in Auftrag geben. Auch die technische Ausstattung bei Karnevalsveranstaltungen lässt kaum Wünsche offen. In der Garderobe der Karnevalisten steht ein Fernseher, auf dem die Akteure das laufende Programm verfolgen können. So weiß jeder ganz genau, wann er an der Reihe ist, wie das Publikum an diesem Tag drauf ist, welcher Tisch vielleicht von Büttenrednern oder Conférencier Henry Meyer besonders aufs Korn genommen werden könnte. Doch eines kann selbst der Chef der närrischen Truppe, der auch in der Technik Regie führt, wenn er nicht als Pölsfelder Lausbub selbst seinen Auftritt hat, nicht schon vorher im Auge haben: nämlich welchen Scherz seine Leute dieses Mal für ihn auf Lager haben.
Es ist inzwischen zu einer Art Tradition geworden, dass sich in der letzten Veranstaltung die über acht Wochenenden angestaute Anspannung der Karnevalisten in einem Späßchen entlädt. "Bei meinem Auftritt als Iwan haben meine Leute zum Beispiel das Wasser in der Wodkaflasche durch einen hochprozentigen Klaren ersetzt. Das hat gebrannt", kann Rolf-Dieter Karnstedt auch heute noch darüber lachen. Schließlich konnte er gleich die Gelegenheit nutzen, dem Landrat, der Gast in dieser Sitzung war, auch einen ordentlichen einzuschänken. Oder die Nummer, als Rolf-Dieter Karnstedt, an einem gespannten Seil hängend, quer durch den Saal flog . . . In der letzten Sitzung ließ ihn sein Team hängen. In der Saalmitte. Ganze 20 Minuten lang. "Da habe ich eben meinen Part in luftiger Höhe gespielt", ist der Vollblutkarnevalist schon auf die nächste Überraschung gespannt.
Vereinspräsident Rolf-Dieter Karnstedt nimmts gelassen und schwört für die Zukunft auf die Dinge, die seiner Ansicht nach neben gelungenen Programmen die Zutaten für das Erfolgsrezept sind: Ein Saal, der nicht zu groß ist. Preise für Getränke und Speisen, die sich jeder leisten kann. Eine niveauvolle Kapelle, die im Anschluss zum Tanz aufspielt. "Und wir langweilen unser Publikum nicht mit stundenlangen Ordensverleihungen oder Büttenreden, die so speziell sind, dass über die nur die 430 Pölsfelder lachen könnten."