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Internet-Freundin schickt die Kolodziejs auf Spurensuche

Von Manfred Deideck 03.09.2004, 15:51

Sangerhausen/MZ. - Es war eigentlich mehr Zufall, dass sich die Kolodziejs mit der Geschichte des kleinen Ladens befassten. Seit September 1914 gibt es ihr Fachgeschäft. Dies fanden sie beim Durchforsten von Archiven heraus. Die Internet-Freundin aus Melbourne regte die Spurensuche an, berichtet die Sangerhäuser Geschäftsfrau und kam damit auf ihr Hobby zu sprechen. Sie ist ein Computerfreak.

"Wir sind immer auf der Suche nach originellen Ideen für Geschenke. So entstand auch die Rubrik 'Lustige Schnapsideen' und der Bereich Conifisiere", schildert die 40-Jährige die Entwicklung des Tabakladens in den letzten Jahren. Besonders Messen sind ihre "Fundgrube" für neue Anregungen. "Dort sieht und erfährt man, was neu auf den Markt kommt", meint Andreas Kolodziej. Da bleibt es natürlich nicht aus, dass der Nichtraucherin Margrit Kolodziej mal eine Zigarre verpasst wird. Da muss sie durch. Eine "Zino Platinum" war es erst kürzlich, die sie probieren musste, plaudert sie gern über Erlebnisse aus ihrem Alltag. Wichtig sind ihr auch die Bewertungen einer neuen Marke durch die Stammkunden. Geschmack, Aroma und so.

Die ständige Angebotserweiterung führte zwangsläufig zur Notwendigkeit, den Laden zu vergrößern. So wurde nicht nur die Fassade mit einem frischen Anstrich versehen, sondern es erfolgte auch ein Umbau. Die Verkaufsfläche wuchs ums Doppelte. Das war 2000.

Himmelfahrt und Valentinstag sind bei Kolodziejs immer dick angekreuzt. Da läuft das Geschäft besonders gut. Aber auch zu Weihnachten kann das Ehepaar über Zuspruch nicht klagen.

Rückblickend erinnert sich Margrit Kolodziej daran, dass nach der Wende das Geschäft boomte. Immer wie das Geld rein kam, zogen die Eltern los, um neu einzukaufen. "Sie unterstützten uns immer sehr", lobt die junge Unternehmerin. Margrit Kolodziej muss aber auch konstatieren: "Das Kaufverhalten hat sich sehr verändert. "Die Spontaneinkäufe gibt es kaum noch. Die Leute überlegen länger, bevor sie sich entscheiden. Sie legen auch mehr Wert auf eine gute Beratung", sagt sie und resümiert: "Zwölf Preiserhöhungen in den letzten Jahren machen das Geschäft mit Tabakwaren nicht gerade leichter." Die Kunden rechnen mit jeden Cent. So ist die Nachfrage bei Zigarettenpapier, -hülsen und Sticks für die selbst gefertigten "Stäbchen" stark gestiegen. "Es kommt deshalb gar zu Engpässen", berichtet die Fachverkäuferin.

Mit Sorge registriert die Geschäftsfrau und Mutter, dass die Kunden immer jünger werden. "Wenn ich mir übers Alter nicht sicher bin, wird der Ausweis verlangt."

In diesem Jahr haben sie wieder einmal Urlaub gemacht. Der Blick in andere Läden gehört zum Urlaubsprogramm und zur Ideenfindung. "Bei mir liegt stets ein Zettel und Stift auf dem Nachtisch", verrät Margrit Kolodziej eine Gewohnheit, um plötzliche Eingebungen ja nicht zu vergessen.

Nun wird jedenfalls erst einmal der "90." gefeiert. Zum Jubiläum und zum Kobermännchenfest gibt es eine Jubiläumszigarre und eine Zigarrenrollerin demonstriert die Kunst der Herstellung.