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Nur Notbetreuung Hoher Krankenstand bei den Erziehern: Allstedts Kitas in Personalnöten

In den Kitas Rotkäppchen und Am Kreuzberg in Allstedt ist derzeit nur Notbetreuung möglich. Die Eltern sind sauer: Sie müssen zahlen, obwohl das Kind daheim bleiben muss.

Von Grit Pommer 23.02.2022, 10:10
Ein Schild am Zaun der Kita Am Kreuzberg in Allstedt weist auf die besondere Situation hin.
Ein Schild am Zaun der Kita Am Kreuzberg in Allstedt weist auf die besondere Situation hin. (Foto: Maik Schumann)

Allstedt/MZ - Norman Bauerfeld ist sauer. So sauer, dass der Niederröblinger sich am Montagabend auf den Weg zur Stadtratssitzung in der Allstedter Zweifeldhalle gemacht hat. In der Bürgerfragestunde schildert er sein Problem, das zugleich auch das vieler weiterer Eltern ist: In der Kita Rotkäppchen und in der Kita am Kreuzberg, die seine Tochter besucht, gibt es zurzeit nur eine Notbetreuung. Ausschließlich Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, dürfen ihre Kinder bringen - alle anderen nicht.

Null Leistung, voller Beitrag

Bauerfelds Kleine war zuvor schon in Quarantäne gewesen. Nun muss sie weiter zu Hause bleiben. „Wir bekommen null Betreuungsleistung, warum müssen wir dann trotzdem die Elternbeiträge bezahlen?“, fragt er.

Allstedts Hauptamtsleiterin Evelyn Edler, zu deren Zuständigkeitsbereich die Kitas gehören, kennt das Problem. „Auch ganz persönlich“, erklärt sie.

Im Rotkäppchen, wo normalerweise 50 bis 60 Krippenkinder betreut werden, und in der Kita Kreuzberg mit ihren gut 80 Kita-Plätzen seien zurzeit sehr viele Erzieherinnen mit Corona infiziert. Wegen dieser Personalnotlage seien die beiden Einrichtungen in Absprache mit dem Jugendamt des Landkreises am Montag ganz geschlossen worden. Seit Dienstag sind sie von 6 bis 16 Uhr für die Notbetreuung geöffnet.

Zwei Erzieher sichern Notbetrieb in Allstedt

„Es gibt keine Rechtsgrundlage dafür, dass in so einer Situation Elternbeiträge erstattet werden“, erklärte Edler. 2020 und 2021, als die Kitas und Horte landesweit monatelang nur im Notbetrieb liefen, hatte Sachsen-Anhalt den Kommunen noch Geld erstattet, damit sie den Eltern die Beiträge erlassen konnten. Diese Möglichkeit gibt es jetzt nicht.

Eine Antwort, die Norman Bauerfeld erst mal so hinnehmen muss. Seine Frage indes hat auf ein Problem aufmerksam gemacht, das zurzeit viele Kindertagesstätten betrifft. Hinter den 2.118 neuen Fällen, die das Robert-Koch-Institut am Dienstag für die vorangegangenen sieben Tage in Mansfeld-Südharz meldete, stecken viele Kindergartenkinder und -erzieherinnen. Was kein Wunder ist angesichts der Betreuungssituation bei den Jüngsten, wo Abstände und Masken quasi ein Ding der Unmöglichkeit sind.

Im Rotkäppchen und in der Kita am Kreuzberg in Allstedt, die vom Kreisverband Mansfeld-Südharz der Arbeiterwohlfahrt (Awo) betrieben werden, sicherten am Dienstag jeweils zwei verbliebene Erzieherinnen den Notbetrieb ab.

Erzieher mit Corona infiziert

Die meisten anderen haben sich mit Corona angesteckt. Etliche sogar schon zum zweiten Mal innerhalb von zwei bis drei Monaten, wie Katharina Ruschke, die Geschäftsführerin des Awo-Kreisverbandes, im MZ-Gespräch berichtet. „Wir haben keine einzige Mitarbeiterin, die in Quarantäne musste, weil sie ungeimpft wäre“, sagt Ruschke. Alle, die fehlen, sind tatsächlich angesteckt und haben auch Symptome. Davon abgesehen gilt bei einem positiven Test ohnehin ein Betretungsverbot.

In den kommenden Tagen hofft die Geschäftsführerin, die jetzt zeitweise auch selbst mit in den Kitas aushilft, vor allem im Rotkäppchen auf eine Entspannung der Lage. In der Kita am Kreuzberg stehe man dagegen noch am Anfang der Erkrankungswelle. Dort wird es dauern, bis die meisten Erzieherinnen wieder an Bord sind.

„Wir halten alle zusammen und versuchen, alles, was irgendwie möglich ist, auch möglich zu machen“, sagt Ruschke. Kolleginnen seien freiwillig von ihrem geplanten Urlaub zurückgetreten, um in der Situation zu helfen. „Wir verstehen die Eltern in ihrem Ärger vollkommen“, sagt Ruschke. Aber an dem akuten Personalproblem komme man im Moment nicht vorbei.

Kinderalltag ohne Sorgen

Wobei die am Freitag veröffentlichte neue Quarantäneverordnung für Sachsen-Anhalt in den betroffenen Kitas das Problem verschärfe. Denn wenn positiv getestete Erzieherinnen in Quarantäne müssen, die Kinder aus ihrer Gruppe aber nicht mehr automatisch ebenso, dann fehlen am Ende trotzdem die Kräfte zur Betreuung.

Für Ruschke ist es unterdessen wichtig, dass die Kleinen trotz Corona einen ganz normalen Kita-Alltag erleben, mit Kuscheln, Spielen, Lachen und Singen. „Ich weiß, dass unsere Mitarbeiter das mit Herzblut machen“, sagt sie.