Jubiläum in Stolberg Jubiläum in Stolberg: Erzieherin ist immer für die Kinder da

Stolberg - „Die Sonne strahlt, komm wir fahren mal fort“, mit diesen Worten lockt Joachim Walter seine Gabriele am Samstagnachmittag aus dem Haus. Die Frau des Stolbergers ahnt keine Sekunde lang, was nun passiert. Als der Ausflug bereits nach wenigen Minuten endet, blickt sich Gabriele Walter dementsprechend verständnislos um. Denn sie soll vor ihrem Arbeitsort, der Stolberger Kindertagesstätte, aussteigen. Erst als sie einen Blick in Richtung des Gebäudes riskiert, eine große 40 aus buntem Papier an der Eingangstür entdeckt und viele strahlende und gut bekannte Gesichter durch die Fenster der Mensa blicken sieht, wird ihr klar: Ihr 40-jähriges Dienstbestehen wird mit dieser Überraschung gefeiert.
Rosen für jedes Dienstjahr
„Damit hätte ich ja nie gerechnet“, gibt die 59-Jährige unter Tränen der Rührung zu, als sie 40 Rosen, für jedes Dienstjahr eines, entgegennimmt. Denn Chefin Elke Nagler und die Kolleginnen hatten dicht gehalten, dabei war dies in der täglichen gemeinsamen Arbeit gar nicht so leicht. Es musste einiges recherchiert werden im Vorfeld. Schließlich hatte sich die Kolleginnen vorgenommen, alle ehemaligen Mitarbeiter, mit denen die Jubilarin in ihrer 40-jährigen Dienstzeit länger zusammengearbeitet hatte, einzuladen. 17 Erzieher, die bereits im Ruhestand sind oder die es an einen anderen Standort verschlug, sitzen am Samstag dann an liebevoll geschmückten Kaffeetafeln. Bei selbstgebackenem Kuchen tauschen sie sich mit den aktuellen Mitarbeitern und Elternvertretern der Stolberger Kita Geschichten und Fotos aus.
Einrichtungsleiterin Elke Nagler wagt als besonderen Höhepunkt den Blick in die Vergangenheit und lässt Gabriele Walters 40-jähriges Erzieherdasein in einem Gedicht Revue passieren. Die Reime erzählen von der Lehrzeit, die die gebürtige Stolbergerin 1973 nach Weißenfels führte. Dort lernte sie die Theorie, ein Jahr später startete Walter in Rottleberode in die praktische Tätigkeit, die ihr noch heute täglich große Freude bereitet.
Viele schöne Erinnerungen
„Wenn ich zurückschaue, dann sind dort viel mehr schöne als schlechte Erinnerungen“, beschreibt sie. Die ganze Zeit waren es Stolberger Kinder, deren Näschen sie putzte, die sie tröstete und beim ersten Gang aufs Töpfchen begleitete. Nach der Lehrzeit trat die damals 19-Jährige eine Stelle in ihrem Heimatort Stolberg an, die Kinderkrippe war zu diesem Zeitpunkt im alten Markt untergebracht. Die Erzieherin weiß genau, dass es heute nicht mehr selbstverständlich ist, an einer Stelle im eigenem Heimatort für so lange Zeit arbeiten zu können. Dafür ist sie dankbar. Auf Stolpersteine blickt die für ihre Ordnungsliebe bekannte Walter trotzdem zurück.
Zur Wende kam die große Herausforderung: Kindergarten und Kinderkrippe wurden zusammengelegt. „Vor 25 Jahren mussten wir uns zusammenraufen, seitdem sieht man Gabi in die Rittergasse laufen“, erinnert Nagler in ihrem Gedicht an die Zeit. „Tante Gabi“ war ab diesem Moment Geschichte, nach westlichem Vorbild sollten die Kinder ihre Erzieherinnen nun beim Vornamen nennen. Es sei schon alles eine große Umstellung gewesen, stimmt Gabriele Walter zu. Plötzlich war auch der Beruf des Krippenerziehers nicht mehr viel Wert, Walter und viele Kollegen mussten sich fortbilden, ein Jahr nach Sangerhausen fahren. 1993 wurde Walter in Halle dann zur staatlich anerkannten Erzieherin geprüft.
Offene Art und Einsatzbereitschaft
Auch mit dem neuen Titel blieb die alte Leidenschaft für den Beruf. Unter Kollegen ist Gabriele Walter bekannt für ihre guten Ideen, die offene Art und die große Einsatzbereitschaft. Besonders für die traditionelle Märchenvorführung in der Vorweihnachtszeit engagiert sie sich, baut Kulissen und bastelt Requisiten, bis jeder Froschkönig und jede Frau Holle glücklich ist. Dabei steht die Freude der Kinder immer im Vordergrund. Diesen Grundsatz will Gabriele Walter auch die verbleibenden vier Jahre bis zum Ruhestand im Gepäck haben, wenn sie jeden Morgen in die Rittergasse läuft. (mz)